Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Revanche - Exposure

Titel: Revanche - Exposure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
haben Sie einen richtigen Sommer.« Mary zuckte mit den Schultern. »Na ja, heute ist erst der vierte Juli, vielleicht haben wir noch eine Chance.«
    Nach zwei, drei misstönenden Versuchen spielte die Musikgruppe einen Marsch und paradierte im Stechschritt durch die Straßen. Hellauf begeistert reckte Gracie den Kopf, um besser sehen zu können. Aus Furcht, dass sie noch einmal auf die Straße laufen könnte, nahm Emma sie auf die Schultern. Gracie klammerte sich an ihre Haare, während sie aufgeregt hopste und ihr Fähnchen schwenkte. Dabei bohrte sich die dünne Fahnenstange empfindlich in Emmas Kopfhaut, und Emma schob die Flagge in Gracies Hand ein Stückchen höher.
Lachend fing sie Marys fragenden Blick auf. Sie tippte das junge Mädchen kumpelhaft mit der Hüfte an und meinte: »Es ist Gracies erste Parade. Das merkt man, was?«
    Auf die Marschkapelle folgte eine Trommlergruppe, und Gracie klatschte ausgelassen in die Hände, als sie mit strahlenden Augen die im Gleichschritt marschierenden jungen Mädchen in ihren weißen, troddelbesetzten Stiefeln und den kurzen, schwingenden Röckchen verfolgte. Dabei ließ sie prompt die Flagge fallen. Mary hob sie ihr auf.
    Den Trommlerinnen folgte die Independence-Day-Prinzessin mit ihrem Gefolge. Jede der jungen Frauen saß im Fond eines funkelnagelneuen Cabrios, auf dessen Türen für den ortsansässigen Buickhändler geworben wurde. Sie drehten den Kopf anmutig von einer Seite zur anderen, lächelten ihr Schönheitsköniginnen-Lächeln und winkten huldvoll ins Publikum. Gracie war total verzückt, vor allem wegen der Prinzessin, einer sommersprossigen Brünetten mit funkelnder Strasstiara im Haar. Sie trug ein weißseidenes Abendkleid und thronte in einem knallroten Sportwagen.
    Dann kamen die Clowns. Emma ging davon aus, dass sie Gracie besonders viel Freude machen würden. Und so war es auch, bis einer direkt auf sie zusteuerte. Er wollte Gracie nur ein Bonbon schenken, trat dabei jedoch ziemlich dicht an das Kind heran. Emma war sich nicht sicher, ob es an seiner schrillen Schminke oder der scheußlichen Perücke lag, jedenfalls ängstigte sich Gracie halb zu Tode.
    Mit einem entsetzten Aufschrei schrak sie vor dem bemalten Gesicht zurück, krallte ihre kleinen Fäuste panisch
in Emmas Haare. Ihre Mutter hob sie von den Schultern und nahm sie tröstend in die Arme. Zwecklos. Gracie vergrub schluchzend das Gesicht an Emmas Schulter und klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihren Hals. Schließlich spähte Emma über den Kopf der Kleinen hinweg zu Mary und zuckte ratlos mit den Achseln. »Ich geh mit ihr zu Mackey’s und kauf ihr ein Eis. Wenn Sie mitkommen möchten, spendiere ich Ihnen auch eins, Mary.« Der ansteigende Geräuschpegel rings um sie herum belehrte sie eines Besseren. » Mais non «, entfuhr es ihr, »was red ich für einen Mist! Sie sind schließlich wegen der Parade hergekommen, die sicher noch lange nicht zu Ende ist.«
    Mary schnaubte. »Na und? Die seh ich schließlich jedes Jahr! Da komm ich lieber mit.« Es war nicht das versprochene Eis, das Mary dazu bewog, sondern die Faszination, die diese attraktive Fremde und ihr süßer Fratz auf sie ausübten. Das junge Mädchen ging voraus und bahnte ihnen den Weg durch die johlende Menge.
    In dem warmen, ruhigen Geschäft entspannte Gracie zusehends auf Emmas Arm. Ihr hysterisches Weinen verebbte bis auf ein gelegentliches hicksendes Schluchzen, und sie schmiegte sich friedlich an die Brust ihrer Mutter. Emma streichelte ihr beruhigend über den Rücken, während sie in den hinteren Teil des Ladens strebte, wo eine altmodische Eistheke stand. Dort stieß sie zu ihrer Verblüffung auf Elvis Donnelly und Sam Mackey. Die beiden saßen auf Barstühlen mit rotem Kunstlederbezug, tranken Kaffee und plauderten wie gute, alte Freunde miteinander.
    »Na, das ist mal’ne Überraschung«, sagte sie, während sie mit Gracie im Arm auf einen der Barhocker glitt. »Sie
sind miteinander befreundet? Ich wusste ja gar nicht, dass Sie sich kennen.« Gemessen an der Größe der Insel und der kurzen Zeitspanne ihres Aufenthalts redete sie wahrscheinlich kompletten Schwachsinn. Aber andererseits - wer kam schon darauf, dass das zum Sheriff mutierte Enfant terrible und der angesehene Ladenbesitzer Freunde waren?
    »Hier in dem Kaff kennt doch jeder jeden«, erklärte Mary. Sie setzte sich auf den Hocker neben Emma.
    »Ein wahres Wort.« Sam nickte. »Aber Elvis und ich kennen uns verdammt gut. Und seit Urzeiten, was

Weitere Kostenlose Bücher