Revolution - Erzählungen
ein paar verlassene Fischerhütten am Strand und wohnen dort. Total primitiv. Jacques bringt mir das Tauchen bei. Er fängt Fische mit der Harpune. Wir geben so gut wie kein Geld aus und essen Fisch. Hinter dem Strand ist ein Feigenhain, in dem ich Feigen pflücke.
Danach ziehen wir nach Zypern und baden noch ein bisschen, aber eigentlich wollen wir weiter. Wir nehmen die Fähre nach Alexandria, auf der Fähre lernen wir andere Rucksackreisende kennen, die sich ebenfalls billig durch die Welt bewegen. Der Baustil in Alexandria unterscheidet sich von den anderen Mittelmeerorten: Es ist eher so ein staatlich britischer Stil mit großen Herrenhäusern aus der Kolonialzeit.
Türkei und Ägypten, eigentlich gibt’s da keinen großen Unterschied. Obwohl die Ägypter noch größere Arschlöcher sind. Scheißmoslems. Ständig versuchen sie, uns Europäer zu verarschen – das ist so ’ne Art Volkssport Nummer eins. Jacques ist im Krieg in einem nordafrikanischen Land gewesen, er hasst die Moslems. Obwohl er auch die französische Regierung hasst, weil sie ihn dorthin geschickt hat. Als Soldat musste Jacques algerische Aufständische foltern, um Informationen aus ihnen herausholen – er muss gelernt haben, sie zu hassen, um es überhaupt auszuhalten.
In Alexandria werden wir von einer Gruppe Jugendlicher mit Steinen beworfen. Wir haben uns in einem Slumviertel verlaufen, als wir nach ein paar Katakomben suchten. Touristen kommen normalerweise in großen Gruppen mit einem Führer. Wir sind nur zu zweit, und plötzlich sind wir umringt von einem Haufen Straßenkinder: zerlumpte, verwahrloste Kinder, die Steine in der Größe von Tennisbällen auf uns werfen. Wir rennen davon. Ich habe die ganze Zeit so ein merkwürdiges Gefühl – die Araber sehen immer so aus, als wären sie wütend, außerdem verstehe ich ihre Sprache nicht. Sie klingt ziemlich hässlich, all diese Gurgellaute. Ich habe permanent den Eindruck, dass sie schlimme Sachen über mich sagen. Aber ich weiß es nicht. Vielleicht sagen sie ja auch nur: Guten Tag, gnädige Frau. Nein, Sie sehen aber nett aus. Möchten Sie eine Gurke kaufen?
Ich kaufe eine Djellaba und trage ein Kopftuch – ich mach alles. Okay, ich verdecke nicht mein Gesicht, aber das ist bei den einheimischen Frauen nicht anders – bis auf ein paar religiöse Fanatikerinnen. Aber die Leute sehen natürlich, dass ich weiß bin, ziemlich irritierend. In Kairo grabscht doch tatsächlich so ein Kerl nach mir, mitten auf der Straße. Ich werde böse und spucke ihm ins Gesicht. Aber das darf man nicht, denn nun ist der Mann unrein und darf die nächsten vierundzwanzig Stunden die Moschee nicht betreten. Er wird total wütend und fuchtelt mit den Armen, ich glaube, er will mich schlagen. Ich rufe nach meinem großen starken Mann. Jacques war nur mal kurz um die Ecke, jetzt kommt er und rettet mich.
Afrika
Wir versuchen, ein Visum für Libyen zu bekommen, weil Jacques sich gern das Land ansehen will. Aber wir kommen nicht einmal in die libysche Botschaft, denn vor dem Gebäude steht ein ständiger Kordon Ägypter, weil Libyen eines der wenigen Länder ist, in dem sie einen Job bekommen können. Schließlich klettert Jacques auf die Mauer und springt durch ein Fenster in die Botschaft. Als er den Beamten unsere Pässe zeigt, erfährt er, dass wir nur ein Visum bekommen können, wenn wir eine arabische Übersetzung der Pässe mitbringen. Ich gehe zur dänischen Botschaft, dort gibt es einen Normstempel in arabischer Übersetzung, den sie in meinen Pass drücken, außerdem wird mein Name mit arabischen Schriftzeichen hineingeschrieben. Aber die französische Botschaft – nee, nee, nee. So etwas machen sie nicht. Auf Libyen müssen wir verzichten. Wir haben keine feste Route, wir sind einfach unterwegs und gehen dahin, wo sie uns reinlassen. Es zeigt sich, dass wir in den Sudan können – er ist offen, und es gibt keine politischen Probleme. Wir bekommen unsere Reisegenehmigungen und fahren auf dem Nil bis Luxor. Als wir ankommen, hören wir, dass Sudans Grenze doch geschlossen ist. In Khartum hat es gerade einen Putschversuch gegeben. Seufz. Afrika. So geht das die ganze Zeit.
Wir bleiben drei Wochen in Luxor. Die letzten vierzehn Tage verlasse ich das Hotelzimmer nicht mehr, ich halte keine Ägypter mehr aus. Ich bin kotzwütend über die Art und Weise, wie sie mich behandeln.
Endlich wird die Grenze wieder geöffnet; wir gehen an Bord eines Schiffes und fahren zwölf Stunden über den Lake
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