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Revanche - Exposure

Titel: Revanche - Exposure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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kerzengerade auf, stemmte beide Füße auf den Teppich. »Wo ist sie?«, wetterte er. Mit seinem Siegelring ungeduldig gegen das Kristallglas tippend, hörte er sich Hacketts Ausführungen an.
    Schweigen schloss sich an. Der Mann am anderen Ende der Leitung räusperte sich unbehaglich, worauf Grant ungehalten in den Hörer brüllte: »Ich denke nach.«
    »Ja, Sir.«
    Grant schwieg für eine lange Weile. Dann schnellte er in seinem Chefsessel vor, genehmigte sich einen Schluck
von der bernsteinfarbigen Flüssigkeit und stellte das Glas auf einem kleinen Beistelltisch ab. »Also«, begann er. »Ich habe mir Folgendes überlegt.« Er schilderte Hackett seine Pläne. »Und, was halten Sie davon?«, meinte er schließlich. »Ist das machbar?«
    »Das hängt von zwei Faktoren ab«, erwiderte Hackett. »Ich kümmere mich darum.«
    »Tun Sie das. Und dann melden Sie sich wieder bei mir.«
     
    Ungeduldig hüpfte Gracie von einem Bein aufs andere. Sie schwenkte ihre kleine amerikanische Flagge und zerrte am Arm ihrer Mutter. »Fängt es denn jetzt an, Maman?«
    »Ganz bestimmt, Herzchen.« Nicht weit von ihnen ertönten schon die Klänge der Highschool-Band. Gracie wurde zunehmend zappliger. Die Umstehenden lächelten nachsichtig.
    Die Uferpromenade und auch der Platz vor Rubys Pension füllten sich rasend schnell. Emma hatte gar nicht realisiert, wie viele Menschen auf Flannery Island lebten. Und irgendwie schien sich mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung vor Mackey’s General Store eingefunden zu haben, dort, wo auch sie jetzt mit Gracie stand.
    Eigentlich hätte sie sich die Parade zum vierten Juli lieber von ihrem Zimmerfenster aus angesehen, doch sobald Gracie die Menschenmassen entdeckte, hatte es für sie kein Halten mehr gegeben. Die Kleine schlüpfte kurzerhand in ihr süßes Matrosenkleid, hatte weiße Söckchen und ihre winzigen roten Lackschuhe übergestreift und so lange gebettelt, bis ihre Mutter schließlich kapitulierte.
Als Gracie sie schließlich durch die johlende Menge zerrte, machte Emma sich ernste Vorwürfe, dass sie dem Drängen einer Dreijährigen überhaupt nachgegeben hatte.
    »Ach, herrje, verzeihen Sie«, entschuldigte sich eine junge Frau, die Gracie versehentlich angerempelt hatte und die Kleine gemeinsam mit Emma wieder auf den Bürgersteig hievte. »Jemand hat mich geschubst und da hab ich das Gleichgewicht verloren. Du bist Gracie, nich?«, wollte sie wissen. Sie hockte sich vor die Kleine und wischte ihr ein paar imaginäre Stäubchen von dem plissierten Röckchen. »Mrs. Sands, ich bin Mary Kelly«, stellte sie sich vor. »Rubys Tochter.«
    »Schön, Sie kennen zu lernen, Cher !« Emma lachte erleichtert auf und kam sich ein bisschen meschugge vor. Meine Güte, Em, bleib auf dem Teppich, redete sie sich zu. Es ist doch nur eine Kleinstadt-Parade, was soll schon passieren? Seit ihrer Flucht vor sechs Wochen litt sie offenbar unter Verfolgungswahn.
    »Ich bin Gwacie«, flötete Gracie. »Ich bin drei!«
    »Ja, das hab ich schon gehört«, erwiderte Mary. Lächelnd zog sie Gracies Rock über dem steifen, kleinen Petticoat gerade. »Das ist aber ein schönes Kleid.«
    »Schööönes Kleid.« Gracie nickte und betrachtete sich selbstgefällig von oben bis unten. »Wie findest du meine Schuhe?«
    »Sie macht sich wahnsinnig gerne hübsch«, räumte Emma ein. »Ich dagegen war als Kind ein halber Junge. Dass sie so mädchenhaft feminin ist, finde ich regelrecht erstaunlich.«
    Verblüfft musterte Mary die große, blonde Frau. Sie fand Emma Sands ungeheuer feminin. Mit ihrem modisch
kinnlangen, gewellten Bob sah sie aus wie ein Model. Sie trug ein schlichtes, weißes T-Shirt mit Lochstickerei am V-Ausschnitt, die dreiviertellangen Ärmel bis zu den Ellbogen hochgeschoben, dazu olivfarbene Leinenshorts und weiße Keds. Bei diesem Aussehen und der weichen, akzentuierten Ausdrucksweise merkte man gleich, dass sie Welten von dem Provinznest Port Flannery trennten.
    »Wann beginnt hier eigentlich der Sommer?«, wollte Emma wissen. »In New Orleans ist es jetzt drückend heiß, aber hier weht immer ein angenehm kühler Wind.«
    »Ja«, meinte Mary wenig begeistert. »Das macht das Pazifikklima.«
    »Also, mir gefällt es hier«, räumte Emma ein. »Ich find’s richtig angenehm, dass man nachts bei offenem Fenster schlafen kann und frische Luft bekommt. Der Sommer im Süden ist so stickig, dass man es von Juni bis Ende September nur bei eingeschalteter Klimaanlage aushält.«
    »Aber wenigstens

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