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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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Schatten, der sich deutlich von dem hellen Lehmboden abhob.
    Auriel kniff die Augen zusammen und schirmte ihr Gesicht gegen den prasselnden Regen ab, um besser sehen zu können. Ganz allmählich erkannte sie, dass es sich bei dem Schatten um den Leib einer Person handelte.
    „Ein Mensch“, wisperte sie verwundert. „Hat er so geschrien?“
    „Das glaube ich kaum.“ Rhavîn schüttelte den Kopf, sodass der Regen aus seinem Haar perlte. „Ich hatte ihn gerade erst entdeckt, als du ankamst. Lass uns nachsehen, wen wir vor uns haben.“
    „Gut!“ Auriel folgte ihrem Gefährten zu dem Pfad hinunter. „Vielleicht stammt diese Person aus Skogrigg und kann uns berichten, was vorgefallen ist!“
    Schon bald erkannten die beiden, dass es sich bei der fremden Person um eine Frau handelte, die sich, in wenige, zerfetzte Kleider gehüllt, im Schlamm der aufgeweichten Straße wand.
    Ihre Augen waren geschlossen, ihre Atmung ging ruckartig. Der Leib der Frau zuckte, als würde er von Schmerzen geschüttelt. Ihr langes, blondes Haar war braun von Erde, ihr gesamter Körper war von oben bis unten mit Schlick und Lehm bespritzt.
    Rhavîn lief sofort zu der Frau hinüber, zog eine seiner Klingen und stellte sich breitbeinig über die Unbekannte. Dann führte er die Schwertspitze an die Kehle der blonden Frau.
    „Wer seid Ihr?“ Rhavîn stieß die Unbekannte mit einem Fuß an. Herzlosigkeit stand wie eingemeißelt in seinen Zügen. „Sprecht!“
    Tatsächlich hielt die Fremde in ihren Bewegungen inne. Stöhnend schlug sie die Lider auf. Als sie die Klinge dicht vor sich erkannte, schrie sie erschrocken auf und versuchte, zurückzuweichen, doch Rhavîn verwehrte ihr jede Bewegung.
    „Wer seid Ihr?“, wiederholte er barsch. Er nahm den Schwertgriff fester in die Hand, deutete an, dass er bereit war, zuzustechen.
    Auriel erschrak abermals vor der Gefühlskälte des Dunkelelfen. Andererseits bewunderte sie ihn und je länger sie ihn betrachtete, desto mehr fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Die Kälte, die von ihm ausging, ließ sie erschaudern.
    Die Hexerin tastete Rhavîns Körper, der sich durch seine nasse Kleidung hindurch abzeichnete, mit ihren Blicken ab, wünschte sich, ihn berühren zu dürfen. Nicht zuletzt bereitete sein hübsches Gesicht mit seinen kalten, erbarmungslosen Zügen ihr Wohlbehagen. Auriel sog flatternd die Luft ein.
    „Ich ...“ Die blonde Frau begann hektisch zu atmen, ihre Lippen bebten und ihr Brustkorb hob und senkte sich noch schneller. „Bitte tut mir nichts, Herr“, jammerte sie. „Mein Name ist Revelya. Ich stamme aus Skogrigg. Das ist das Dorf, das Ihr dort im Tal sehen könnt, Herr.“
    „Ist das so? Aus Skogrigg?“ Rhavîn zog misstrauisch eine Augenbraue nach oben. „Seid Ihr auf dem Weg dorthin oder wolltet Ihr fort von dort?“
    Revelya zögerte keinen Augenblick, bevor sie erklärte: „Ich bin vor einigen Tagen ausgezogen, um auf dem Markt des nächsten Dorfes Tuche zu verkaufen, die meine Mutter webt. Nachdem ich die Waren verkauft hatte, kehrte ich zurück nach Hause, doch fand ich das Dorf verlassen vor.“ Die blonde Frau begann zu schluchzen. Rhavîn empfand kein Mitleid und so musste sie regungslos am Boden liegen bleiben, während ihr der Regen hart ins Gesicht schlug. „Ich lief davon, aus Angst, dass meiner Familie und den anderen Dorfbewohnern etwas Schreckliches geschehen sein könnte. Denn ohne mich würden sie wohl kaum fortziehen, zumal alle ihre Sachen noch hier sind.“
    „Ihr habt recht“, stimmte Auriel zu. Die Hexerin hockte sich neben der Frau auf den Boden. Sie wollte mitleidig nach Revelyas Hand tasten. Der verachtende Blick, den Rhavîn ihr zuwarf, ließ sie innehalten. „Und dann? Wieso liegt Ihr auf dem Boden herum?“, brachte sie kalt hervor und zog die Hand zurück.
    Revelya erklärte schluchzend: „Ich bekam so schreckliche Angst, dass ich davonlief. Ich rutschte aus, da der Boden so schlüpfrig ist. Ich muss wohl ohnmächtig geworden sein, denn an mehr erinnere ich mich nicht.“
    „Mhm“, machte Auriel mürrisch. Sie ärgerte sich darüber, dass diese Person offenbar dafür verantwortlich war, dass sie die Nacht nicht hatte durchschlafen können. Sie stand auf, wischte die Nässe von ihrem Gesicht. „Und jetzt?“ Fragend blickte sie zu Rhavîn. „Ich meine, was machen wir mit ihr?“
    „Wisst Ihr denn nicht vielleicht, was geschehen ist?“, fragte Revelya mit klagender Stimme. „Könnt Ihr Euch erklären, was mit den Dorfbewohnern

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