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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Meer, das Kleid platzt beinahe. Unter diesem Arsch könnten drei Familien zu Mittag essen – wenn es regnet, blieben sie trocken. Die Männer rammen hohe Pfähle ein und spannen eine Plane darüber. Darunter stellen sie einen soliden Sessel, in den sich die mama setzt. Ein Mann kommt auf uns zu.
    »Stellt euch in einer Reihe auf«, sagt er. Wir bauen uns auf, ohne viel Geschiebe, denn jeder sieht, wer die Starken sind. Ich stehe ziemlich weit vorn, direkt hinter Shirazi. Wir nähern uns der Plane.
    »Geh voran«, sagt Shirazi und zieht mich vor sich. Er redet nicht gern mit den wichtigen Leuten. Langsam schieben wir uns auf die mama zu. Sie redet mit dem Mann, der neben ihr steht und die Leute fragt, was sie können. Es sind Minenarbeiter. Sie können in einen Stein hacken. Die mama nimmt die Leute, die stark und gesund aussehen. Wir sind nicht gesund, sondern hungrig und durstig. Wir brauchen ein Ja. Ich schaue auf das Holz. Als wir vor ihr stehen, grüße ich anständig, zeige auf Shirazi und sage: »Wir sind Zimmerleute und können mit Sprengstoff umgehen.« Ich habe in meinem ganzen Leben keine zwei Latten Holz zusammengenagelt.
    »Könnt ihr einen Zaun bauen?«, will der Mann wissen.
    »Ja, wir haben schon viele Zäune gebaut. Wir können auch solide Leitern für den Schacht zimmern.«
    Er zeigt auf die Gruppe der eingestellten Arbeiter. Plötzlich sind alle in der Schlange Zimmerleute, aber jetzt ist es zu spät. Wir müssen sofort den Lastwagen abladen. Es sind beinahe fertige Wände, Bodenbretter und Dachplatten für ein kleines Haus und einen Schuppen. Ein Mann vom West-Kilimandscharo ist dabei, er soll die Sachen aufbauen.
    » Shikamoo mzee «, sage ich respektvoll. »Wir können dir helfen.« Er sagt uns, was wir zu tun haben. Trotz unseres Durstes laufen und springen wir, das ist jetzt wichtig. Der Schuppen ist vermutlich für den Generator und den Kompressor. Aber das Haus? Der Mann grinst mich an.
    »Ihr seid keine Zimmerleute«, sagt er.
    »Wir sind bei weitem nicht so tüchtig wie du«, antworte ich. »Aber wir würden es sehr gern lernen. Arbeitest du hier?«
    »Nein. Ich baue Häuser. Ich soll lediglich das Haus und den Schuppen bauen, die sie bei mir gekauft haben.«
    Shirazi dreht eine Zigarette aus unserem letzten Tabak und bietet sie dem Mann an. Er schüttelt den Kopf und zieht eine ganze Schachtel Zigaretten heraus, Embassy. Lächelnd bietet er sie uns an.
    »Könnt ihr einen Zaun bauen?«, fragt er uns. Was sollen wir sagen? Wir sagen nichts.
    »Okay.« Er fängt an, es uns zu erklären. Alles: Löcher graben für die Pfosten, Querlatten montieren, Bretter annageln. Er ist ein großer Handwerker, sehr freundlich.
    »Was wollen sie mit dem Haus?«, erkundige ich mich.
    » Mama will darin wohnen.«
    »Das glaub ich nicht!«, ruft Shirazi. Er lacht und schüttelt den Kopf. Der Mann nickt.
    »Wirklich?«, frage ich nach. Die erste Frau in Zaire, mama Bomani. Der Mann erzählt, dass der Handlanger, der uns eingestellt hat, ihr Neffe ist, Makamba. Außerdem gibt es noch zwei Wachmänner, die pangas und lange Knüppel haben. Ein Koch beginnt mit der Arbeit. Wir bekommen etwas zu essen. Denselben Schweinefraß wie immer, aber es reicht, und das Wasser ist gut. Wir bekommen auch Tee mit Milch und Zucker. Uhhh , sehr gut.
    Am Abend fährt der Land Cruiser mit der fetten mama davon. Das Haus ist noch nicht fertig, und der tüchtige Zimmermann bleibt über Nacht – wir können ihn über alle Tricks mit Holz befragen. Makamba, mamas rechte Hand, bleibt auch; die Arbeiter haben ihn bereits bwana -Neun-Millimeter getauft, weil er unter seiner Jacke eine Pistole im Schulterhalfter trägt.
    In den nächsten Tagen helfen wir beim Hausbau und fangen mit dem Zaun an, während die andern sich in den Felsboden hacken, klopfen und sprengen. Das Haus wird fertig, und der gute Handwerker verlässt uns. Und mama Bomani kommt – sie übernachtet im Haus –, eine Frau in Zaire.
    Shirazi und ich bauen den Zaun; uns werden ein paar junge Männer zugeteilt, wir sind die Vorarbeiter. Der Zaun zieht sich einmal rund um das Minengelände und endet in einem Tor mit Schloss – niemand kann von außen sehen, was auf dem Gelände vor sich geht. Große Sicherheit für alle. Gleichzeitig graben die anderen Arbeiter den Schacht – schon bald werden sie Leitern brauchen.
    Ich baue Leitern aus ungehobelten Latten, die ich mit Nägeln zusammenhämmere. Shirazi arbeitet mit mir zusammen. Alle vier bis fünf Meter verschiebt sich

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