Rheingau-Roulette
Joplin. In den Händen hielten sie Eis, das sie genüsslich leckten.
Alexandra winkte ihnen lächelnd zu. „Cool seht ihr aus. „Flower Power“!“
„Bei dieser mörderischen Hitze arbeitest du so schwer? Was um alles in der Welt tust du da?“, fragte Doro neugierig und zeigte auf die Kiste, die Alexandra neben dem Auto abgestellt hatte.
Janine hielt ein kleines, in Zeitungspapier gewickeltes Päckchen hoch. „Möchtest du auch ein Eis? Wir haben dir eins mitgebracht!“
Doro lächelte. „Sogar gut gekühlt. Es müsste noch gefroren sein.“
„Ihr seid Engel. So etwas brauche ich gerade.“ Alexandra lachte sie dankbar an und griff nach dem Päckchen. Erschöpft sank sie auf den Rand des Kofferraums. „Setzt euch doch zu mir.“
Einladend nickte sie auf die Kiste, die sie vor dem Auto abgestellt hatte, und packte das kleine Paket mit dem Eis aus. Doro guckte kritisch auf die Kiste und schätzte das Gewicht ab, das sie aushalten würde. Alexandra lächelte sie beruhigend an. „Die Kiste hält das aus!“
„Ich weiß nicht. Ich komme lieber zu dir ins Auto.“
Janine hockte sich auf die Kiste und Doro setzte sich neben Alexandra auf den Rand des geöffneten Kofferraumes.
„Ach du liebe Zeit. Hast du das alles allein geschleppt?“ Doro warf einen entsetzten Blick auf die kleine Ladefläche, auf der sich die Kisten stapelten.
Alexandra biss in ihr Eis und nuschelte: „Mmh. Und das ist schon die vierte Fuhre.“
„Wo schleppst du das ganze Zeug hin?“
„In Hannes Scheune, zu meinen anderen Sachen.“
„Aha. Warum? Hast du nicht genug Platz in Liesels Haus?“
„Theorie und Praxis. Theoretisch ist genug Platz da. Praktisch leider nicht.“ Alexandra strich sich die verschwitzten Haare aus der Stirn. „Die oberen Stockwerke habe ich weitestgehend mit Caro ausgeräumt. Aber der Keller ist zugemüllt, da passt nichts mehr rein. Und ich muss das ganze Haus leer räumen.“
Doro schob sich die Sonnenbrille in die kurzen dunklen Haare und sah sie erstaunt an. „Willst du dieses Haus wirklich renovieren?“
Alexandra zuckte mit den Schultern. „Ich hatte es überlegt. Aber gestern Morgen war ein Elektriker hier. Er hat mir nach der Hausbesichtigung dringend von einer Renovierung abgeraten. Die gesamte Elektrik müsse erneuert werden, und da es sich nicht um eine besondere, erhaltenswerte Immobilie handele, soll ich überlegen, ob ich mit einem Abriss nicht besser wegkäme. Als ich trotzdem nach einem Preis gefragt hab, hat er gesagt zwischen sechzig und siebzig Euro pro Quadratmeter muss ich für die Erneuerung rechnen. Aber ohne Gewähr. Also wahrscheinlich eher siebzig bis achtzig Euro.“
Doro guckte stirnrunzelnd auf das Haus. „Hm. Wie viel Quadratmeter hat denn die Hütte?“
„Tja. Ungefähr einhundert. Glaub ich. Genau weiß ich es aber nicht. In jedem Fall zu viel, um nur für die Elektrik mal eben zwischen fünf- und zehntausend Euro hinzublättern.“ Alexandra seufzte. „Das wäre ja auch noch nicht alles, was ich investieren müsste.“
„Nö. Damit wirst du vermutlich nicht weit kommen. Nach der Elektrik kommen die Wasserrohre im Haus und die Leitungen für die Entsorgung nach draußen.“ Gelassen leckte Doro an ihrem Eis und sagte scherzhaft: „Du, wenn du dann nur noch streichen musst, könnte es echt billiger als ein Neubau werden.“
Alexandra lachte. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Dann muss ich die Heizungsanlage neu machen lassen und das Dach muss neu gedeckt werden. Von den verschiedenen Baumaßnahmen innerhalb des Hauses, um den Wohnwert auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben, will ich gar nicht erst sprechen. Oder mir Gedanken über die Kosten machen, die da noch auf mich zukommen würden.“ Sie machte eine kleine Pause und sah wehmütig auf das Haus. „Wahrscheinlich werde ich es abreißen lassen. Wenn es nicht so teuer wird. Und obwohl es mir schwer fällt.“
Doro nickte. „Wahrscheinlich das Beste, was du mit der ollen Bude machen kannst. Wie hoch wird der finanzielle Aufwand werden, hast du eine Vorstellung?“
„Ich vermute, so zwischen zehn- und zwanzigtausend Euro wird es mich kosten! Mindestens.“
„Da hilft nur noch eins. Heiß sanieren.“
Alexandra guckte Doro an. „Wie meinst du das?“
„Steck´s an!“ Doro zuckte unschuldig grinsend mit den Schultern und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Bei dem Wetter gerät doch dauernd irgendeine Scheune in Brand und keine Sau weiß, warum. Da kann so eine Hütte mit einer
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