Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)
Brückner nickt.
»Ja«, sagt Heiner, »da war er schon tot.«
Ali legt seinen Arm fester um ihn.
»Er hat mich so gegen acht angerufen«, sagt Heiner, »er war sauwütend. Er hat geschimpft, er hat erzählt, dass der Typ sich stur stellt und auf keinen Fall zahlen will und dass der ihm mit Schlägern gedroht hat. Der Basso hat gesagt, dass er sich nicht verarschen lassen will und mit seiner Info rausgeht. Der Typ sollte wissen, mit wem er es zu tun hat. Alle sollten es wissen.«
»Und dann?«, frage ich.
»Er hat gesagt, ich soll ihn um zehn abholen, ich sollte ihn zum Hafen fahren, er wollte sich da mit jemandem treffen.«
Mit mir, denke ich.
Er schaut auf seine Füße.
»Ich sag mir immer wieder«, sagt er, »wenn ich ihn früher abgeholt hätte, hätten die Wichser ihn nicht erwischt. Aber ich stand erst um kurz vor halb elf vor seiner Tür, ich war ein bisschen spät dran. Ich hab ihn angerufen und gleich wieder aufgelegt. Das war immer unser Zeichen, dass er runterkommen soll, man konnte bei ihm nicht klingeln, er hat ja in so einem Büroding gewohnt. Als er um Viertel vor elf noch nicht unten war, hab ich noch mal angerufen. Er ist nicht rangegangen. Ich war gerade aus meinem Auto gestiegen, weil ich langsam nervös geworden bin, da kamen diese Typen aus dem Haus.«
»Was für Typen?«, frage ich.
»Zwei riesige Typen«, sagt er, »die haben geredet, aber ich hab sie nicht verstanden, ich würde mal sagen, das waren Russen. Die hatten richtige Schlägervisagen und rasierte Schädel, und ich bin mir fast sicher, dass das Russisch war, was die geredet haben. Oder zumindest so was in der Art.«
»Kannst du das genauer sagen?«, fragt der Brückner und zückt sein Notizbuch.
»Sie waren vielleicht um die dreißig, beide bestimmt eins neunzig groß. Hatten schwarze Bomberjacken an und schwarze Stahlkappenstiefel. Sie sind in ein Auto gestiegen, das war so ein dunkler Van. Kann sein, dass der braun war, vielleicht aber auch blau.«
»Kennzeichen?«, fragt der Brückner.
Heiner schüttelt den Kopf. »Hab ich nicht gesehen. Aber ich bin dann hoch. Erst hab ich die Wohnungstür offen gefunden, und dann lag da der Basso.«
»Hast du irgendwas angefasst?«, frage ich.
Heiner schüttelt wieder den Kopf. »Vielleicht habe ich die Tür zugeknallt, als ich rausgerannt bin, aber das weiß ich gar nicht genau. Ich hatte so Angst, ich hab nichts mehr gepeilt, echt.«
»Der Junge kam in der Nacht bei mir an, als hätten sie ihn durch den Wolf gedreht«, sagt Ali. »Und jetzt reicht’s auch, Leute. Alle Mann raus hier.«
Heiner sieht ihn verschüchtert an.
»Du natürlich nicht«, sagt Ali, »du bleibst schön bei mir, bis die Arschlöcher vom Markt sind.«
»Danke, Heiner«, sage ich, »danke.«
»Da nich’ für«, sagt er. »Gebt ihr mir ein Zeichen, wenn ihr die Schweine habt?«
»Ich halte euch auf dem Laufenden«, sagt Klatsche.
Ich gebe Ali meine Karte.
»Falls was ist«, sage ich.
Als wir rauskommen, regnet es.
Draußen legt sich die Dämmerung über die Stadt, und ich liege in der Badewanne, während Klatsche versucht, an meiner Wohnungstür ein zusätzliches Schloss anzubringen. Es will aber nicht so richtig klappen, er ist in einer Tour am Fluchen.
»Lass doch«, rufe ich nach draußen und lasse ein bisschen Schaum von meiner Hand in die Wanne tropfen. »Ist doch gar nicht so wichtig.«
»Ist wohl wichtig«, sagt er, »ich will nicht, dass dir was passiert.«
»Mir passiert nichts«, sage ich.
»Schnauze«, sagt er, »Liebling.«
Liebling. Ach so. Ich tauche unter und wieder auf und steige aus der Wanne und trockne mich ab.
»Ich will später noch mal raus«, verkünde ich. »Kommst du mit?« Ich ziehe meinen Bademantel über und gehe mal nach dem Handwerker schauen.
»Von mir aus können wir auch hier bleiben«, sagt er und zerrt an meinem Frotteegürtel.
»Hey«, sage ich.
»Selber hey«, sagt er, legt sein Werkzeug weg und fasst mir um die Taille.
»Im Ernst jetzt«, sage ich, »ich will heute Abend ins Acapulco. Du weißt schon, der Schuppen, in dem die toten Mädchen getanzt haben. Kommst du mit oder nicht?«
»Bin ich dein Beschützer oder bin ich dein Beschützer?«, fragt er. »Natürlich komm ich mit.«
»Ich brauche keinen Beschützer«, sage ich.
»Was bin ich dann?«, fragt er und küsst mich.
Mir wird warm.
»Du«, sage ich, »bist ein Wahnsinniger. Du bist dabei, dich mit einer Frau einzulassen, die viel zu alt für dich ist.«
»Ich bin dabei, Glück zu
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