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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Mädchen. Unmittelbar nach der letzten Stunde steht er auf dem Parkplatz der Schule, wo wir abgeholt werden.
    »Los, beeilt euch.« Er will nach Hause, essen. Der Fahrer sitzt bereits am Steuer. Aber Badri will fahren.
    »Ich bin der Fahrer«, sagt der Fahrer.
    »Setz dich nach hinten«, fordert ihn Badri auf Swahili auf.
    »Nein«, erwidert der Fahrer.
    »Ich sage meiner Mutter, dass du meine Schwestern angaffst.«
    Der Fahrer lacht.
    »Was ist?«, fragt Badri.
    »Du kennst meine Frau nicht. Deine Schwestern reizen mich nicht, tsk .«
    »Pass auf«, warnt Badri.
    Der Fahrer lässt den Motor an: »Du fährst Auto, wenn dein Vater sagt, dass du es darfst. Vorher nicht.«
    Badri setzt sich auf den Beifahrersitz. Der Fahrer fährt los. Wir Mädchen lächeln uns an.
    »Hört auf, euch so aufzuführen«, sagt Badri wütend. Sabita erwidert nichts, obwohl sie die Älteste ist.
    »Du darfst überhaupt nicht Auto fahren«, sagt Padma auf Gujarati, damit der Fahrer nichts versteht.
    »Du petzt nicht«, erwidert Badri mit erhobenem Zeigefinger.
    »Vielleicht doch«, sagt Padma.
    »Dann sage ich, dass du mit den weißen Jungs in der Schule flirtest.«
    »Das stimmt nicht!« Jetzt blickt Padma wütend aus dem Fenster.
    »Fahrer, sei so nett und fahr etwas langsamer«, bitte ich freundlich, als wir über die Schotterpiste jagen. Aber ihm ist egal, was ich sage – er ist schwarz, und ich bin nur ein Mädchen.
    Nach der Schule muss ich zu Hause bleiben. Ständig will Mutter mir beibringen, wie man ein Haus führt, damit ich eine gute Hausfrau werde.
    »Es ist sehr schwer, diesen Negermädchen beizubringen, gutes indisches Essen zu kochen«, sagt Mutter. »Man muss sie permanent im Auge behalten.«
    An einigen Nachmittagen erledige ich die Hausaufgaben bei meinen Freundinnen, die alle unserer Gemeinschaft angehören. Oder sie kommen zu uns. Ein Fahrer wartet im Auto, bis wir fertig sind. Er darf nicht heraufkommen, um von unserem Küchenmädchen eine Tasse Tee zu bekommen, denn das Auto könnte unterdessen gestohlen werden. Außerdem würde er unser Küchenmädchen auch nur bei der Arbeit stören, denn diese Schwarzen denken doch nur an das Eine. Wir erledigen unsere Hausaufgaben und reden über Liebe; über die Helden in den Bollywood-Filmen, die wir uns im ABC -Theatre und im Plaza ansehen. Ich bin in Savio verliebt, einen der älteren Schüler in der Schule. Aber er ist Goa und Katholik, also erzähle ich es niemandem. Savios große starke Arme, seine schwarzen Bartstoppeln, die an meiner Wange kratzen. Das leise Grollen seiner Stimme im Brustkasten, wenn er sanft auf mich einredet und mich ins Bett hebt, um mich überall zu streicheln. Uhhh , das ist der schönste Traum.
    Ich sehe Savio am Kulturtag der Schule, als wir in der Karibu Hall auftreten. Viele Eltern sind gekommen – auch Mutter und Vater. Wir indischen Mädchen haben einen orientalischen Tanz eingeübt, bei dem wir mit dünnen Stöcken lange Schleier in der Luft bewegen, inspiriert von einem Bollywood-Film. Wir tragen paillettenbesetzte Saris, Blumenkränze um den Hals, Hennamuster in den Handflächen, lackierte Fingernägel und klirrende Goldarmbänder. Ich beobachte Savio, als wir auftreten, aber er trägt eine Sonnenbrille – ich kann seine Augen nicht sehen und weiß nicht, ob er mich ansieht.
    Hinterher sind die schwarzen Mädchen an der Reihe: nackte Zehen, ein kanga um den Leib geschlungen, und alles wippt. Badri starrt sie gierig an. Die weißen Mädchen treten mit einem Schauspiel auf – ich glaube, sie kennen keine traditionellen Tänze aus Europa, sie können sich nur zu Discomusik verrenken.
    Im Wohnzimmer klingelt das Telefon. Vater spricht, legt auf, stöhnt.
    »Alle wollen an mein Geld. Was habe ich nur getan, dass ich diese Prüfungen ertragen muss?« Er schaut Mutter an, sie wendet den Blick ab und schweigt.
    Ja, er muss den Steuereintreiber bezahlen, den Parteifunktionär, den Gewerkschaftsvertreter, den für Bauangelegenheiten zuständigen Beamten bei der Kommunalverwaltung, und er muss dem Regionalkommissar jedes Mal Bier ausgeben, wenn sie sich im Moshi Club treffen. Alles Ausgaben. Und Vater darf nicht zu erfolgreich sein, denn sonst würden alle einen noch größeren Teil des Kuchens wollen – und wenn er sie enttäuscht, könnten sie ihm im schlimmsten Fall sogar die Firma konfiszieren und ihm eine wertlose Kompensation dafür geben.
    Die Firma läuft, allerdings wohnen wir in einer ganz normalen Wohnung, denn die Villen in Shanty Town

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