Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
erhielt ein knappes »Nein!« zur
Antwort.
»Du weißt doch gar nicht, ob die Kinder mich nicht vielleicht brauchen. Ich bin
eine hervorragende Heilerin. Ich will ja gar nicht als deine Armee mitkommen.«
Ihr Verlobter sah sie an und gab auf. »Ich gebe dir zehn Minuten. Wir treffen
uns im Reiseraum.«
Sie rannte mit gerafftem Nachthemd davon.
Die Jugendlichen saßen am Tisch und unterhielten sich leise.
Die Tür wurde geöffnet, und zwanzig Uniformierte betraten den Raum. Einer
ging zu Sarkon, flüsterte ihm etwas ins Ohr und erhielt offensichtlich Befehle.
Daraufhin bezogen je zehn der Soldaten links und rechts neben der Tür Stellung
und zogen ihre Säbel. Anna keuchte entsetzt auf.
»Keine Angst«, beruhigte Sarkon. »Das dient nur der Abschreckung. Euer
Ringlord schien mit der Form der Einladung nicht einverstanden zu sein. Es wird
niemand verletzt.«
»Sein Wort in Gottes Ohr«, murmelte Adrian.
Lärm drang vom Flur herein. Türen knallten. Es klang, als würden Gegenstände
herumgeworfen werden. Kurze Schreie und Keuchlaute waren zu hören.
»Werden wir angegriffen? Was bedeutet das?«, rief Kadim besorgt und sprang
vom Thron hoch.
Sarkon gab den Gardisten ein Zeichen, und die nickten entschlossen.
Eine Frauenstimme war zu hören. »Nun wirf doch nicht alles um! Was soll
denn das?«
Lennart grinste seine Freunde an. »Ich habe den Eindruck, Aeneas ist sauer.«
Sie hörten erneut Ermas Stimme. »Ich bitte dich. Die tun uns gar nichts. Lass
die armen Männer einfach mal stehen!«
Ein weiteres Krachen bedeutete wohl, dass der Ringlord der Bitte nicht nachgekommen
war.
Sarkon baute sich vorsichtshalber mit seinem Stab vor seinem Herrscher auf.
»Habt keine Furcht, Beherrscher, meine Magie wird Euch schützen.«
Adrian grinste und erklärte leise: »Ich glaub nicht, dass die unseren Lord noch
einmal einladen. Einen aus der van Rhyn-Sippe sollte man nicht reizen.«
In diesem Augenblick flog die Tür auch schon mit lautem Krachen auf. Der
Ringlord erschien, schnippte mit den Fingern, und die Uniformierten sackten
betäubt zusammen. Aeneas würdigte sie nicht eines einzigen Blickes.
»Also wirklich, Schatz«, erklang Ermas protestierende Stimme. »Du übertreibst
maßlos. Was machst du nur für eine Unordnung?!«
Ihr Schatz ging geradewegs auf die Jugendlichen zu, musterte sie kurz und
seufzte: »Die üblichen Verdächtigen! Wer auch sonst? Wo sind Erik, Holly und
Gerrit? Geht es euch gut?«
Lennart sah ihn zwar erleichtert an, protestierte jedoch gegen die Unterstellung:
»Ich möchte gleich klarstellen, dass wir gegen unseren Willen hier sind. Wir
wurden entführt. Uns geht es gut, aber die anderen sind mit Suni in irgendeinem
Toten Land gefangen. Und diese Herrschaften wollen gar nichts dagegen unternehmen.«
»Was?
Wo sind sie?« Aeneas sah seine Schützlinge und die Herrschaften verständnislos
an. Unwillkürlich machte er dabei einen Schritt auf Kadim und Sarkon
zu.
Der war offensichtlich bereit, seinen Gebieter gegen den ungestümen Besuch zu
verteidigen, und zeigte mit dem Stab auf Aeneas. »Wage er es nur nicht, Hand
anzulegen an den Beherrscher von Almantis!«
Der Ringlord kniff die Augen leicht zusammen. »Und wer bitte soll das sein?
Du vielleicht?«
Der Stab wirbelte glühend durch den Raum, und Sarkon schüttelte stöhnend
seine schmerzende Hand.
Kadim blickte entsetzt auf seinen Magier, bemühte sich jedoch um einen ausgeglichenen
Tonfall, als er klarstellte: »Ich bin Kadim von Almantis. Beruhigt
Euch bitte! Es soll Euch hier nichts geschehen.«
»Das wird es auch kaum«, erklärte der trocken. »Könnte mir jetzt vielleicht
jemand erklären, was das alles zu bedeuten hat und wo die anderen sind?«
Kadim setzte zum Sprechen an, wurde aber daran gehindert.
»Ihr nicht.« Der Ringlord drehte sich zu seinem Adjutanten um. »Los!«
Der erzählte, was er von Suni und Sarkon erfahren hatte. Als er an der Stelle
mit der Dämonenschlacht ankam, schwieg er kurz, bevor er fortfuhr: »Haben wir
Dämonen besiegt?«
»Nein. Wir konnten sie gerade mal wegschicken. Weiter!«
»Wir haben Dämonen weggeschickt?« Lennart war hoffnungslos überfordert
und starrte seinen Freund nur an.
»Warum wissen wir nichts davon?«, fragte Anna völlig perplex.
»Ich hab echt mal gegen Dämonen gekämpft? Ist ja irre«, murmelte Adrian.
»So etwas vergisst man doch nicht einfach«, warf Anna ein.
»Schon gar nicht wir alle gemeinsam«, ergänzte ihr
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