Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
immer noch ein Mensch, wenngleich auch ein untoter!“
„Nun, ich habe mich fortgebildet.“ Der Finstermagier wirkte weder überrascht noch verunsichert. Er gab durch seine gelassene und überhebliche Art jedem Anwesenden das Gefühl, dem schwarzen Einhorn überlegen zu sein. „Es sind etliche Jahre ins Land gezogen, Nymion. Du bist älter geworden, ich dagegen weise.“
„Ich verlange, dass du diesen Ort verlässt und Rhavîn nicht weiter belästigst“, gab Nymion zurück, ohne auf die Provozierungen des Zauberers zu reagieren. „Deine Versprechungen zielen doch einzig darauf ab, ihn von der Erfüllung seines Auftrags abzuhalten. Du versprichst Rhavîn Macht und willst ihn damit zu ewigem Dasein hinter den Mauern deiner Festung verdammen.“
Zur Antwort lachte N’thaldur lediglich.
„Du selbst hast die Wahl, Zauberer: Entweder verschwindest du und lässt Rhavîn ziehen, sodass er seinen Auftrag durchführen kann. Oder aber du bleibst. Doch dann werde ich dich töten.“ Nymion stieg wiehernd auf die Hinterhufe. Ein greller Blitz aus pulsierender, roter Magie stieß aus seinem Horn in die Luft.
„So soll es sein!“ N’thaldur grinste ununterbrochen. Es schien, als wollte er sich bereits von Nymion abwenden, als er seine rechte Hand vorschnellen ließ. Begleitet von einem lauten Krachen zuckten fünf grelle Blitze aus seinen Fingern. Zuckend jagten sie in Richtung des Einhorns.
Nymion sprang wiehernd zurück. Er vollführte im Bruchteil eines Lidschlags einige schwingende Bewegungen mit seinem Horn. Die magische Energie spritzte regelrecht daraus hervor. Sie erschuf einen rot glühenden Schild aus Magie, an dem die Blitze abprallten und zischend versiegten. Im nächsten Moment zerfiel er. Nymion sprengte vor, um den Finstermagier direkt anzugreifen. Er richtete sein Horn gerade nach vorn und eilte mit rasender Geschwindigkeit voran. Doch bevor sein Angriff glücken und sein Horn N’thaldur verletzen konnte, vollführte der Finstermagier ebenfalls einen Zauber. Dieser war von überragender Geschwindigkeit gekennzeichnet und veranlasste, dass zahllose Pflanzen aus dem Boden schossen. Völlig unvermittelt bildeten sie direkt vor Nymion eine undurchdringliche Wand.
Das Einhorn schlitterte jaulend über den überfluteten Boden, Wasser spritzte in die Höhe. Doch Nymion kam rechtzeitig vor der Wand zum Stehen. Bereits im nächsten Augenblick entfuhr ein Feuerball seinem glänzenden Horn, der sich in die Pflanzenwand fraß und sie innerhalb des nächsten Augenblicks in Flammen aufgehen ließ. Einen Herzschlag später zerfielen die Pflanzen zu Staub.
„Verfluchter!“, donnerte N’thaldur. Er sprang beiseite, als Nymion einen erneuten Angriff mit seinem Horn wagte. Gleichzeitig presste er einige Finger der linken Hand auf sein Gesicht, während er schnelle Zauberformeln murmelte. Die rechte Hand des Zauberers begann indes zu vibrieren und zu zittern. Doch noch bevor Nymion sich erneut seinem Widersacher zuwenden konnte, entstand eine wabernde, grün leuchtende Kugel über der Hand des Zauberers.
„Stirb!“, brüllte N’thaldur. Schreiend schleuderte er die Kugel in Nymions Richtung. Die magische Blase zerplatzte in Dutzende kleinere Kugeln, aus denen sich innerhalb eines Augenblicks messerscharfe Ringe bildeten, die kreiselnd die Luft zerschnitten.
Während einige der Ringe ihr Ziel verfehlten, riss Nymion den Kopf herum, um einen anderen der scharfen Magiereifen mit seinem Horn aufzufangen. Er wirbelte herum und schleuderte das Geschoss zurück, um N’thaldur zu treffen. Im gleichen Augenblick jedoch nahten auch die übrigen Ringe zischend heran. Das Einhorn versuchte zur Seite zu springen, doch konnte es nicht allen Geschossen ausweichen. Einer der Reifen schnitt Nymion quer über den Rücken, während zwei andere in seine Brust stachen und wirbelnd dort stecken blieben. Die übrigen Ringe rissen tiefe Wunden in den Leib des Einhorns. Nymion stieß ein gellendes Wiehern aus.
„Nymion!“ Rhavîns schriller Schrei zerriss die Nacht. Sein Gesicht spiegelte den Schmerz, der sich seiner Seele bemächtigte, sein Herzschlag drohte auszusetzen. Der Dunkelelf eilte zum Ufer des Flusses hinüber, um nach seinen Klingen zu suchen. Er wollte seinem Freund helfen, ihn im Kampf unterstützen. Obwohl seine Augen über die Fähigkeit verfügten, im Dunkeln sehen zu können, fiel es dem Meuchelmörder schwer, etwas zu erkennen. Die Wunde auf seiner Stirn blutete stark, das Blut bahnte sich seinen Weg quer
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