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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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ihre Motorräder plauderten und Tourenpläne diskutierten.
    „Geht‘s ihm gut?“, fragend sah sie zu Caro.
    Caro nickte. „Soweit ich weiß schon.“
    Alexandra fiel die Spannung in Stellas Stimme auf und nahm sich vor, ihre Cousine über Stella und Hannes auszufragen – nachdem sie das Badezimmer aufgesucht hat, um sich zu erfrischen.
     
     
    Das Wasser war lauwarm, die beste Temperatur, um sich den Schweiß von den Händen und Armen zu waschen und nicht gleich wieder einen Temperaturstoß zu bekommen. Alexandra warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Na ja, ganz nett. Ihre lockigen Haare hatte sie hochgesteckt und ein paar vorwitzige Strähnen waren aus den Haarspangen heraus gefallen. Sanftes Braun mit rötlichem Unterton, Sommerbraun, so nannte der Friseur ihres Vertrauens die Farbe, die er angeblich extra auf ihren Hautton abgestimmt hat. Na ja, schottische schwule Friseure im Rock – sie wunderte sich noch immer, dass ihr nicht noch eine neue Haarlänge oder eine schrille Komplementärfarbe empfohlen wurde. Ihr blaues Sommertop war aus Seide und ließ ihre braunen Augen dunkler erscheinen, als sie eigentlich waren. Krähenfüße. Kritisch betrachtete sie die Augenfalten, die sich langsam immer deutlicher sichtbar zeigten. Ansonsten war ihr Gesicht noch ebenmäßig, mit recht wenig Faltenwurf. Ihre schlechte psychische Verfassung der letzten Wochen und Monate hatten keine tieferen Spuren hinterlassen. Sie grinste sich im Spiegel an.
    „Lachfalten. Sag es. Laut und deutlich. Keine Krähenfüße, sondern sympathische Lachfältchen!“
    „Alex?“, Caro klopfte an die Badezimmertür, „Alex, bist du hier drin? Mach bitte mal schnell auf, Lotte hat gespuckt.“
    Alexandra öffnete die Tür und sah Caro mit Charlotte auf dem Arm, die über und über mit Erbrochenem bespritzt war.
    „Ach du liebe Zeit, was ist denn mit dir passiert?“
    „Hab alles ausdetotzt, Letzie!“
    Charlotte hielt mit beiden Händen ihr T-Shirt fest an den Bauch gedrückt, sah dabei aber ganz zufrieden und fröhlich aus. Säuerlicher Geruch erfüllte den Raum und Alexandra musste die Luft anhalten. Der Würgereiz war unerträglich. Sie rannte zum Fenster und riss es auf. Tief Luft holend stöhnte sie und hoffte, dass der Brechreiz vorübergehen möge. Caro stöhnte ebenfalls und setzte Charlotte mit einem Seufzer ab.
    „Lottchen hat zu viel Nachtisch genascht, Apfelsaft getrunken und ist dann auf das Baumhaus geklettert, hat sich kopfüber an den Hauptast gehängt und wild geschaukelt. Das hält ein Kindermagen nicht lange aus!“ Sie schob Charlotte ins Bad. „Zieh dich aus Lotte, ich hole dir schnell frische Wäsche.“
    Alexandra half, das kleine Mädchen von Erbrochenem zu befreien und ihr die Kleidung auszuziehen. „Hej Süße, geht‘s dir jetzt wieder besser?“
    Charlotte nickte. „Will wieder raus.“
    Caro kam mit frischen Sachen ins Bad zurück.
    „Erst wird geduscht und Zähne geputzt!“ Sie stellte ihre Tochter unter die Dusche, seifte sie ein und brauste ihre Tochter ab, die schon wieder fröhlich quietschte. Stirnrunzelnd betrachtete sie danach ihre Arme und ihre Hose.
    „Alex, kannst du Lotte fertig machen? Dann kann ich auch eben noch duschen gehen. Ich hab doch mehr von dem Würfelhusten abbekommen, als mir lieb ist. Ich stinke!“
    „Klar, mach ich.“
    Alexandra suchte ein Handtuch für Charlotte aus dem Schrank. Sie trocknete die Kleine rasch ab, half ihr beim Anziehen und reichte ihrem Patenkind die Zahnbürste.
    „Aber nur, wenn du mir erzählst, was da zwischen ...“, und mit einem Seitenblick auf Lotte buchstabierte sie halblaut „S-t-e-l-l-a und H-a-n-n-e-s läuft oder auch nicht läuft.“
    Caro schaute sie aus der Duschkabine beunruhigt an. „Ich glaub es nicht. Hat er ehrlich nur einen Tanz gebraucht, um dich anzubaggern?“
    „Ich auch baddern. Mama, wo ist mein Badda?“ Lotte zappelte vor der Duschkabine, in der ihre Mutter die Spuren des Erbrochenen von ihrem Körper wusch, herum.
    „Dein Bagger ist im Sandkasten, Schatz. So und nun raus mit dir.“
    „Letzie, tomm.“
    Mit einem vergnügten Blick auf Caro nahm Alexandra Lotte an der Hand.
    „Du kannst beruhigt sein. Er hat nicht gebaggert. Und er ist nicht mein Typ. Ich bin nur neugierig.“
    Zweifelnd sah Caro ihre Cousine an. „Nicht dein Typ. Das ist ja was ganz Neues. Na dann. Ab mit euch in den Garten.“
    Alexandra saß an einem der Tische mit Charlotte auf dem Schoß und las eine Geschichte von einem kleinen verzauberten

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