Revolution - Erzählungen
gearbeitet«, sage ich. »Wir müssen essen.« Gibt er mir kein Essen, muss ich es mir selbst nehmen – das ist gerecht.
Hamza schaut den Koch an.
»Du kochst was. Nimm es aus dem Schuppen.«
»Da ist nicht mehr viel«, entgegnet der Koch, sammelt seine Gerätschaften und trägt sie hinaus.
»Du nimmst das, was da ist«, sagt Hamza. Die Arbeiter ziehen sich in den Schatten unter dem Halbdach zurück. Mehr bekommen wir von Hamza nicht – er ist lediglich ein Handlanger mit einer Pistole, kein Gehirn. Er schließt den Schuppen ab und fährt. Welche Werte stehen hier? Der Generator und der Kompressor – aber ohne ein Fahrzeug können wir sie nicht abtransportieren. Wir können sie auch nicht an andere Minenbesitzer verkaufen, denn die Eigentümer halten gegenüber uns Arbeitern zusammen.
Der Koch steht neben dem Schuppen und kocht unser Essen über ein paar Kohlebecken. Ugali na maherage , Maisbrei und Bohnen. Das ugali , das wir in Zaire essen, ist billig – die gelbe Sorte. Nichts wird vom Maiskolben entfernt. Der ganze Kolben wird in der Mühle gemahlen, wie beim Schweinefutter. Man isst es nicht wegen des Geschmacks, sondern nur, um den Magen zu füllen. Aber Minenarbeiter sind keine Vegetarier. Die Bohnen sind alt und voller Löcher der dudus . Das heißt, die Käfer sind in den Bohnen, sie wohnen darin und geben Geschmack. Wenn wir Glück haben, gibt es eine richtige Soße mit Tomaten und Zwiebeln. Und wir können Tee mit Milch und Rohrzucker trinken, der uns Energie liefert. Aber wir haben kein Glück. Oft genug gibt es bloß altes Wasser, dreckig und voller Krankheiten.
Alle Arbeiter wissen es: Wenn mzee kein Geld hat, müssen wir hungern. Wir tun so, als würde es uns nicht interessieren. Wir haben frei, bis unser Urteil fällt. Wir gehen zum nächsten Kiosk zwischen den Minen – nur ein Holzschuppen, an dem man Tee, Kekse, Kopfschmerztabletten, einzelne Zigaretten und Batterien kaufen kann, wenn man ein Radio besitzt. Kleinigkeiten. Wir treffen Arbeiter aus anderen Minen. Einige von ihnen haben ein paar Steine verkauft, waren am Vorabend in Mererani und haben das Geld verbraucht. Jackson ist auch dort, mit Sonnenbrille und Motorrad.
»Gestern habe ich ein richtig vornehmes Mädchen gepumpt«, behauptet er. »Jung, ganz frische Papaya.«
»Es gibt keine vornehmen Mädchen in Mererani«, sage ich, obwohl ich vorsichtig sein sollte. Wir sind jetzt arm und können jede Hilfe brauchen. Und Jackson hat Geld. Aber ich bin wütend und füge hinzu: »Du hast vermutlich eine alte mama gepumpt, die sich bereits als malaya in Arusha abgearbeitet hat.«
»Nein, sie war vornehm«, erklärt Jackson, aber er greift mich nicht an, denn alle wissen, dass Shirazi mein Kumpel ist, und Shirazi ist stark.
»Vielleicht hast du ja deine Mutter gepumpt – so alt, wie sie war«, lege ich nach.
»Pass auf«, sagt Jackson. »Meine Mutter ist eine gute Frau.«
»Du hast deine Mutter doch schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen. Wer weiß, wie gut sie ist?«
Jackson lächelt mich an: »Du hast so viele Schlangen ermordet, Moses. Ich freue mich, dich hungern zu sehen.« Er geht. Eeehhh , so selbstsicher.
»Gibt es bei euch Arbeit?«, erkundigt sich Shirazi bei den Leuten aus den anderen Minen. Die Antwort lautet nein.
Am nächsten Tag erscheint mzee Akrabi mit zwei Männern in einem großen Land Rover. Die Männer sind sein Schutz. Hamza kommt mit dem Motorrad hinterher.
»Ich habe kein Geld mehr für den Betrieb«, sagt mzee . Alles wurde zum Schmieren der Behörden benötigt, damit er als freier Mann in die Welt gehen kann. »Ich muss mir erst einmal Geld beschaffen, dann komme ich zurück und öffne die Mine wieder. Aber ihr könnt gern hierbleiben«, erklärt er und weist mit einer Handbewegung über das Halbdach und den Schuppen. Hamza befiehlt ein paar Männern, den Generator und den Kompressor aus dem Schuppen in den Land Rover zu laden. Doch der Koch hat es uns erzählt: Es gibt keine Lebensmittel mehr. Hamza muss für die Hilfe der Männer bar bezahlen. Er wählt nicht mich oder Shirazi, denn wir haben zu viele Forderungen gestellt, außerdem habe ich mit dem Einsturz zu tun. Ich habe die Arbeiten geleitet – jetzt ist das Unglück meine Schuld.
»Wie lange wird es dauern?«, frage ich mzee .
»Ich weiß es nicht«, antwortet er und lässt Hamza und einen Wachmann hier, um die Mine zu bewachen, damit wir nicht die Früchte der Erde stehlen. Wieso muss die Mine beschützt werden, wenn er die wertvollen Dinge
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