Revolte auf Luna
am besten wissen; ich hatte Glück und mehrere Transfusionen gebraucht, um nach meinem Unfall mit dem Leben davonzukommen -und mein Arm war im Vergleich zu Shortys Bein noch harmlos.) »Shorty war mein bester Freund in Luna City und einer meiner besten Freunde überhaupt«, fuhr Wyo ruhig fort. »Ich habe ihn als Mann bewundert -er war loyal, ehrlich, intelligent, feinfühlig,rücksichtsvoll und tapfer -, aber hast du mich um ihn trauern gesehen?«
»Nein. Dazu wäre es auch zu spät.«
»Für die Trauer ist es nie zu spät. Ich habe von der ersten Sekunde an um ihn getrauert, aber unsere Aufgabe ist wichtiger als derartige Regungen. Mannie, ich hätte Shorty selbst eliminiert, wenn Luna dadurch frei geworden wäre.Oder dich.Oder mich.
Und du willst nicht einmal einen Computer sprengen!«
»Nein, das ist es nicht!« protestierte ich sofort. »Was würde passieren, wenn ich Mike in die Luft jagen würde? Kannst du dir das vorstellen?«
»Ich weiß es nicht genau. Aber die Verwirrung wäre jedenfalls groß, und wir könnten . ..«
»Schon gut, du weißt es nicht. Die allgemeine Verwirrung wäre allerdings groß. Die Nachrichtenverbindungen würden zusammenbrechen. Der Verkehr zwischen den Stockwerken würde zum Erliegen kommen. Hongkong hat eine eigene Stromversorgung, aber L-City und Novilen undalle übrigen Siedlungen bekämen plötzlich keine Energie mehr. Völlige Dunkelheit. Die Luft wird schlecht und stickig. Dann sinken Temperatur und Luftdruck. Wo ist dein Druckanzug?«
»Ich habe ihn in der Rohrstation West zur Aufbewahrung gegeben.«
»Meiner hängt auch dort. Glaubst du, daß du deinen Weg dorthin findest? Bei völliger Dunkelheit? Und rechtzeitig? Ich weiß nicht, ob ich es könnte, obwohl ich hier geboren bin. Wir Loonies sind zäh; das müssen wir auch sein -aber in der Dunkelheit schnappt bestimmt jeder zehnte über. Hast du dir gleich neue Sauerstoffflaschen geben lassen oder hattest du es zu eilig?
Glaubst du, daß dein Druckanzug noch dort hängt, wenn Tausende auf der Suche nach einem Anzug sind?«
»Gibt es hier keine Vorkehrungen für Notfälle? In Hongkong Luna ist für alles vorgesorgt.«
»Ja, es gabt natürlich einige unzureichende Vorkehrungen.Es war bestimmt falsch, Mike alle diese Aufgaben zu übertragen, aber der Verwaltung kommt es nur darauf an, möglichst wenig auszugeben. Wyo, ich bezweifle, daß Luna City verloren wäre, wenn Mike gesprengt würde. Loonies sind geschickte Techniker und könnten die Zeit bis zur Reparatur irgendwie überbrücken.
Aber viele würden sterben, und die Überlebenden hätten keine Zeit für Politik.« Ich schüttelte den Kopf. »Wenn du so intelligent wie schön wärest, würdest du nicht daran denken, Mike zu sprengen; du würdest überlegen, wie wir ihn auf unsere Seite bringen können.«
»Was soll das heißen?« fragte sie. »Die Computer werden von der Verwaltung kontrolliert.«
»Irrtum«, antwortete ich. »Mike wird von niemand kontrolliert; er ist viel zu intelligent und trifft selbständige Entscheidungen.
Das ist nur gut, denn sonst würde das System nicht funktionieren.«
»Ich weiß trotzdem nicht, was du mit >auf unsere Seite bringen< meinst.«
»Oh. Mike ist natürlich eine Maschine und deshalb nicht zur Loyalität gegenüber der Verwaltung verpflichtet. Wollte ich zum Beispiel die Nachrichtenverbindungen stören, ohne die Luft-und Wasserversorgung zu unterbrechen,würde ich mit Mike reden.«
»Könntest du ihn nicht einfach entsprechend programmieren?«
»Schon der Versuch, Mike dieses Programm einzugeben,würde automatisch zur Alarmierung des Aufsichtspersonals führen. Aber wenn Mike wollte...« Ich erzählte ihr von dem Scheck über zehn Billiarden. »Mike ist einsam und sucht Freunde,Wyo.
Und du kannst mir glauben, daß es keine schlechte Idee wäre, ihn in unserer Ecke zu habe«, bevor wir uns auf etwas Gefährliches einlassen.«
»Ich wollte, ich könnte Mike in seinem Keller besuchen«, meinte Wyo nachdenklich. »Glaubst du, daß sich das machen ließe?«
»Oh, wir brauchen nicht zu ihm. Mike ist telefonisch erreichbar.Sollen wir ihn anrufen?«
Wyo stand auf. »Mannie, du bist der verrückteste Kerl, den ich kenne.Welche Nummer hat er?«
»Wahrscheinlich macht das der Umgang mit Computern.« Ich ging ans Telefon. »Noch etwas, Wyo. Du erreichst bei Männern alles durch einen gekonnten Augenaufschlag und Hüftwackeln.«
»Nun... manchmal. Aber ich habe auch einen Verstand.«
»Dann benutzt du ihn hoffentlich.
Weitere Kostenlose Bücher