Revolution - Erzählungen
investieren, ohne zu wissen, was dabei herauskommt. Er entwickelt einen Plan: Wir brauchen Travellerschecks, die Schecks werden gestohlen, und wir bekommen neue Travellerschecks. Die »gestohlenen« Schecks will er als Zahlungsmittel in Zaire verwenden, dort kann er sie auf dem Schwarzmarkt in kongolesische Francs tauschen. Von der letzten Reise kennt er einen Weißen, der das machen würde.
»Aber es gibt doch Listen über die Travellerschecks, die als gestohlen gemeldet werden?«
»Aber doch nicht im Dschungel«, widerspricht er.
Nein, bestimmt nicht. Genauso wenig, wie sie den Weltmarktpreis für Gold im Dschungel kennen. Ich frage nicht, was Jacques dem Typen an der Schwarzmarktbörse erzählt hat, wozu er all das Zaire-Geld benötigt. Es ist ein ziemlich großer Betrag.
Die zweite Tour: Wir fliegen direkt nach Kigali und fahren von dort nach Goma in Zaire. Jacques hat sich mit dem weißen Mann in einer Bar verabredet. Wir checken im Hotel ein, und Jacques entwickelt einen merkwürdigen Plan: Wenn wir das Geld gewechselt haben, wollen wir die Scheine in Waschpulver-Packungen verstecken, weil er Angst vor der Polizei hat. Tatsächlich fürchtet er, dass der Schwarzmarkthändler mit der Polizei zusammenarbeitet, denn das ist ein alter Trick – direkt, nachdem man gewechselt hat, taucht die Polizei auf und sagt: Na nu, wo kommt denn all das Geld her? Dürfen wir mal die Bankquittung sehen? Ach, Sie haben keine! Okay, das Geld wird konfisziert, und Sie bekommen eine Strafe. So werden Touristen hier behandelt. Überall in unserem Hotelzimmer ist dieses Scheiß-Waschpulver verstreut. Es klopft an der Tür. Die Polizei. Jacques hat das Geld noch nicht gewechselt, sie wollen lediglich unsere Pässe sehen. Aber wir waren bereits auf dem Polizeirevier und wurden registriert; das muss man immer sofort erledigen, wenn man in eine neue Stadt kommt. Trotzdem bestehen sie darauf, unsere Pässe zu sehen. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Laut Plan wollten wir aufbrechen, sobald die Travellerschecks in Zaire-Geld gewechselt sind. Etwas Gold kaufen, dann zurück nach Nairobi und weiter nach Indien.
Sowie die Polizei verschwunden ist, brechen wir ab – es riecht geradezu nach Gefahr. Irgendetwas muss passiert sein. Vermutlich hat dieser Schwarzmarktwechsler die Polizei geschmiert, damit sie uns überprüft und vielleicht sogar Angst einjagt, um herauszufinden, ob wir sauber sind. Schließlich ist das Geschäft auch für ihn ein Risiko – er kann sein Geld verlieren. Und wir sind alles andere als sauber, also nehmen wir die Beine in die Hand und verschwinden unverrichteter Dinge. Zurück nach Kenia mit all unseren blöden Travellerschecks, die zu nichts zu gebrauchen sind, weil wir sie als gestohlen gemeldet haben.
Scharlatan
Wir sind im Pole-pole-House an der Küste gestrandet, und mir fällt es enorm schwer, mit Jacques zusammen zu sein. Weil er denkt . Und ich werde in all seinen Gedanken mitbedacht, nur taugen diese Gedanken nichts.
»Jacques, ich finde, wir sollten uns für eine Weile nicht sehen.«
»Eine Weile! Das ist genau so, als würden wir Schluss machen.«
Ich erkläre ihm, dass ich seinen ganzen Trip leid bin. Diesen Todestrieb. Und er erzählt mir die Geschichte unserer Marokko-Reise, als wir das Haschisch besorgt haben:
Als Jacques dem dänischen Großhändler die erste Partie Hasch übergab, hat er dem Typen weisgemacht, dass in der nächsten Woche eine weitere Ladung kommen würde. Bei der ersten Sendung bekam Jacques den vollen Betrag erst achtundvierzig Stunden, nachdem der Großhändler den Stoff abgesetzt hatte. Aber jetzt wusste Jacques ja, dass der Großhändler gutes Geld mit den ersten elf Kilo verdient und daher jede Menge Bargeld hatte. Jacques hatte ihm erklärt, dass die nächste Partie in einer Tranche bar bezahlt werden müsse, sonst würde er sich einen anderen Abnehmer suchen, weil er keine Lust auf den ganzen Zirkus hätte. Und da es sich um wirklich guten Stoff gehandelt hatte, ging der Großhändler darauf ein. Und Jacques erzählt mir von seiner kleinen Vorstellung, als wir damals mit dem Flugzeug nach Paris wollten und er Magenschmerzen hatte und behauptete, er müsse noch zu seiner Exfrau, der Stewardess-Mette, um ein Geschenk abzuliefern. Tatsächlich hat er mit Absicht so getan, als wäre er krank. Deshalb hat er sich auch den Bart stehen lassen – er wollte sich beweisen, dass er krank aussieht, um auch andere davon überzeugen zu können. Dann hat er den Haschgroßhändler
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