Revolution - Erzählungen
aufspielen.«
» Tsk .«
Am nächsten Tag arbeite ich wieder auf dem Feld. Jetzt nur mit meiner Stiefmutter. Wir jäten und schleppen Wasser. Fast den ganzen Tag fällt kein einziges Wort zwischen uns, und meinem Eindruck nach wartet sie darauf, dass ich aufgebe. Ich beiße die Zähne zusammen.
Wir gehen auf der Hauptstraße nach Hause, zusammen mit anderen Frauen, die ein Kind auf dem Rücken und eine Hacke in der Hand tragen. Ich muss heim, um mit meinen Stiefschwestern das Abendessen vorzubereiten. Die Sonne geht unter, die Bäume werfen schwarze Schatten gegen den orangefarbenen Himmel, in den Küchenhütten brennen leuchtende Feuer. Unter dem großen Baum mitten im Dorf sitzen die Männer. Einige von ihnen saßen schon hier, als ich heute Vormittag aufs Feld zog. Sie reden und trinken mbege . Mein Vater sitzt dort. Zoinabos Mann sitzt auch dort. Tsk – keiner dieser Männer hat heute gearbeitet.
Ich bekomme Malaria. Schweißgebadet und mit dröhnenden Kopfschmerzen muss ich fünf Tage liegen, das Fieber bringt mich beinahe um. Als ich aufwache, bin ich viel zu dünn und meine Augen sind rot. Wie kann man so leben? Halima hat gelernt, Maisbrei zu essen, als ich krank war. Sie haben sie mit Milchersatz gefüttert. Meine titi sind fast ausgetrocknet. Ich gehe nicht aufs Feld und helfe meinen Schwestern bei der Hausarbeit. Eine zieht los, um im Buschland Brennholz zu suchen, die andere holt Wasser vom Brunnen. Erst melke ich die Kühe. Dann hole ich eine Kokosnuss und teile sie mit einem Schlag des panga in zwei Teile. Ich gieße die Kokosmilch in eine kleine Schale und nehme einen großen, flachen Korb, gehe nach draußen und setze mich im Schatten auf einen Schemel, an dem vorn ein schartiges Messer befestigt ist. Ich raspele das weiße Fleisch mit dem Messer, so dass sich ein kleiner Haufen Kokosmehl in dem flachen Korb sammelt. In der Küchenhütte entfache ich zwischen den drei großen Steinen auf dem Erdboden Feuer, koche ein wenig Wasser in einem Topf, werfe die geriebenen Kokosflocken hinein und verrühre sie zu einem Brei. Als der Brei kalt ist, presse ich ihn aus, bis die Flüssigkeit zu der Kokosmilch in die Schale fließt. Sie wird später gebraucht, um darin Reis zu kochen.
Eine meiner Halbschwestern kommt mit einem Eimer Wasser auf dem Kopf zurück. Sie ist müde vom Weg, daher nehme ich ihr den Eimer ab und gieße das Wasser in einen Tonkrug, der in einer Ecke der Küchenhütte in einem kleinen Holzgestell steht. Ich lasse das Wasser durch ein weißes Handtuch laufen, um den Dreck aufzufangen. Den Mädchen gebe ich Geld, um im duka Reis zu kaufen. Mir ist nur so viel geblieben, dass ich mir gerade noch eine Busfahrkarte kaufen kann. Und mein heimlich Erspartes für den Englischunterricht, von dem ich nie jemandem erzählt habe; ich weigere mich, meinen Traum aufzugeben. Ich fühle mich noch immer ein bisschen krank, darum lege ich mich in die Hütte und ruhe mich mit Halima eine Weile aus.
Als meine Stiefmutter heimkommt, sieht sie den Reis, den ich gekauft habe.
» Tsk «, schnalzt sie. »Bist in der Stadt großspurig geworden, was?«
»Die Mädchen müssen Reis essen.«
»Maismehl ist billiger.«
25.
Die Tage vergehen. Die Wochen. Drei Monate. Manchmal bin ich auf dem Feld. An anderen Tagen kümmere ich mich um die Hausarbeit. Ich bin dünn geworden, meine Muskeln sind gewachsen. Meine Haut ist sehr dunkel von der Arbeit draußen in der Sonne. Halima hat angefangen zu krabbeln, inzwischen kann sie sehr gut Grütze essen.
Ich zerstoße Mandiokawurzeln in dem großen Holzmörser. Ich finde den Rhythmus und klatsche jedes Mal in die Hände, wenn der lange Stößel in der Luft schwebt. Die zerstoßenen Wurzeln werden durch ein Sieb gegeben, das Mehl wird in kochendes Wasser gegossen. Der Brei wird so steif, dass es schwer ist, ihn mit dem flachen Holzlöffel umzurühren. Ich koche Soße mit Tomaten, Zwiebeln und Hühnerinnereien. Ich reinige Essschalen, indem ich sie mit heißer Asche aus dem Feuer auswische und mit Wasser nachspüle.
Als ich höre, dass mein Vater und die Stiefmutter nach Hause kommen, fülle ich eilig einen Becher mit Wasser, laufe hinaus und biete ihnen das Wasser an.
Vor der Mahlzeit spülen wir unsere rechte Hand in einer Schale mit heißem Wasser. Ich nehme mir einen Klumpen Mandiokabrei, den ich in der Hand zu einer Kugel forme, und drücke mit dem Daumen ein kleines Loch in die Mitte. Dann tauche ich den Klumpen in den Topf mit der Soße und esse. Abwechselnd
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