Revolution - Erzählungen
sagen die Männer. »Wir bezahlen.«
»Nein, danke«, erwidere ich. Die Frau hinter der Bar nimmt das Bier an, aber sie wird nicht so oft eingeladen.
»Dann nimm eine Limonade«, sagen die Männer.
Ich bedanke mich. Ich trinke kein Bier. Ich rauche auch keine Zigaretten, viel zu teuer.
8.
Es gibt nicht so viele Touristen wie in Arusha. Trotzdem wohnen in Moshi einige wazungu , die in Entwicklungshilfeprojekten arbeiten. Einige von ihnen kommen zu uns, essen mit ihren waafrika -Partnern oder trinken Bier. Und es gibt viele wazungu -Kinder, die auf die Internationale Schule in Shanty Town gehen. Einige von ihnen sind älter als ich. An den Samstagen kommen sie in die Stadt, und alle haben sie gute Turnschuhe, feine Sandalen, Jeans und Geld. Die großen Jungs trinken im Hinterhof Bier; ich glaube, sie dürfen es nicht, aber weiße Kinder sind ungezogen. Sie schauen mir nach, reden miteinander und lachen.
»Die wazungu -Jungs finden dich sehr hübsch«, sagt die Barmama lächelnd.
»Es sind doch noch Kinder«, erwidere ich. Natürlich haben sie Geld für Bier und tragen gute Kleidung, aber sie sind nicht selbständig, denn es sind ihre Eltern, die bezahlen.
Ich finde Moshi spannend. In Arusha musste ich fast immer zu Hause bleiben und auf die Kinder aufpassen, saubermachen, kochen und nähen. Meine Schwägerin ging allein in die Stadt, um einzukaufen. Und wenn ich mal herauskam, dann nur zusammen mit Edward. Jetzt erlebe ich sehr viel mehr von der Welt.
Der Lohn ist so gut, dass ich sogar etwas sparen kann. Ich möchte gern Englisch lernen, damit ich einen besseren Arbeitsplatz finde, an dem man sich mit den Touristen unterhalten können muss. Ein Hotel, eine Bar oder ein Café, in das wazungu gehen. Dort wird ein hoher Lohn gezahlt, man bekommt mehr Trinkgeld und trifft eine bessere Klasse Menschen. Ich träume von einem Laden mit Damenbekleidung oder einem Café.
»Ich muss mir die Haare machen lassen«, sage ich der Kassiererin, als keine Kunden im Laden sind. Mein Haar steckt die ganze Zeit unter einem Kopftuch, denn ich arbeite ständig, da bleibt keine Zeit, um sich die Haare zu flechten.
»Geh zum Friseur«, sagt sie.
»Während der Arbeitszeit?«
»Ja, frag ihn einfach.« Also frage ich den Kaufmann.
Und er sagt ja. Eeehhh , er möchte, dass ich in den Augen seiner Kunden eine Schönheit bin.
»Kann ich auch kurz in die Stadt? Ich muss mir dringend neue Sachen kaufen. Ich kann nicht jeden Tag dasselbe anziehen.«
Auch damit ist er einverstanden. Also gehe ich durch die vornehmen Geschäfte in mtaa juu , in denen Kleider aus Sansibar verkauft werden. Aber diese Sachen sind viel zu teuer, und auf dem Markt in mtaa chini gibt es nur Plunder.
9.
Am Abend gehe ich an Salamas Zimmer vorbei, aber es ist niemand zu Hause. Am nächsten Tag ist sie da.
»Möchtest du eine Cola?«, frage ich sie, denn jetzt habe ich Geld und kann sie einladen. Wir gehen zum Kiosk und setzen uns. Das kleine untersetzte Mädchen kommt dazu, Salamas Bekannte. Sie heißt Deborah.
»Wo kann ich schicke Sachen kaufen, die nicht zu teuer sind?«
»Auf dem Markt in Kiborloni«, sagt Deborah. »Dort gibt es die vornehmen Sachen, direkt aus Europa – und kaum getragen.«
»Dort gibt’s nichts«, meint Salama.
»Doch«, widerspricht Deborah. »Gestern kam eine neue Lieferung.«
»Woher weißt du das?«
»Ich war gestern Abend mit einem Lasterfahrer zusammen, der sie aus Daressalaam angeliefert hat.« Deborah ist eine der schlimmen Mädchen. Warum ist Salama ihre Freundin?
»Wir fahren am Samstag hin, wenn du beim Kaufmann Feierabend hast«, sagt Salama und erzählt Deborah, ich könne sehr gut nähen. So, dass es perfekt sitzt.
Ich überrede Anna mitzukommen. Sie meint, die Tante hätte etwas dagegen, dass wir uns mit diesen Mädchen anfreunden. Aber Anna braucht auch neue Sachen.
Am Samstag nehmen wir ein matatu aus Moshi in Richtung Osten und kommen bald nach Kiborloni, wo ein riesiger Markt unter freiem Himmel stattfindet. Unzählige Reihen von Holztischen sind voll mit allen möglichen Kleidungsstücken. Und es stimmt. Viele Sachen sind schön, nicht abgetragen und trotzdem billig. Salama schaut auch nach Kindersachen.
»Für wen?«
»Meinen Sohn«, antwortet sie lächelnd.
»Du hast einen Sohn?«
»Ja, aber er wohnt bei meiner Mutter.«
»Und was ist mit dem Vater?«
»Er ist tot.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Das macht nichts. Es war ein Verkehrsunfall, ist lange her.«
Sonntag erklärt Anna der Tante, wir
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