Revolution - Erzählungen
unseren Müttern nach Hause laufen«, fahre ich fort. Hamza grinst.
»Ich dachte, du wärst ein guter Dieb, Moses.« Ich grinse zurück.
»Tja, ich bin gut. Aber hier gibt es nichts zu stehlen.«
» Tsk . Das Leben ist ein großes Problem.«
Ich stecke meine selbstgedrehte Zigarette zwischen die Lippen und klopfe mir auf die Taschen.
»Hast du Feuer?«
»Ja«, erwidert Hamza, denn er ist verrückt danach, jedem sein besonderes Benzinfeuerzeug aus den USA zu zeigen, ein Zippo. Ich stehe auf und gehe auf ihn zu. Es ist jetzt beinahe dunkel. Ich beuge mich vor, die Hände auf den Knien. Die Pistole liegt ruhig auf dem Oberschenkel, das Zippo hält Hamza in der anderen Hand. Er öffnet den Deckel und zündet. Hält es vor meine Zigarette und schaut auf die Flamme, während ich mit der Zigarette näher komme. Gleichzeitig fährt meine rechte Hand nach oben und stößt das verborgene Messer direkt in Hamzas Hals – ich will ihn vernichten, ich drehe es durch alles, was in seinem Hals steckt. Ja, ich glaube, er mag es, wenn Dinge in ihn gesteckt werden. Hamza reißt die Augen auf, Blut spritzt. Er kann nicht einmal mehr den Finger um den Abzug der Pistole krümmen. Nur ein blubberndes Geräusch aus dem Hals, dann fällt er hintenüber. Tot.
»Tja, Hamza«, sage ich. »Das Leben ist ein großes Problem. Aber du hast jetzt keine Probleme mehr.« Ich lasse das Vorhängeschloss am Tor einschnappen, damit niemand durchs Tor kommen kann. Die Geldscheine sind in Hamzas Hosentasche. Gibt’s auch einen Stein? Ich suche am Gaumen, in der Mundhöhle, unter der Zunge. Nichts. Öffne die Hose, fasse an die Pumpe, um die Vorhaut zurückzuziehen. Aber Hamza ist einer von Allahs Söhnen – beschnitten. Ich finde nur den Gestank nach Dreck. Ich muss mich mit dem Geld begnügen, aber es ist genug, um unser Leben ein paar Tage zu retten. Hinter mir höre ich Schritte. Shirazi.
»Was hast du getan?«
»Geld besorgt«, sage ich und untersuche Hamzas Motorrad. Es ist mit einer kräftigen Kette abgeschlossen, und in seinen Taschen habe ich keinen Schlüssel gefunden. Er muss ihn irgendwo versteckt haben, aber jetzt ist es dunkel, und ich kann nicht danach suchen. Wir haben keine funktionierenden Lampen. Und ich habe kein Werkzeug, um die Kette zu knacken, und nicht die Kraft, um die Maschine drei Kilometer bis zu meinem Freund Buxton zu schleppen. Aber Hamza müssen wir schleppen.
»Können wir ihn nicht einfach liegen lassen?«, flüstert Shirazi in der Dunkelheit.
»Nein. Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir hungern.« Wir schleifen die Leiche durch ein Loch im Bretterzaun, einen Hügel hinauf. Der Himmel ist bedeckt, die Nacht ohne Sterne. Sieben Jahre habe ich unablässig Staub eingeatmet. Die Lungen sind verstopft, das Atmen fällt mir schwer. Endlich erreichen wir einen der verlassenen Minenschächte – ich habe darin gearbeitet und kenne dessen Tiefe; wir lassen die Leiche fallen. Wird irgendjemand feststellen, dass Hamza bereits tot war, als er hinunterfiel? Niemand wird so etwas untersuchen, in Afrika gibt es genug Menschen.
Shirazi hat sich auf den Boden gesetzt. Müde. Morgen wird die Sonne aufgehen und uns wie Zweige verbrennen.
»Wir müssen los«, sage ich und ziehe ihn an der Hand hoch. Wir gehen zu mzee Akrabis Mine und schlafen ein paar Stunden. Ich wecke Shirazi in der Dunkelheit, denn wir müssen aufbrechen, bevor es hell wird. Langsam trotten wir über die holprige Schotterpiste nach Mererani Township. Es dauert lange, die Sonne geht auf. Überall Fliegen. Immer. Die Fliegen sind durstig und landen auf den feuchten Stellen an Augen und Mund. Wir erreichen Mererani. Sofort suchen wir nach einem Esel mit einem Kanister. Für einen Geldschein gibt der Mann uns sauberes Wasser. Wir trinken vorsichtig, damit wir uns nicht übergeben müssen.
Wir gehen zu einer mama mtilie , die ihre Garküche unter einem Baum betreibt. Wir essen gut und ruhen uns den größten Teil des Tages im Schatten aus. Dann kaufen wir Lebensmittel und Wasser. Und trinken guten starken Tee mit einer Unmenge Zucker. Wir müssen zurück nach Zaire; das Geld ist so gut wie verbraucht, wir müssen Arbeit finden, bevor wir wieder hungern.
Auf dem Weg über die Anhöhe kommen uns Zwischenhändler auf Motorrädern entgegen. Sie fahren in die entgegengesetzte Richtung. Heute Nacht werden sie in einem richtigen Bett liegen, vielleicht mit einer Frau.
Ein alter Mann mit einem Esel, beladen mit leeren Gemüsekörben und Wasserkanistern.
» Shikamoo
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