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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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ihrer Stimme hörte man das Bedauern an.
    „Wenn ich Zeit hätte, dann wäre es eine spannende Herausforderung. Aber es geht leider nicht. Lass uns zum Haus zurückgehen, meine Beine werden schwer, wenn ich die ganze Zeit stehe. Außerdem muss ich mal nach Tobias und Charleen sehen. Wenn die so still sind, dann ist es immer gefährlich.“
    Sie fanden die beiden Kinder von Stella und Frank friedlich im vorderen Garten mit Autos spielend.
    Auf der Terrasse tranken sie den Eistee und plauderten, während sie den Kindern beim Spielen zusahen. Alexandra hatte kleine tiefgekühlte Windbeutel gekauft, die in noch angefrorenem Zustand von den Kindern in atemberaubendem Tempo aufgegessen wurden.
    Stella war eine angenehme Gesprächspartnerin. Sie konnte gut zuhören und ermunterte Alexandra von ihren Vorstellungen für ihr zukünftiges Wohnen zu erzählen. Sie konnte wohl einen Gartenbaubetrieb für die Neuanlage des Gartens empfehlen, aber einen Architekten kannte sie nicht. Über sich selbst verriet sie hingegen wenig, wie Alexandra im Nachhinein feststellte. Stella erzählte mit warmen Worten von ihrem Mann und ihren Kindern, sie erzählte von ihrer Arbeit und sie unterhielten sich über berufspolitische Ereignisse, die freiberufliche Therapeuten betrafen. Als Stella über die Software Firma ihres Mannes berichtete, fragte Alexandra, ob ihr Mann ihr bei der Einrichtung ihrer Computer für die Praxis helfen könnte und Stella versprach, ihn danach zu fragen. Sie verbrachten den Rest des Nachmittags mit den Kindern „Wackelturm“ spielend auf der Terrasse. Als der frühe Abend kam, verabschiedete sich Stella mit einer Einladung, sich bei Gelegenheit ihren Garten anzuschauen, von Alexandra. Erfreut nahm sie die Einladung an.

Judith -1-
     
    Der Küchenboden musste sauber sein. Ganz sauber. Judith nahm die Flasche mit Desinfektionsmittel und schüttete eine Dosis in das Putzwasser. Sie schwitzte in den gelben Gummihandschuhen. Sie spannte den Putzlappen in den Wischmopp und wischte die Küche. Vor und zurück, vor und zurück, immer die gleichen rhythmischen Bewegungsabläufe. Nach dem peinlich genauen Wischen jeder Ecke in der Küche warf sie den feuchten Mopp in den Abfalleimer und zog einen frischen aus der Packung. Trocken nachwischen. Mechanisch führte sie die Reinigung durch und warf danach ihre Gummihandschuhe in den Müll. Dann reinigte sie ihre Hände. Einseifen. Abwaschen mit kaltem Wasser. Erneut einseifen. Abwaschen mit handwarmem Wasser. Das Waschbecken säubern. Hände abwaschen und desinfizieren. Ihre Waschroutinen waren immer die Gleichen. Nach dem Küchenboden kam die Toilette dran, danach die Türklinken, die sie mit Wattestäbchen reinigte. Und immer wieder ihre Hände. Ihrem Wasch - und Putzdrang konnte sie nur entkommen, wenn sie außer Haus war und Hannes beobachten konnte.
    Er hatte eine Neue. Sie hatte sie bei Caros Fest beobachtet. Sie haben zusammen getanzt.
    Mit festem Druck schrubbte sie den Beckenrand der Toilette mit der Bürste ab.
    Sie haben zusammen getanzt und standen gefühlte Ewigkeiten an der Bar. Sie kannte Hannes Blick, wenn ihn eine Frau interessierte.
    Jetzt kamen zwei Spülsteine in das WC und sie musste noch den Deckel abschrauben, um die Toilettenschüssel um die Scharniere herum zu reinigen.
    Die Neue war nicht blond. Sonst hatte Hannes immer blonde Frauen an seiner Seite. Und sie war viel zu groß für ihn. Oder hatte sie nur hohe Schuhe angehabt? Judith konnte sich nicht erinnern. Sie schüttelte den Kopf. Unaufmerksam. Ja, das war sie. In der letzten Zeit hatte sie zu wenig auf ihn geachtet. Dabei war sie mindestens einmal am Tag bei ihm auf dem Hof und in seinem Atelier. Da konnte er zehnmal Sicherheitsanlagen auf höchstem Niveau einbauen. Es wurde Zeit, dass sie etwas unternahm. Und dass sie sich näher mit dieser Frau befasste.
    Sie reinigte den Toilettenrand, schraubte den Deckel auf das Becken und bürstete den inneren Teil des WCs mit der Toilettenbürste. Dreimal spülen, das war wichtig. Danach entsorgte sie die Toilettenbürste im Abfall und reinigte ihre Hände in der üblichen Routine.
    Sie würde sich wieder mehr außerhalb des Hauses aufhalten müssen. Judith betrachtete sich im Spiegel. Ihre feinen blonden Haare, die sich über ihre Schulter ergossen, waren makellos geschnitten und frisiert. Damenhaft. So wie Hannes es liebte. So hatte er es immer gesagt. Sie trug ihre Lieblingshose, eine hellblaue Jeans und ein T-Shirt, das in einem zarten Rosé gehalten

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