Revanche - Exposure
eben noch mal warmmachen?« Er trat an den Tresen und hielt ihr den Becher hin.
Ruby sah ihm nach, als er hinausging. Sobald sie sich umdrehte, gewahrte sie, dass Emma dasselbe tat. »Wieso springen Sie eigentlich so hart mit dem Mann um?«
Der sehnsuchtsvolle Ausdruck in ihren Augen war mit einem Mal wie weggewischt. »Weil er mich vorsätzlich irregeführt hat. Genau genommen hat er mich geradezu angelogen!«
»Niemals«, widersprach Ruby, »das würde er nie tun.« Sie zuckte beiläufig mit den Schultern. »Und wenn schon, ist doch keine große Sache, oder? Wollen Sie Ihr ganzes Leben lang vor irgendwas davonlaufen, Emma? Glauben Sie mir, Schätzchen, hier sind Sie erst einmal sicher. Darum wird sich Donnelly schon persönlich kümmern.« Sie lachte.
Emma wunderte sich schon lange nicht mehr, dass die gesamte Insel von ihren Problemen zu wissen schien. Vielleicht nicht bis ins kleinste Detail, aber immerhin so viel, dass sie von einem einflussreichen Verwandten behelligt wurde, der ihr Kind bedrohte. Und dass Elvis Donnelly ihrer Abreise einen Riegel vorgeschoben hatte.
Emma sah die Pensionswirtin schief an. »Seit wann sind Sie ein Fan von Elvis Donnelly?«, fragte sie trocken. »Das ist ja ganz was Neues, Ruby.«
Ruby zuckte mit den Achseln. »Moment mal, er ist ein prima Sheriff - das hab ich nie abgestritten. Zudem ist er … anders, seit Sie hier sind. Irgendwie zugänglicher.
Und er kümmert sich rührend um Ihre Kleine. Wenn einer für ihren Schutz sorgen kann, dann er.«
»Ich fass es nicht«, murmelte Emma kopfschüttelnd.
»Tja, ehrlich gesagt wundert mich das auch«, räumte Ruby entwaffnend offen ein. »Jedenfalls halte ich Ihre Abreise für keine so gute Idee. Wenn Sie mich fragen …«
»Tu ich aber nicht.«
»… sollten Sie sich das noch einmal reiflich überlegen, Emma.« Ruby legte eine Hand auf die bauchige Kaffeekanne und prüfte, ob sie noch heiß war. Dann goss sie ihnen nach. »Einmal angenommen, Sie verlassen die Insel und schütteln diesen Kerl wirklich ab. Was dann, Emma? Irgendwann ist er Ihnen doch wieder auf der Spur. Womöglich noch in irgendeiner Stadt, wo Sie niemanden kennen? An wen wollen Sie sich dann wenden? Hier kennen Sie wenigstens ein paar Leute, die Ihnen helfen. Und einen Polizisten, das ist ein großes Plus. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten irgendeinem wildfremden Cop Ihre Story plausibel machen, damit er irgendwas unternimmt. Und überhaupt. Wie lange wollen Sie noch türmen? Gracie möchte doch sicher mit Gleichaltrigen spielen. Zudem müsste sie in einem Kindergarten angemeldet werden. Wo …«
»Okay, okay, Cher ; ich hab’s kapiert.« Emma verbarg das Gesicht in den aufgestützten Händen. » Dieu , ist das eine verfahrene Kiste.« Fahrig ließ sie die Finger durch ihr Haar gleiten und spähte zu der älteren Frau. »Ruby, tun Sie mir einen Gefallen. Können wir nicht mal für einen klitzekleinen Augenblick von was anderem sprechen?«
»Klar, kein Problem. Da, essen Sie Ihr Obst.« Ruby schob Emma den Teller hin. »Also gut, Themawechsel.
Was halten Sie davon, wenn wir beide morgen Abend einen Abstecher in den Anchor machen, ein paar Bierchen zwitschern und ein bisschen tanzen? Sie brauchen nämlich dringend mal’ne kleine Abwechslung.«
»Emma.« Mist. Mit Elvis hatte sie am allerwenigsten gerechnet. »Ich möchte kurz mit Ihnen reden.«
Seufzend kroch sie unter der Kühlerhaube von Mavis Blackertons Ford hervor und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. »Was ist denn jetzt wieder, Sheriff?«
Sogleich bedauerte sie ihren aggressiven Ton. Nach dem Gespräch mit Ruby hatte sie sich fest vorgenommen, Elvis künftig nicht mehr so hart anzugehen. Vielleicht hatte Ruby ja Recht. Sie winkte entschuldigend ab. »Ist mir nur so rausgerutscht.« Nachdem sie die dünnen Latexhandschuhe abgestreift hatte, konzentrierte sie sich auf den hoch gewachsenen Sheriff. »Was kann ich für Sie tun, Elvis?«
Gute Frage. Elvis hatte da ein paar wirklich heiße, anregende Ideen auf Lager. Aber die behielt er geflissentlich für sich. Ihr weich-gedehnter Südstaatenakzent jagte ihm noch jedes Mal ein erotisches Prickeln über den Rücken. Auch wenn sie ihn gnadenlos niederbügelte. Irrwitzigerweise fand er ihre ständigen Kontroversen richtig erregend. »Ich, ähm …« Er räusperte sich. »Ich komme wegen dieser Videos. Ich weiß, sie sind sehr persönlich, Em, trotzdem würde ich sie mir gern einmal anschauen.«
»Geht nicht, sie sind weg.« Zum ersten
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