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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Bomani ist noch nicht zurückgekommen. Die Mine steht still. Die Wachmänner am Haus und am Tor wissen nichts.
    Ich trinke Wasser und pisse auf die Abraumhalden. Die injection aus den USA wirkt perfekt – keinerlei Schmerzanfälle. Der Boss der Nachbarmine kommt in seinem Land Rover. Ich laufe zum Auto.
    » Bwana Savio, haben Sie Arbeit für mich?«, rufe ich. Er bremst.
    »Wer bist du?«, fragt er mich durchs Fenster.
    »Ich arbeite seit acht Jahren in den Minen. Ich heiße Moses. Alle Methoden sind mir bekannt.«
    »Moses? Ich habe von dir gehört.«
    »Haben Sie gehört, ich sei tüchtig?«
    »Die Leute um dich herum sterben«, erwidert er.
    »Nein, nein!«
    »Verschwinde!« Er fährt weiter.
    Am Abend klettern wir mit den anderen Arbeitern die Leiter hinunter, um im Warmen zu schlafen.
    »Komm mit«, flüstere ich Shirazi zu. Er stellt keine Fragen, folgt mir nur in einen unfruchtbaren Stollen, in dem die Luft dünn ist, aber wir brauchen etwas Abgeschiedenheit. Wir haben nur das schwache Licht unserer verbrauchten Taschenlampenbatterien. Die Flasche, die ich in Moshi gekauft habe, steckt hinter meinem Gürtel. Ich ziehe sie heraus.
    » Eeehhh !«, stößt Shirazi aus. Ich reiche sie ihm. Er trinkt. » Tembo «, sagt er – Elefant – und trinkt noch einmal. Wir teilen die Flasche. Und rauchen einen Joint bhangi . Wir sind high. Eine Schlange kommt – er will auch einen Zug. Shirazi gibt ihm den Joint.
    »Willst du auch einen Schluck gongo ?«
    »Ja.«
    »Glaubst du, dass er damit klarkommt?« Shirazi ist skeptisch.
    »Na klar«, erwidert der Junge und setzt die Flasche an.
    »Trink noch einen Schluck«, fordere ich ihn auf, denn ich möchte ihn high sehen. Mein Körper ist wieder okay – der Stein des Bösen wurde mit der Pisse herausgespült.
    » Tembo «, sagt die Schlange, ich reiche ihm den Joint. Shirazi sieht mich an, ich hebe die Augenbrauen, nicke. Wir leeren die Flasche zusammen mit der Schlange. Er ist jetzt high, ihm ist schwindlig, er ist müde. Shirazi packt die Schlange von hinten, mit einem harten Griff um den Hals.
    »Wenn du schreist, breche ich dir das Genick«, sagt er und dreht die Schlange auf den Bauch. Die Schlange atmet hastig, er hat Angst, gibt aber kein Geräusch von sich. In der undurchdringlichen Dunkelheit könnte er ebenso gut ein Mädchen sein. Ich ziehe ihr die Hose herunter und spreize die Beine des Mädchens, spucke und presse meine Pumpe in sie, pumpe sie hart – eeehhh –, ich bin eine große Maschine in der strammen Papaya. Spritze. Wir tauschen, Shirazi pumpt sie. Wir sind fertig. Jetzt kann sie wieder Schlange sein.
    VII
    Nach vier Tagen kommen mama Bomani und Makamba zurück. Die Arbeit wird wieder aufgenommen. Tag und Nacht. Wir verfolgen eine neue Ader. Endlich sieht es gut aus – es kann nicht schiefgehen. Wir haben sie fast erreicht. Wir müssen noch einmal sprengen. Alle sind nach oben geschickt worden, denn es besteht Einsturzgefahr. Ich soll die Explosion mit Shirazi auslösen. In den Löchern, die wir in den Felsen gehackt haben, stecken kleine Klumpen Semtex. Wir haben Glück, dass wir nicht mit Lunten arbeiten müssen. Wir haben Zünder und ziehen Kabel bis zum Gang und um eine Ecke. Man soll sich mindestens achtzig Meter entfernen und Deckung suchen. Wenn man Pech hat, stürzt die gesamte Mine ein. Tot. Ich drücke mich in eine Nische, habe mir Stofffetzen in die Ohren gestopft und ein Taschentuch vor den Mund gebunden. Dann nicke ich Shirazi zu und verbinde die Kabel mit der Batterie. Ein gewaltiger Schlag – Luftdruck –, Staub quillt uns entgegen. Wir schließen die Augen. Warten. Ein Klingeln im Kopf. Makamba kommt mit einer großen Lampe. Wir haben Hacken, Spaten mit abgesägten Stielen, Hämmer und Meißel. Makamba kriecht in den Stollen und bleibt mit dem Rücken an der Wand sitzen, bis der Staub sich gelegt hat; er hält seine Neun-Millimeter in der Hand – sie hängt herunter, ist aber bereit. Er untersucht die abgesprengten Felsbrocken und die Felswand. Die Ader. Wir haben sie ebenfalls gesehen. Makamba will mich hier nicht haben. Wenn eine Ader gefunden wird, muss man aufpassen – alle werden wahnsinnig.
    »Du gehst hinauf und berichtest mama , dass wir sie gefunden haben«, sagt er zu mir. Ich rühre mich nicht von der Stelle. Er hebt die Hand ein wenig – Neun-Millimeter. »Sofort!«, befiehlt er. Ich drehe mich um und krieche zurück, erreiche die Leiter und klettere ans Licht, das beinahe schon verschwunden ist. Es ist spät am Tag.

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