Revolution - Erzählungen
Gewürzkräutern und Salz – hmmm . Wir gehen auch aus, in Restaurants und Bars. Aber nicht sehr oft in den Nachtklub, Jacques mag ihn nicht. Er redet mit allen möglichen Leuten, um zu erfahren, wo sie schon gewesen sind und wie es dort war. Und er hat zu allem eine Meinung und erzählt sie auch allen – aber die Leute hören ihm zu, denn er ist überwältigend. Ich höre nicht mehr zu, sondern sonne mich in seiner Aura. Er ist mein Mann.
Von Mombasa geht es weiter die Küste entlang nach Norden bis Lamu Island. Es ist eine alte Araberkolonie, von der man seinerzeit Sklaven zur Arabischen Halbinsel verschifft hat. Eine wunderbare kleine Insel, kaum mehr als eine Sandbank mit einem hübschen kleinen Dorf in perfektem Swahilistil. Enge Gassen zwischen Häusern mit hübsch geschnitzten Türen, die in Innenhöfe mit Dachterrassen, Palmdächern und außerhalb der Gebäude liegenden Treppen führen.
Auf Lamu Island erfährt Jacques, dass man in Zaire billig Gold kaufen kann.
»Die Burschen kommen aus dem Dschungel, wo sie das Gold selbst gewaschen haben. Die kennen den Weltmarktpreis nicht. Also, wenn wir auf dem Schwarzmarkt Dollars wechseln, können wir ein Vermögen verdienen«, sagt er. Er untersucht auch die Möglichkeit, Diamanten aus den Minen im südlichen Zaire zu kaufen, ganz in der Nähe von Sambia, aber das ist zu gefährlich. Wenn man erwischt wird, führt das zur sofortigen Hinrichtung. Für Gold kann man auch ziemlich drakonisch bestraft werden, aber man überlebt es.
»Wann brechen wir auf?«, frage ich ihn.
»Ich muss mich erst vorbereiten«, antwortet Jacques. »Wo es Gold gibt, gibt es auch Betrüger, die einem etwas verkaufen wollen, das so aussieht wie Gold. Ich muss absolut sicher sein, wie ich herausfinden kann, ob es sich um Gold handelt.«
Zurück in Nairobi beschafft Jacques sich etwas Salpetersäure, weil Salpetersäure als Einziges Gold ätzen kann. Und er besorgt sich ein Reagenzglas und eine Waage. Wenn man das Gewicht mit dem Volumen dividiert, oder so ähnlich, dann bekommt man eine Zahl, die Raumgewicht heißt und bei allen Metallen unterschiedlich ist. Glaube ich jedenfalls.
Wir machen das nicht, weil wir kein Geld mehr haben, aber Jacques hat Sorge, dass wir unser Geld vergeuden. »Geld muss sich vermehren«, ist sein ständiger Spruch. »Sonst sitzen wir irgendwann auf dem Trockenen.« Und das wollen wir ja nicht.
Eine gewöhnliche Arbeit will er nicht annehmen. Und das Tauchgeschäft soll erst aufgebaut werden, wenn wir irgendwo bleiben wollen. Erst einmal wollen wir die ganze Welt umrunden. Es muss Wahlmöglichkeiten geben, schließlich gilt es, den besten Ort zu finden. Mombasa ist es offensichtlich noch nicht, obwohl ich es sehr schön fand. Aber Jacques ist der Ansicht, Afrika sei zu unruhig. Er war mal mit seiner Stewardess auf den Seychellen und meint, das wäre ein toller Ort. »Aber es ist zu klein«, sagt er.
»Wie, zu klein?«
»Zu eng, zu dicht – jeder kennt jeden«, sagt er und schüttelt sich wie jemand, der friert. Nein, da kann man sich nicht viele Dummheiten erlauben, bis man geschnappt wird. »Aber wir wollen ja auch noch gar nicht sesshaft werden«, fügt er hinzu. »Erst müssen wir noch nach Indien, Asien und Australien.«
Jacques hat über das Gold nachgedacht. Wer soll es uns abnehmen? Natürlich die Inder. Aber nicht in Kenia, sondern in Indien. Als Bodenschatz kommt Gold in Indien nicht vor, daher sind die Inder so scharf darauf, ihr Geld in Gold anzulegen.
»Alle machen das, weil es sicherer ist, als das Geld auf die Bank zu tragen«, sagt er.
L’or vivant
Die Goldminen liegen im Kivu-Distrikt in Zaire an den Grenzen zu Ruanda und Uganda. Wir fahren mit dem Zug von Nairobi nach Kampala, der Hauptstadt von Uganda, in der Idi Amin an der Macht sitzt. In den kenianischen Zeitungen stehen jeden Tag Geschichten über ihn. Sie schreiben, er habe Syphilis im letzten Stadium, fresse seine Frauen auf, sei wahnsinnig. Er unterscheide nicht zwischen Weißen und Schwarzen – er lässt sie alle ermorden, wie es ihm passt. Über einhunderttausend Menschen soll er umgebracht haben. Der reinste Satan. Auf dem Schwarzmarkt in Nairobi haben wir Dollar in Uganda-Schillinge gewechselt und das Fünffache des offiziellen Kurses bekommen. Alle machen das.
In Uganda finden wir eine supertolle Lodge in einem Tierpark, wo wir uns für zehn Tage einquartieren. Wir werden herumgefahren und sehen uns die Tiere an – Flusspferde und Antilopen und dreihundert Elefanten,
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