Rheingau-Roulette
und mit ihr lächerlichen Smalltalk machen.
Sie war sich sicher, dass Hannes Alexandra alles erzählen würde. Alles über sie und er würde wieder lügen, so wie immer, so wie er damals Sabine und Uli belogen hatte.
Sie hasste joggen. Jedes Mal hatte sie sich überwinden müssen und nur die Tatsache, dass sie mehr über Hannes und Alexandra erfuhr, hatte sie dazu bewogen, durchzuhalten. Und sogar freundliche Gespräche mit der Schlampe zu führen.
Schon als sie sie das erste Mal gesehen hatte, war sie überzeugt davon, dass zwischen den Beiden etwas laufen würde.
Sie hatte auf dem Hochsitz nahe dem Wäldchen gesessen und die junge Frau, die leichtfüßig am Waldrand entlang joggte, mit einem kleinen Fernglas beobachtet. Die halblangen, rotbraun gelockten Haare wehten im Wind und sahen von weitem wie eine Pferdemähne aus. Die Frau hatte am Waldrand angehalten und mit jemandem gesprochen, der im Wald stand, aber nicht zu erkennen war Sie konnte ihr Gesicht sehen.Sie hatte nicht gedacht, dass sie so hübsch war. Auf der Party war sie nur im Schatten von hinten zu sehen. Ausgerechnet jetzt musste diese Frau hier auftauchen. Ausgerechnet dann, wenn sie Hannes langsam wieder näher kam.
Sie hatte sie gesehen, wie sie mit Hannes tanzte. Hannes wollte das gar nicht, das war offensichtlich. Aber Arno hatte, intrigant wie immer, den Tanz eingefädelt. Armer Hannes. Er sollte verkuppelt werden.
Judith hatte sie verfolgt. Sie war ihr aus dem Wald bis zum Parkplatz und ihrem Haus gefolgt. Schließlich musste sie ja wissen, wo sie wohnte und wer das war. Sie konnte sich noch an das Gefühl erinnern, als sie den Namen am Briefkasten las: Alexandra Rabe hieß sie und in ihr stürzte etwas zusammen. Eine schöne Frau mit einem schönen Namen, die höchste Gefahr für Hannes und sie.
Sie würde ihm helfen müssen, so wie sie ihm immer geholfen hatte. So wie bei Andi, bei Carola, bei all den anderen Huren, die es nicht begreifen wollten und es immer und immer wieder bei ihm versucht hatten. Manchmal hatte sie sich köstlich amüsiert, wenn die blöden Weiber morgens früh auf dem Weg zur Arbeit in eine halb verweste Ratte traten und ihre spitzen Ekelschreie durch die Luft drangen.
Sie hatte schon lange den Verdacht, dass Hannes wusste, dass sie die Ratten verteilte. Oder verteilen ließ, je nachdem wie Milan gelaunt war oder welche Hilfskräfte er mitbrachte.
Sie erinnerte sich an Uli, da hatte sie es auch sofort gespürt.
Sabine, das war nur eine kurzfristige Verirrung. Da war sie sich schnell sicher, dass er mit ihr nichts haben würde. Aber Uli. Da hatte sie schon beim ersten Treffen gesehen, wie Ulis Blick begehrlich auf Hannes ruhte und sie wusste, da musste sie am Ball bleiben um Schlimmeres zu verhindern.
Sie zog sich die grellbunten Sportsachen aus und warf sie in den Müll. Endlich musste sie diese schrecklichen Sachen nicht mehr tragen.
Sie desinfizierte ihre Hände und begann die Dusche zu schrubben, bevor sie sich darunter stellte. Mindestens dreimal musste sie sich die Haare waschen, wenn sie die Perücke anhatte. Dreimal mit Shampoo und dann musste die Spülung noch eine Zeitlang wirken. Sie verwendete nur Pflegeprodukte aus dem Reformhaus. Ohne Duftstoffe und ohne Silikone. Nichts sollte an ihren Körper, das nicht natürlichen Ursprungs war.
Im Gegensatz zu ihrem Badezimmer und ihrer Küche. Es mussten Hochleistungsreiniger sein, die sie im Großmarkt für den professionellen Bereich kaufte. Sie musste große Packungen kaufen, denn ihr Putzzwang schraubte den Verbrauch ihrer Reinigungsmittel in die Höhe.
Nachdem sie ihre Haare gewaschen hatte, trug sie ihr Peeling auf. Sorgfältig achtete sie darauf, dass ihre frisch gewaschenen Haare nicht mit der Peelingcreme in Kontakt kamen und rieb ihre Haut anschließend mit einem Massageschwamm ab. Diese Prozedur wiederholte sie alle zwei Tage und ihre Haut war zart und samtig, wie ein Pfirsich, wie sie stolz feststellte. Danach wusch sie sich mit einer Duschcreme die Reste des Peelings ab und stieg aus der Dusche. Sie nahm sich ein frisches Handtuch um sich abzutrocknen und eines, um ihre Haare wie in einem Turban um den Kopf zu legen. Dann cremte sie sich von Kopf bis Fuß ein und schlüpfte in den Bademantel.
Ausgelaugt setzte sie sich hin. Ihre Duschrituale erschöpften sie immer, weil sie sich so sehr Mühe gab, ihren Körper schön zu erhalten und dafür so unendlich viel Zeit brauchte. Zeit, die sie nicht hatte. Versonnen strich sie sich über die Haut
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