Revolution - Erzählungen
gut behandelt.«
» Tsk «, zischt meine Stiefmutter.
»Deine Freundinnen haben es gut getroffen«, sagt Vater. »Zoinabo hat geheiratet und zwei Kinder. Du kannst auch so leben.«
»Aber ich bin bereits verheiratet.«
»Entweder muss sich das irgendwie einrenken mit diesem Mann, oder du musst einen anderen finden«, sagt er.
»Wenn wir geschieden werden, muss Faizal für Halima bezahlen.«
» Tsk «, stößt Vater aus. »Und wer soll ihn dazu bringen?«
»Das Gesetz sagt, er muss.«
»Rachel. Hör auf, wie ein dummes Mädchen zu plappern. Er bezahlt nichts, wenn du ihn verlässt. Und du hast kein Geld, um vor Gericht zu gehen – das ist sehr teuer.«
Ich erwidere nichts. Er hat Recht.
Wir liegen im Schatten, doch bald müssen wir wieder anfangen. Am späten Nachmittag gehen wir heim. Um mich nützlich zu machen, will ich bei der großen Mahlzeit des Tages behilflich sein.
»Wo ist das Maismehl?«, erkundige ich mich bei meiner Stiefmutter.
»Es hat für die Ernte zu wenig geregnet. Wir haben fast nur Mandioka.«
»Aber es gab doch gestern Maisbrei?«
»Weil du gekommen bist. Da wollte dein Vater keine Mandioka.« Sie sieht mich an, bis ich den Blick abwende. Die Mandiokawurzeln überleben alles, aber sie sind nicht sehr nahrhaft und liegen wie Beton im Magen. Gestern hat Vater gesagt, die Stiefmutter soll Maismehl verwenden und Bohnen kochen, um mich willkommen zu heißen, obwohl ich schlimm gewesen bin. Eeehhh , ich schäme mich.
24.
Am nächsten Morgen melke ich mit meiner Stiefmutter die Kühe. Halima ist mit einer kanga an mir festgebunden und melkt mich. Die Kühe sind mager.
»Du bist ein schlechtes Mädchen«, sagt die Stiefmutter.
»Ja. Es ist traurig, dass Edward gestorben ist und du nun ein schlechtes Mädchen ertragen musst, das nicht einmal deine eigene Tochter ist.«
Wäre ich nicht Mutter, hätte sie mich für diese Antwort geschlagen. Sie sagt nichts mehr.
Vater lässt mich trockene Maisstängel und Blätter auf seinem Feld sammeln und trägt das Bündel als Viehfutter nach Hause.
Nach der Arbeit bleibe ich zu Hause, denn meine Stiefmutter hat im ganzen Dorf erzählt, wie schlimm ich bin. Das Leben hier ist so langweilig, dass mein Unglück ein wunderbares Geschenk für den Klatsch ist.
Zoinabo kommt mit einem Kind auf dem Rücken und einem an der Hand, um sich Halima anzusehen. Zoinabo ist meine beste Freundin aus der Zeit im Dorf. Ich sehe, wie sie meine Kleidung bewundert, aber sie fragt etwas anderes: »Und wie steht’s mit deinem Mann?«
»Wir haben ein paar Probleme. Möglicherweise lassen wir uns scheiden.«
»Niemand im Dorf ist geschieden«, sagt sie. »Die Ältesten sorgen dafür, dass die Leute ihre Probleme lösen.«
Ich kenne diese Lösung: Du bleibst bei deinem Mann und beißt die Zähne zusammen, wenn er dich schlägt. Auch im Dorf passieren all die schlechten Dinge. Es ist traurig.
Zoinabo sagt: »Du solltest mit einem jungen Hahn und einer Tüte Reis für die Zeremonie zum Hexendoktor gehen; er kann den Kontakt zu den Geistern herstellen und deinen Mann ändern. Du kannst auch ein Pulver kaufen und ihm in den Tee schütten – dann wird er wieder nett zu dir sein.«
Ich antworte wie mein Stiefbruder Edward: »Wenn der Hexendoktor so tüchtig ist und die Zukunft ändern kann, wieso ist er dann immer noch so arm? Nie führt er eine Zeremonie durch, ohne dass ein Hahn und Reis dabei ist. Aber kannst du den Hahn und den Reis wieder mitnehmen, obwohl du ihm auch Geld zahlst? Nein, wenn du gegangen bist, fegt er den Boden, sammelt den Reis auf, rupft den Hahn und kocht sich das Ganze zum Abendessen.«
»So etwas darfst du nicht sagen!«
»Ist dein Mann gut zu dir? Sorgt er dafür, dass du Geld für die Familie hast?«, will ich von ihr wissen.
»Er ist ein guter Mann«, antwortet Zoinabo und wendet den Blick ab. Alle Frauen bestellen die Felder und verkaufen ein bisschen Gemüse auf dem Markt, um ihr eigenes Geld für Medikamente und andere notwendige Dinge in der Familie zu haben. Das Geld wird vor dem Mann versteckt; wenn es in seinen Händen landet, ist es auch bald in der Bar und verschwindet im Suff.
»Hilft er dir auf dem Feld?«, frage ich, um Zoinabo wütend zu machen.
»Die Arbeit des Mannes findet nicht nur auf dem Feld statt«, erwidert sie.
»Nein, der Mann redet – das ist seine größte Arbeit.«
»Du findest nie einen Mann, wenn du so etwas Hässliches sagst. Männer mögen keine Mädchen, die in der Stadt waren und sich so
Weitere Kostenlose Bücher