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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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todunglücklich, dass er sich in die Frau seines besten Freundes verliebt hatte und ist heilfroh, dass sie sich wieder versöhnt haben. Das hat er mir mal erzählt. Sie fahren regelmäßig Motorrad zusammen.“ Sie runzelte die Stirn. „Von außen betrachtet, sind sie wieder die besten Freunde. Aber ob das tatsächlich auch so ist, oder was sich in ihrer Beziehung verändert hat, das wissen nur die beiden.“
    „Wenn es ihnen überhaupt bewusst ist. Du kennst ja Männer.“ Alexandra zog spöttisch die Augenbrauen hoch. „Da musst du schon mit der emotionalen Dampfwalze kommen, um bei den harten Jungs was auszulösen.“
    „Vermutlich.“ Caro zuckte die Schultern.
    „Frank hat hier am Ort eine Softwarefirma. Er kauft regelmäßig Arbeiten von Hannes und organisiert auch Ausstellungen für ihn.“
    Interessiert schaute Alexandra ihre Cousine an.
    „Was denn für Ausstellungen? Ich denke, Hannes ist bei der Krankenkasse? Das hast du doch selbst erzählt!“
    Caro nickte. „Ja, das stimmt ja auch. Er arbeitet halbtags in Königs Wusterhausen bei der Krankenkasse und die restliche Zeit verbringt er in seinem Atelier. Er hat seinen Hof umgebaut, beziehungsweise baut noch daran herum. Er ist Bildhauer.“ Caro stand auf und reckte sich. „Übrigens ist er der Freund, bei dem deine Sachen untergestellt sind. Falls ich dir das noch nicht erzählt habe. Den Hof musst du dir gelegentlich ansehen. Er ist einen Ausflug wert.“ Im Aufstehen nahm Caro Alexandra bei der Hand und zog sie vom Stuhl hoch.
    „Nun komm, Lästerschwester, lass uns mal ein bisschen Party machen. Dahinten stehen noch ein paar Leute, denen ich noch nicht ‚Guten Tag’ gesagt habe. Außerdem musst du noch ein paar unserer Freunde kennen lernen. Schließlich bist du ja jetzt auch Rangsdorferin und wirst hoffentlich auch regelmäßiger Besucher unserer Sommerfeten.“
    Caro stellte Alexandra jedem Gast vor. Nach der vierten Vorstellungsrunde verlor Alexandra völlig die Orientierung, wer wer war, wer mit wem verheiratet, verbandelt oder durch andere Verhältnisse miteinander verbunden war. Sie lief bereitwillig mit Caro mit und versuchte sich wenigstens ein paar Gesichter und die dazugehörigen Namen zu merken. Als sie auf Fritz und Doro trafen, war sie erleichtert, endlich bekannte Gesichter zu sehen, bei denen es ihr nicht schwer fallen würde, sich die Namen zu merken. Caro war gnadenlos, sie gab nicht auf, ihr unzählige Menschen vorzustellen. Als sie auf Sändi trafen, ergriff Alexandra in einer günstigen Minute die Flucht und zog sich für einen kurzen ruhigen Moment auf einen kleinen Hügel in dem etwas entlegeneren Teil des Anwesens zurück.
    Der verwilderte Garten war voller Menschen und Mücken. Kinder tobten im hinteren Teil des Gartens auf dem Baumhaus und den Spielgeräten, die Arno gebaut hatte. Die Luft flirrte vor Schwüle. Langsam verabschiedete sich die Sonne endgültig vom Tag. Alexandra bekam Durst und so raffte sie sich auf, um sich ein Glas Bowle zu holen. Dann suchte sie sich einen Platz unter einer der vier riesigen Eichen, die am Rande des Gartens standen. Von dort hatte man einen guten Blick auf das Buffet und die Holzfläche, die als Tanzboden diente.
    Caro tanzte hingebungsvoll mit einem dunkelhaarigen, sehr attraktiven Mann. Der Pfarrer. Also hatte Caro ernst gemacht, und ihn eingeladen. Na ja, vielleicht findet sie ja heute Abend eine Frau für ihn. Hauptsache, er macht nicht wieder seine hilflosen Flirtversuche bei ihr. Alexandra lachte bei dem Gedanken an das letzte Zusammentreffen mit Thessmann. Arno interessierte der leidenschaftliche Tanz seiner Frau überhaupt nicht. Er stand mit einem Bier an der aus einem alten Küchenbuffet improvisierten Theke und unterhielt sich angeregt mit Hannes. Gelächter tönte herüber, die Stimmung war heiter und ausgelassen. Bis zu dem Moment, an dem an dem seitlichen Garteneingang irgendetwas passiert. Die plötzliche Stille war irritierend und hielt die Welt für eine Sekunde an, bis die verstummten Gespräche erneut anhuben und sich die Lautstärke langsam dem alten Pegel annäherte. Die Ausgelassenheit war allerdings einer, wie es schien, vorsichtig beobachtenden Spannung gewichen.
    Alexandra beugte sich vor. Das war merkwürdig. Sie konnte von ihrem Platz nicht entdecken, wer oder was da am Gartentor war, aber sie vermutete einen neuen Gast. Sie sah nur ihre Cousine, die in Richtung des Gartentors gestikulierte und ihren ambitionierten Tänzer einfach stehen ließ, um zum

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