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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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dritten Abend entdecke ich Alwyns Auto. Ich winke. Er hält. Salama sitzt auch im Wagen. Sie redet nicht mit mir.
    Alwyn sagt: »Ich habe gehört, dass du zurück bist. Wie geht’s denn?«
    »Gut, aber ich brauche eine bessere Arbeit.«
    »Ja«, nickt Alwyn. »Man verdient nicht viel bei einer mama mtilie .« Er hat den Motor nicht abgestellt. Salama redet noch immer nicht mit mir – sie starrt mich nur an. Sie sieht wütend aus.
    »Ich dachte, vielleicht könntest du mir helfen?«, sage ich.
    »Ich hole dich später«, sagt Alwyn zu Salama.
    »Was hast du vor?«, fragt sie.
    »Misch dich da nicht ein«, erwidert er. Sie bleibt im Auto sitzen.
    »Wenn du mit Rachel Geschäfte machen willst, ist es wohl am besten, ich erkläre ihr alles, denn sie ist nur ein dummes Mädchen vom Dorf«, sagt Salama.
    Alwyn grinst. »Ja, da hast du Recht.« Er sagt, ich soll mich auf den Rücksitz setzen. Wir fahren raus aus Majengo, am YMCA -Kreisel vorbei in Richtung Shanty Town. Die Häuser werden größer, sauberer und vornehmer. Alwyn fährt auf den Hof eines Gebäudes, das Uhuru Hostel heißt. Wir setzen uns an einen Tisch im Garten. Ein Mädchen kommt, und Alwyn bestellt Cola und etwas zu essen.
    »Aber …«, beginne ich.
    »Die Vereinbarung ist ein Abendessen – nichts Dreckiges. Ich treffe die Abmachungen und fahre dich hin. Und ich bezahle dich. Was du sonst noch machst, ist deine Sache.« Alwyn erklärt mir, wie viel ich bekomme.
    »Das ist nicht sehr viel«, wende ich ein.
    »Es ist ein Abendessen«, sagt Salama. »Wenn du mehr Geld haben willst, musst du mehr essen.« Sie lachen. Ich nicke, ohne etwas zu erwidern.
    29.
    Ein paar Tage später kommt Alwyn bei mama mtilie vorbei. Er sagt, ich soll am Donnerstagabend bereit sein, er würde mich am Kiosk abholen. Ich bin bereit, sehr schön angezogen und frisiert. Ein Fahrer kommt mit Alwyn im Auto. Alwyn steigt aus.
    »Wenn du mir zeigst, dass du den Job beherrschst, kann ich dir viel Arbeit beschaffen, und dein Lohn wird steigen«, sagt er und zeigt auf den Mann hinterm Steuer – groß und blauschwarz wie ein Feldarbeiter. »Das ist Tito. Er bringt dich hin.«
    Tito sieht aus wie ein Verbrecher. Er redet nicht. Er fährt mich zum New Castle Hotel, bringt mich ins Restaurant auf dem Dach und stellt mich einem Mann vor. Wir essen zu Abend, wir trinken Bier. Ich fühle mich unwohl. Nach dem Restaurantbesuch fahren wir zur Bar auf der Veranda des Liberty. Der Mann fängt an, meine Schenkel wie Chapati-Teig zu kneten. Er ist bereits betrunken. Ich glaube, ich kann das nicht. Ich schiebe seine Hand beiseite.
    »Ich werde bestimmt gut zu dir sein«, sagt er und fängt wieder an zu kneten.
    »Wir haben ein Abendessen vereinbart. Nichts anderes.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Du bekommst dein Seifengeld schon.«
    »Ich will kein Seifengeld. So ein Mädchen bin ich nicht.«
    »Was?«, sagt er. »Glaubst du, ich bezahle für ein Treffen mit dir, nur damit wir zusammen essen?« Er packt meinen Arm und hält mich fest. »So viel habe ich Alwyn bezahlt, um ein feines und sauberes Mädchen kennenzulernen.« Er nennt einen Betrag, der viermal so hoch ist wie mein Anteil. »Aber du glaubst, du wärst was ganz Besonderes, was?« Ich winde meinen Arm aus seinem Griff. Gehe durch die Bar auf die Straße, zu einem Taxi, das ich mir nicht leisten kann. Fahre nach Majengo zu Salamas Haus.
    »Aber meine Vereinbarung mit Alwyn war ein Abendessen«, sage ich mit Tränen in den Augen.
    »Du bist so dumm«, erwidert Salama. »Alle pumpen – so bekommt man Seifengeld.«
    »Aber …«
    »Glaubst du etwa, man bekommt Seifengeld, ohne sich vorher schmutzig zu machen? Tsk !«
    »Aber …«, sage ich noch einmal.
    »Es ist ein Job. Willst du lieber für immer mama mtilies Sklavin sein? Erst trinkst du ein paar Bier oder einen großen Konyagi, das macht dich ein bisschen dösig, und die Pumperei ist nicht so schlimm. Einfach … an etwas anderes denken.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »Es ist nicht schwer. Komm. Lass uns zu Alwyn gehen, er ist im Strangeways.«
    Dort erzähle ich, was passiert ist, und schaue dabei auf den Tisch. Alwyn wird eiskalt. Er sagt nichts. Dann beugt er sich vor und gibt mir eine Ohrfeige.
    » Tsk . Dumme Göre.« Ich stehe auf und gehe nach Hause. Mir fehlt noch immer das Geld für Halima. Und mir fehlt das Geld für mein eigenes Zimmer, weg von der Tante und Gott. Außerdem muss ich noch lange Englisch lernen, bis ich ordentlich sprechen kann.
    30.
    Rogarth

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