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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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er plötzlich laut. »Mein Knöchel tut weh. Ich bin schwer
verletzt.«
    Sein Trainer sah ihn an und schüttelte lachend den Kopf. »Du bist echt die
Härte. Jetzt soll ich dich tragen, was?«
    »Ich denk nicht, dass ich auch nur einen Schritt gehen kann«, klagte der dramatisch.
Seine Augen blitzten dabei übermütig.
    »Weißt du was, Kurzer? Ich glaub dir kein Wort, aber ich trag dich, wohin du
willst«, gab Lennart nach.
    »Da es hier weder einen Italiener noch Dönerimbiss gibt, überlass ich dir die
Wahl«, erklärte der junge Held strahlend.
     
     
    Erik war verzweifelt. Es war fast Abend und es hatte sich keine Gelegenheit
ergeben, das Tempo zu verlangsamen. Sie kamen zügig voran und ritten jetzt auf
ein kleines Gebirge zu.
    »Wir reiten ja direkt auf die Berge zu«, wunderte er sich. »Sollen wir da
rüber?«
    »Das geht nicht«, erklärte Damian. »Ein Weg führt mittendurch, wenn er nicht
gerade verschüttet ist. Es gibt dort jede Menge Steinlawinen. Der Großvater oder
besser gesagt, der Drache, hat immer dafür gesorgt, dass der Weg freigeräumt wird.
Jetzt weiß ich auch endlich, warum. Sonst müssen wir drum herum.«
    Eriks Gedanken rasten. Seit einiger Zeit konnte er wieder über seine magischen
Fähigkeiten verfügen. Sie mussten drum herum. Das brachte Stunden. Wertvolle
Zeit für seine Freunde! Über Drachenmagie wusste er nichts, aber wenn der
Drache die Wege regelmäßig räumen ließ, verfügte er offensichtlich nicht über den
Zauber, sie selbst zu bewegen.
    »Was geht in dir vor?«, fragte Damian.
    »Gar nichts! Mir tut nur der Hintern weh. Ich bin kein Reiter«, erwiderte er
gedankenverloren. Er würde es schaffen können. Er musste nur die richtige
Gelegenheit abwarten.
     
    Etwa eine Stunde später hatten sie den Schlängelpfad durch die Berge erreicht.
Erik suchte mit den Augen die Felswände ab. Er konnte jetzt seinen Stoffball etwas
schweben lassen, aber würde sein Anfängerzauber eine Lawine auslösen können?
Zumindest riskieren musste er es. Seine besten Zauber entstanden in Stresssituationen.
Und der Drachenmeister flößte ihm erbärmliche Angst ein. Dabei dachte er
nicht nur an sich, sondern auch an Aeneas. Nicht auszumalen, was passierte, wenn
er ihn erwischen sollte, wie er den Weg unpassierbar machte.
    Sie kamen um eine Kurve. Erik sah es sofort. Lockeres Gestein, gut dreißig
Meter vor ihnen. Noch war es an der Felswand aufgetürmt und versperrte nicht den
Weg. Jetzt oder nie! Er konzentrierte sich auf einen Stein, hob ihn an und ließ los.
Es passierte nichts. Ein zweiter Stein, größer als der Erste, wurde angehoben und
krachte auf die Ansammlung von Geröll. Es staubte. Steine und Felsbrocken rollten
und stürzten polternd in die Tiefe, rissen immer mehr Gesteinsbrocken mit sich.
Der Krach war ohrenbetäubend. Staub wallte auf sie zu.
    Der Drachenmeister brachte sein Reittier mit wütendem Gebrüll zum Stehen.
Steine türmten sich zu einem unüberwindlichen Hindernis. Endlich wurde es still.
Der Staub verzog sich. Der Pfad war bis zu einer Höhe von zirka zwei Metern verschüttet.
Zumindest für die Jagos gab es kein Weiterkommen.
    Der Drache starrte die vor ihm liegende Wand an, versuchte vielleicht, die
Steine zu bewegen. Nichts geschah!
    Erik hätte am liebsten gejubelt.
    »Warst du das?«, wollte der Alte wissen.
    Sein Ton verursachte ihm ein Frösteln. Er schüttelte vehement den Kopf. »Wie
denn? Wie sollte ich das angestellt haben«, fragte er mit belegter Stimme.
    Der Drache kam näher, legte ihm einen knöchernen Finger unter das Kinn.
»Warst du das Junge?«
    »Ich ... ich bin nur ein ... ein Feuermagier«, stotterte er. »Ich ... ich kann so
etwas nicht.«
    Der Alte strich über Eriks Kehle und hinterließ eine brennende Spur.
    Der keuchte auf. »Bitte! Ich kann das wirklich ... nicht.« Er wagte nicht, seinem
Peiniger in die Augen zu sehen.
    Der Drache verharrte einen Moment. Minutenlang starrte er den Jungen nur an.
Dann schlug er ihm mit der flachen Hand so kräftig in das Gesicht, dass der mit
einem Aufschrei aus dem Sattel fiel.
    »Aber wenn er es nicht war!«, rief Damian mit Schrecken in der Stimme. »Ihr
wisst doch: Er ist nur ein Feuergeweihter.«
    Der Alte sah Erik an. »Wenn deine Aufgabe erfüllt ist, wirst du um einen
schnellen Tod bitten. Diese Gnade werde ich dir nicht gewähren. Und sollte tatsächlich
einer deiner Freunde so dumm sein, uns zu folgen, wirst du erleben, wie
ungeheuer groß die Macht eines

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