Revolution - Erzählungen
Mein älterer Bruder ist ein großer weißer Jäger, nur hat er das Problem, dass er Mulatte ist. Er hat es mir am Telefon erklärt: »Ich verhandele mit Leuten über die Jagd per Fax oder Telefon, und ich erzähle den Weißen nicht, dass ich farbig bin. Und wenn sie mich sehen, werden sie nervös. Sie sollen mit einem halbschwarzen bewaffneten Mann im Busch auf die Jagd gehen. Andererseits sind sie bereits den weiten Weg gekommen, um mit dem Griechen, diesem Mr. Kloukinas, jagen zu gehen. Kann man ein Barbar sein, wenn man Kloukinas heißt, obwohl man Mulatte ist?«
Er konnte diese Woche nicht nach Arusha kommen, um mich zu sehen, weil er mit ein paar Amerikanern auf der Jagd in der Nähe von Tsavo ist.
Zwei Meter von mir entfernt vögeln sie immer noch, aber ich bin müde. Ich stelle den Wecker in meinem Kopf und schlafe gegen neun ein.
Am nächsten Morgen: Bing – um fünf Uhr wach, vor allen anderen in der Hütte. Vor der Tür sind die Köche bereits tätig. Mein Guide ist dort, wir trinken gezuckerten Tee mit Milch – auf tansanische Art. Ich biete Zigaretten an. Bekomme noch etwas Tee für eine meiner Feldflaschen. Aufbruch, als es hell zu werden beginnt. 05:45 – noch immer dämmrig. Einfach gehen. Bei Last Water hinter der zweiten Hütte füllen wir unsere anderen Feldflaschen. Wir steigen zügig zur dritten Hütte auf. Auf dem Weg begegnet uns ein Krankentransport – zwei durchtrainierte Männer laufen mit einem schwerkranken Mann auf einer speziellen Bahre den Berg hinunter. Die Bahre ist auf einen gefederten Fahrradreifen montiert. Samueli erzählt mir, dass die Männer eine Grundausbildung als Krankenpfleger absolviert haben. Sie laufen von Marangu hinauf bis zur dritten Hütte, holen den Patienten und laufen wieder hinunter. Sie sind in Form.
Ich schaue hinauf zum Gletscher des Kibo – eine dicke weiße Glasur auf schwarzem Vulkangeröll –, es ist weniger geworden, seit ich Kind war. Der Holzeinschlag an den Hängen des Kilimandscharo ist gewaltig. Bevor die Weißen kamen, glaubten die Menschen, dass die Schneekappe des Kibo aus Silber bestünde, und alle, die versuchten, dort hinaufzugelangen, würden von den bösen Geistern des Berges zu Tode gefroren werden.
Nach der zweiten Hütte ist die Heidelandschaft bedeckt von Gras, Moos und Blumen, die zwischen dem mannshohen, mit Flechten überzogenen Heidekraut stehen. Hier gibt es gigantische Lobelien, mehrere Meter hoch.
Wir erreichen die dritte Hütte noch vor zehn. Setzen uns einen Moment, essen etwas. Ja, ich habe noch ein bisschen in meinem Topf. Eine große Portion habe ich gestern gegessen. Jetzt ist es kalt – und schmeckt fürchterlich. Aber ich weiß, ich werde es brauchen. Ich trinke den kalten Tee, der wunderbar schmeckt und Energie liefert. Ich zünde mir eine Zigarette an, rauche ein paar Züge. Es gibt hier eine Menge Touristen, die einen ganzen Tag brauchen, um sich an die Höhe zu gewöhnen, bevor sie zum Gipfel aufbrechen. Viele nehmen ein Sonnenbad in voller Bergmontur, während die Träger in Lumpen und Autoreifensandalen gekleidet sind und fünfzig Kilo schwere Lasten auf dem Kopf den Berg hinauftragen – ein zähes Volk.
»Wir müssen jetzt los«, drängt Samueli.
»Ja, okay.« Und wir stapfen durch die nackte Landschaft am Kraterrand hinauf zum Gillman’s Point. Unnötigerweise schleppe ich meine europäische Winterjacke mit; die Sonne scheint warm auf uns herab, es ist windstill. Auf dem Weg nach oben begegnen wir Touristen, die in der dritten Hütte geschlafen haben, auf dem Gipfel gewesen sind und nun zur zweiten Hütte absteigen.
»Ihr seid spät dran«, sagt uns ein Guide.
»Wir sind heute Morgen von der zweiten Hütte gekommen«, antwortet Samueli. Ein anderer Guide kommt auf mich zu, Arm in Arm mit einer Amerikanerin, die auf dem Gipfel Atemnot bekommen hat. Die Dame ist fett, ich hoffe, er muss sie nicht tragen.
Der Pfad ist schwierig zu gehen – vulkanisches Geröll. Man geht zwei Schritte und rutscht einen zurück, aber wir strengen uns an, bis wir am Gillman’s Point stehen und über das Tiefland blicken können. Als ich das letzte Mal hier war, hatte ich Erbrochenes am Kinn. Heute geht’s mir gut. Wir sind ganz allein hier oben – alle anderen sind längst wieder abgestiegen.
»Okay«, sagt Samueli. »Es ist gut, wir sind am Gipfel.«
»Nein, wir sind noch nicht am Gipfel.« Ich zeige es ihm. »Der Uhuru Peak ist dort drüben, das weißt du genau. Ich bin schon mal hier gewesen.«
»Ja, aber wir
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