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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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immer die
Kleinsten zuerst.«
    Holly musste lächeln, obwohl sie genau wie er den Blick nicht vom Jüngsten
der Gruppe ließ.
    Der nahm den Geruch des Feindes wahr. Er war ihm nahe, blickte aber trotzdem
nur auf den Weg: Ein loser Stein konnte knirschen, ein trockner Ast knacken.
Der Megakäfer warf seinen Schatten. Der Custor hielt sich dicht an der Felswand.
Der Käfer bewegte sich, der Junge erstarrte in seiner Bewegung. Zum ersten Mal
sah er seinen Feind an. Der Gigant reckte seinen Kopf von links nach rechts. Gerrit
lächelte mit zusammengekniffenen Augen. Der Käfer war groß aber dämlich!
Langsam ging er vorwärts. Noch zwei Meter trennten ihn von dem lebenden
Hindernis. Er hatte nur die Lücke zwischen Tier und Fels im Blick. Zu klein, um
durchzugehen. Er musste rollen. Das hieß: Keine Chance, geräuschlos zu bleiben.
Ablenkung! Er wedelte mit der linken Hand. Der Gigant bewegte sich. Der Junge
stand wie ein Denkmal.
    Lennart hatte sofort begriffen. Pfeile flogen links vom Riesenkäfer an den
Felsen. Der Käfer ließ ein Zischen hören und wandte den Kopf.
    Gerrit wartete nicht. Er machte zwei lange Sätze und hechtete durch die
schmale Lücke.
    Er hörte ein Schnauben über sich. Ohne darauf zu achten, was der Käfer gerade
tat, rollte er sich ab, sprang auf die Füße und spurtete los. Er spürte den Atem des
Tieres im Nacken. Etwas berührte ihn am Rücken. Ein Schatten senkte sich auf
ihn. Er vernahm ein Zischen und hechtete in einer Flugrolle nach links weg. Die
lange Zunge des Untieres knallte an ihm vorbei. Er war schon wieder auf den
Beinen, rannte im Zickzack vor der Bestie her. Er wusste, dass sie ihm nah war.
Erneut schnellte die Zunge heraus, verfehlte ihn nur knapp.
    Lennart fand es an der Zeit, das Tier ein bisschen abzulenken, und schoss Pfeile
in dessen Richtung. Der Käfer schwankte unentschlossen, warf den Kopf leicht
zurück. Gerrit legte noch einmal Tempo zu. Sein Trainer senkte den Bogen. Es
machte wenig Sinn, das Viech zur Umkehr zu bewegen.
    Seinem Kameraden hatte die kurze Ablenkung gereicht. Er befand sich außer
Reichweite der Zunge des Tieres und blieb stehen. Langsam ging er weiter,
bemüht, kein Geräusch zu machen. Er konnte schon das Ende der Schlucht sehen
und grinste. Zumindest schienen sie etwas Glück zu haben. Er hätte das Ding kaum
kilometerweit locken können.
    Er drehte sich um. Der Käfer war vielleicht dreißig Meter hinter ihm, das Ende
der Schlucht zirka sechzig, siebzig Meter vor ihm. Es war Zeit für ein Lockmanöver.
Er legte einen Pfeil ein und schoss, achtete sorgsam darauf, nicht tödlich zu
verletzen.
    Der Käfer jaulte auf und griff an! Unglaublich schnell bewegte er sich vorwärts.
Gerrit stürmte los. Er hatte sich vom unförmigen Äußeren täuschen lassen und sich
bezüglich der Schnelligkeit seines Feindes verschätzt. Er spürte, wie sich der
Abstand verringerte. Noch dreißig Meter! Er hörte die Bestie dicht hinter sich,
rannte, so schnell er konnte. Zickzack ging nicht mehr, kostete unnötig Zeit:
Sekunden, die er nicht hatte.
    Die Zunge schnellte hervor, legte sich schmerzhaft um seinen Knöchel. Er
stürzte und wurde zurückgerissen. Er schlug mit dem Schwert zu, konnte sich aber
nicht aufrichten und die Zunge nicht erreichen. Er sah den Kopf der Bestie über
sich und stieß blind zu. Das Tier brüllte, und sein Bein war frei. Sofort sprang er
auf die Füße und spurtete wieder los. Noch fünf Meter! Er hörte das Zischen, warf
sich nach links. Er sah die Zunge neben sich und schlug mit dem Schwert zu.
Erneut erklang ein Brüllen.
    Er war durch. Vor ihm lag ein weißes Gesteinsfeld. Er rannte, so schnell er
konnte nach rechts weg. Dann wirbelte er herum und nahm seine Waffe in beide
Hände. Er hörte die Jagos kommen. Die Bestie war aus der Schlucht heraus. Ihre
Zunge peitschte auf ihn zu. Er rollte nach links weg, machte einen Satz nach vorn
und stieß dem Käfer die Klinge in den ungeschützten Leib. Er warf sich nach
rechts und stieß erneut zu. Lennart tauchte auf und hieb dem Ungetüm sein
Schwert in die Seite. Holly schlug ebenfalls zu. Die Zunge schnellte zwischen
ihnen heraus. Alle holten fast zeitgleich aus und durchtrennten sie mit gewaltigen
Schlägen. Das Brüllen war ohrenbetäubend. Grünliches Blut ergoss sich im
Schwall auf den Stein. Der Riesenkäfer wankte und fiel.
    Lennart strahlte Gerrit erleichtert an. Der war schweißnass und keuchte vor
Anstrengung.
    »Oh nein!«, jammerte

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