Revanche - Exposure
Mary die zweite Kugel nicht auf ihr hübsches Kleid schmiert. Im Gegensatz zu dir«, erklärte Emma ruhig. Bevor Gracie es mit Weinen probierte, setzte sie streng hinzu: »Gracie bekommt überhaupt kein Eis, wenn sie jetzt nicht brav ist. Wenn du ein großes Mädchen bist, kannst du auch zwei Kugeln haben.«
Die Unterlippe trotzig vorgeschoben, betrachtete Gracie ihre Mutter für einen langen Augenblick. »Will aber zum Sheriff«, wagte sie einen letzten Versuch, wohl wissend, dass Emma ihre Drohung wahrmachen könnte. Sie streckte ihre kurzen Ärmchen nach ihm aus.
Emma warf einen skeptischen Blick auf Elvis’ frisch gebügeltes Diensthemd und die saubere Jeans. Bevor sie jedoch einwenden konnte, dass Gracie seine Dienstuniform mit ziemlicher Sicherheit fröhlich bekleckern würde, hob er Gracie von ihrem Schoß. Er schwang sich auf den Barstuhl und setzte die Kleine auf seine Schenkel. Zog ein paar Servietten aus dem Spender und wickelte eine um das Hörnchen, das Sam ihm reichte. »Mmh, lecker, Erdbeer.«
Gracie strahlte zu ihm auf. »Gwacies Lieblingseis. Möchtest du mal lecken?«
»Gern, Gracie.«
»Aber nicht die große Erdbeere, ja?« Mit beiden Händen hielt sie ihm das Eis hin. »Die ist für Gwacie.«
Über den Kopf der Kleinen warf Elvis einen Blick zu Emma. Er öffnete den Mund und ließ seine Zungenspitze genüsslich über die Eiskugel gleiten. Während er die sahnig schmelzende Masse abschleckte, wanderten seine Augen zu ihren Brüsten. Dann hob er die Lider, versank erneut in Emmas Tiefen. »Traumhaft gut«, sagte er rau.
Es fehlte nicht viel, und Emma hätte sich ihre Vanilleeiskugel kurzerhand in den Ausschnitt ihres T-Shirts gekippt, um sich damit abzukühlen. Behutsam an ihrem Hörnchen leckend, kämpfte sie gegen das Gefühl an, von einer glutheißen Woge überrollt zu werden. Dieser verfluchte Kerl! Was sollte dieses Getue? Entschlossen drehte sie sich von ihm weg und wandte sich Mary zu.
Als Gracie ihr Eis endlich aufgegessen hatte, war Emma fertig mit den Nerven. Elvis Donnelly ließ sich nicht schnöde ignorieren. Wann immer Gracie ihn etwas fragte - und das tat der kleine Naseweis ständig -, antwortete er ihr ausführlich und setzte dann jedes Mal hinzu: »Aber vielleicht liege ich auch falsch, Schätzchen. Frag doch mal deine Mami, was sie dazu meint.«
Was Gracie sich natürlich nicht zweimal sagen ließ. Worauf Emma sich notgedrungen wieder zu ihm umdrehen musste.
Irgendwann flüchtete sie sich mit Mary und Gracie zurück in die Pension. Sie plauderte im Vorbeigehen mit den Kellys, bevor sie Gracie hinaufbrachte und ihr Gesicht und Hände wusch. Zähneknirschend musste sie einräumen, dass Elvis seine Sache gut gemacht hatte. Ihre Tochter sah noch relativ sauber aus - aber vermutlich war dabei ein Haufen Servietten draufgegangen.
Vom Fenster aus verfolgten sie das Ende des Festumzugs.
Dann wurde es Zeit für das Mittagessen. Obwohl Gracie müde war, bestand Emma darauf, dass sie nach dem Eis noch etwas Nahrhafteres essen sollte. Sie gingen hinunter und setzten sich an einen Tisch, bevor sich das Café mit den Besuchern der Parade füllte.
Nach dem Essen streunte Grace wie üblich im Gastraum herum, Emma blätterte bei einer Tasse Kaffee durch die Zeitung. Sie plauderte kurz mit Ruby, als diese ihr nachfüllte. Schließlich erhob sie sich und sah sich lächelnd nach ihrer Tochter um. Jetzt war ein ausgedehnter Mittagsschlaf angesagt, damit Gracie auch fit wäre für das abendliche Feuerwerk.
»Na, komm schon, Engelchen.« Sie bückte sich unter den Tisch. »Wir müssen gehen.«
Aber da war Gracie nicht.
Emma spähte unter Tisch sieben, der meist leer blieb, weil er ungünstig im Zugangsbereich der Küche stand. Dort war Gracie auch nicht. Ihr Lächeln gefror. Sie rappelte sich auf und suchte mit den Augen jede Ecke und jeden Winkel von Ruby’s Café ab.
Das leichte Engegefühl in ihrer Brust verstärkte sich zunehmend, als sie schließlich merkte, dass Gracie unauffindbar blieb.
7
Elvis tippte eben einen Bericht auf seiner Computertastatur - mit dem rechten Zeigefinger und einer Bleistiftspitze, die er mit seiner Prothese umklammerte -, als Emma in sein Büro stürmte. Da sie ohne Gracie kam, dachte er
zunächst, dass sie ihn für sein Verhalten am Morgen zur Rede stellen wollte.
Er richtete sich auf, sein Herzschlag beschleunigte sich. Vorhin, in Sams Laden, hatte es ihn regelrecht gereizt, sie ein bisschen anzumachen. Und offen gestanden fühlte er sich danach
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