Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
rasieren müsstest du dich langsam mal!«
»Sobald ich mein Schwert wieder sicher halten kann«, erwiderte der mit einem
Seufzen.
»Angeber!«, spottete sie. »Moderne Männer führen auf Reisen einen Akku-Rasierer
mit sich«, mokierte sie sich dann.
Er machte ein verdutztes Gesicht. »Moderne Männer gehen mit einem Akku-Rasierer
auf Drachenjagd? Bist du dir dessen sicher?«
Adrian kicherte vergnügt. »Bei Löwe gibt es eine Umtauschaktion: alt gegen
neu. Du solltest vielleicht versuchen, dein Schwert gegen einen Rasierer einzutauschen.«
Aeneas
grinste ihn an. Er wollte gerade etwas erwidern, als eine Attacke des
Drachen seinen Körper erbeben ließ. Er kippte zur Seite, krümmte sich und biss die
Zähne zusammen.
»Anna!«, schrie Erma und hielt den Kopf ihres Verlobten fest.
Das Mädchen stürmte zu ihnen und ergriff seine Hände. Beide fielen in eine Art
Trance. Annas Körper zuckte bald genauso heftig, wie der des Ringlords. Schweißperlen
erschienen auf ihrer Stirn.
»Oh, mein Gott! Das tut weh«, stöhnte sie. »Bitte nicht!«
»Nicht loslassen! Bloß nicht loslassen!«, keuchte Erma, ebenfalls bleich im
Gesicht.
Aeneas‘ Körper bebte und bog sich fast unnatürlich durch. Adrian presste vorsichtshalber
die Hand auf den Mund seines Freundes. Er spürte das Zittern und
Beben und er spürte noch etwas anderes. Er hätte nicht beschreiben können, was,
aber es machte ihm Angst. Hitze durchströmte seinen Körper und ließ ihn erschauern.
Beim ersten Mal hatte er nicht so empfunden. Es musste an seiner wieder
erlangten Magie liegen und es war äußerst unangenehm. Er hatte das Gefühl, langsam
auszubrennen. Etwas schien von ihm Besitz zu ergreifen. Neben ihm stöhnte
Anna und murmelte unverständlich vor sich hin. Erma keuchte auf.
Endlich war es vorbei, so plötzlich, wie es begonnen hatte. Anna fiel in sich
zusammen, Tränen liefen ihr übers Gesicht. Adrians Hände waren feucht und zitterten.
Trotzdem nahm er sie in den Arm und wiegte sie sanft. Ihre Umarmung gab
auch ihm wieder Halt.
Sie schluchzte leise: »Ich habe seine Bösartigkeit gespürt. Er ist von Grund auf
schlecht. Er wollte Aeneas töten. Einfach so! Wir müssen Erik retten. Er wird ihn
umbringen, wenn wir nicht schnell genug sind, und er den Betrug entdeckt. Erik
hat doch niemanden, der ihm helfen kann.« Sie klammerte sich an Adrian.
Erma fuhr sich erschöpft durchs Gesicht. Sie hatte die Augen geschlossen und
atmete schwer.
»Aeneas, bist du wach?«, fragte sie matt.
»Ja!«, erwiderte er leise.
Adrian löste sich von Anna und holte Wasserbeutel. Jeweils einen reichte er den
Frauen, den anderen hielt er dem Ringlord an die Lippen. Er verkrampfte sich
unwillkürlich, als er die enorme Hitze der Drachenwunde und das Zittern seines
Freundes spürte. Der suchte seinen Blick und schüttelte leicht mit dem Kopf.
Adrian schluckte, nickte aber und half ihm wortlos und sehr langsam, sich aufzusetzen
und an einen Baum zu lehnen.
Anna fragte zutiefst besorgt: »Bist du okay, Aeneas?«
»Im Gegensatz zu dir habe ich keine magische Verbindung gehabt. Mir geht es
dank eurer Barrieren gut. Wie sieht es bei dir aus, Kleines?«
Sie schluckte heftig und warf sich dann schluchzend an seine Brust. »Es war
grässlich.«
Er legte ihr die Hand auf den Rücken und streichelte sie beruhigend.
Erma atmete tief durch. »Anna hat recht: Das war das Böse. Wir müssen dringend
weiter, wenn wir Erik retten wollen. Schaffst du das, Aeneas?«
Der schloss kurz die Augen und erwiderte: »Eine Brühe, und es kann meinetwegen
losgehen.«
Erma lehnte sich erleichtert zurück. »Er wird es nicht noch einmal versuchen.
Er weiß jetzt, dass er es nicht schafft.«
»Er hat offensichtlich nie gegen Magier gekämpft«, vermutete ihr Verlobter.
»Ihr ward großartig. Danke! Ohne euch hätte ich das eben nicht geschafft.«
Er strich Anna über den Rücken. »Du warst unglaublich. Wir werden Erik
retten, doch nur mit deiner Hilfe. Ich weiß, wie schwierig das gerade für dich war,
aber du hast es überstanden. Atme tief durch und lächle wieder!«
Sie atmete wie geheißen und sah Aeneas, allerdings ohne jedes Lächeln, an.
»Schaffen wir es wirklich?«
Er nickte. »Natürlich! Ihr werdet Erik befreien und den Drachen besiegen.
Komm, Kleines, Kopf hoch! Wir haben noch viel zu tun.«
»Ich hol dir jetzt die Brühe und weck die anderen.« Sie lächelte schwach.
Sie musste niemanden wecken. Suni hielt ihr bereits einen Becher
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