Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
Vom Netzwerk:
großen Steinkreis bestand. Einige kleinere Gebäude sowie eine Halle mochten öffentliche Gebäude, wie zum Beispiel Lager oder Thing-Räume beherbergen.
    „Er wird nicht vorbereitet sein“, entgegnete Rhavîn gleichgültig. Der Dunkelelf richtete seinen Blick auf das Dorf. Sein Haar wehte im Wind, seine dunklen Augen spiegelten die Natur der Umgebung wider.
    Ein behauener Stein am Wegesrand wies bald darauf hin, dass es sich bei der Siedlung tatsächlich um Dragelund handelte.
    Einige Menschen hielten sich auf den Straßen des Dorfes auf oder gingen auf den Feldern und Weiden der Umgebung ihrem Tagewerk nach. Ochsenkarren, Pferdespänner, Pflüge und anderes Gerät wurden von Bauern betreut. Hunde hüteten Schafe und Ziegen, Händler transportierten ihre Waren durch den Ort. Einige Personen holten Wasser oder trugen verschiedene Materialien wie Holz und Leder zu ihren jeweiligen Bestimmungsorten.
    „Ich muss in Dragelund vorsichtig sein“, raunte Rhavîn, während sie auf ihrem Weg in das Tal mehrere Bienenstöcke passierten. „In den Nordmarken mag man keine Sícyr´Glýnħ.“ Ohne ein weiteres Wort raffte der Ni´kyrtaz seinen Umhang enger um seinen Körper. Dann streifte er die weite Kapuze des weichfließenden Stoffes über. Ein großer Teil seines Gesichtes verschwand im Schatten. Der lange, glatte Stoff spiegelte die Farben der Umgebung irisierend wider – Rhavîn wäre völlig getarnt gewesen, hätte er sich nicht bewegt.
    Auriel wurde von einer unerklärlichen Nervosität ergriffen. Je näher sie und Rhavîn dem Dorf kamen, desto ängstlicher wurde sie. Fahrig strich sie durch das Haar und versuchte, mit den Ärmeln ihrer Bluse noch einmal flink ihr Gesicht zu reinigen, um gepflegter auszusehen.
     
    Die Häuser von Dragelund verfügten über zum Teil mit Reet, zum Teil mit hölzernen Schindeln gedeckte Dächer und kunstvoll verzierte Giebel. Das gesamte Dorf erweckte den Eindruck eines gewissen Reichtums und einer außergewöhnlichen Handwerkskunst. Keines der Häuser war nicht mit filigranen Schnitzwerken verziert. Es gab kaum eine Wand, sei sie aus Felsen oder aus Holz errichtet, auf der keine Ornamente und Gravuren prangten.
    Das Banner Dragelunds wehte von den Dächern aller größeren Gebäude des Dorfes. Es zeigte einen schwarzen Drachen vor grünen Hügeln und silbernen Tannen, umrahmt von einer silbernen Bordüre, von der, je nach Größe, mehrere Fransen oder Quasten herabhingen.
    Nirgendwo waren bewaffnete Menschen oder Milizionäre zu erkennen. Nicht einmal, als Rhavîn und Auriel am Fuß des Hügels angelangt waren und zielstrebig die vorderen Langhäuser Dragelunds passierten, kamen Wachen herbeigelaufen.
    Zwar wirkten die Menschen Dragelunds auffällig angespannt und vorsichtig. Auriel bemerkte, dass sich einige von ihnen sogar in ihre Häuser zurückzogen, als die Fremden das Dorf betraten. Doch da dieser Umstand Rhavîn nicht störte, erwähnte sie es ebenfalls nicht.
    Der Dunkelelf ging forschen Schrittes voran, zielstrebig das größte Gebäude Dragelunds ansteuernd – die Thing-Halle. Er hielt beide Hände unter seinem langen Umhang verborgen. Während er seine rechte Hand auf den Knauf eines seiner Langschwerter legte, hielt er in der Linken die mit vier Bolzen bestückte Teydraga. Die Armbrust war zu Boden gerichtet und unter dem weiten Umhang des Sícyr´Glýnħ  kaum zu sehen, ebenso wie sein Gesicht. Rhavîn hielt den Blick zu Boden gerichtet, doch aus den Schatten seiner Kapuze musterte er das Dorf, nahm jede kleinste Bewegung wahr. Sein Gang war stechend, seine Körperhaltung bedrängend. Rhavîn ließ sich nicht ablenken, er sah sein Ziel direkt vor sich.
    Auriel dagegen blickte sich hastig um. Sie wurde von der Befürchtung getragen, ein Vorzeichen für die Erfüllung ihres Traums zu erkennen. Zwar hoffte sie noch immer, dass sich ihre Besorgnisse als unwahr herausstellen würden, doch tief in ihrem Herzen ahnte sie, dass ihr Besuch in Dragelund eine Wendung in ihrem Leben bedeuten würde.
    Habe ich mich nicht zuletzt noch darüber gefreut, dass die Götter vermeintlich Großes mit mir vorhaben? , fragte sie sich, während sie Rhavîn zwischen zwei eng stehenden Langhäusern hindurchfolgte. Nun, ich habe den Göttern entsagt und dennoch hat mich dieser Traum nicht verlassen. Womöglich ist es keine Botschaft der Götter, die mich jede Nacht verfolgt. Aber falls doch, bin ich begierig zu erfahren, was sie mit mir planen. Wenn nicht die verwobenen Grauen mir diese

Weitere Kostenlose Bücher