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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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im Garten. Nur Caro und Charlotte fehlten noch. Alexandra begrüßte die Gruppe.
    Arno befestigte gerade den Anhänger mit den Getränken und dem Picknick an seinem Fahrrad. Natz und Josie drehten aufgeregt mit ihren kleinen Rädern diverse Runden im Garten, während Dieter heftig fluchend versuchte, den Kindersitz auf Caros Fahrrad zu befestigen und sich dabei die Finger klemmte. Dass Dieter mitfuhr, war vor allem auf Arnos Initiative erfolgt, der seinen alten Schulfreund nicht allein lassen mochte. Der erste Mai war für Dieter der erste Feiertag ohne seinen Freund Antoine und Arno hatte ein bisschen Angst, dass sein Freund in Depressionen verfallen würde, wenn er allein zu Hause bliebe. Alexandra fragte nach Badesachen und hörte zu ihrer Freude, dass die Tour geändert wurde und an einen Badesee im Umland führte. Neben dem Picknick waren Decken, Handtücher und ein kleiner Sonnenschirm in Arnos Anhänger untergebracht.
    Um zehn brachen sie auf. Ihre Rundfahrt brachte sie nach zwei Stunden über schmale Feld- und Fahrradwege zu einem kleinen lauschigen See. Zwischendrin hatten sie immer wieder Pausen machen müssen, um etwas aus der prallen Sonne zu kommen und sich abzukühlen. Charlotte saß in ihrem Kindersitz bei Caro auf dem Gepäckträger und Arno hatte aus einem Kopfkissen und ein paar Holzstäben ein Sonnensegel gebastelt, das er provisorisch mit Klebeband und Kabelbindern an dem Kindersitz befestigt hatte. Im Schatten der Weiden am See angekommen, verkündete Caro, dass sie hier erst wieder aufbrechen würde, wenn die Getränke alle wären und die Sonne weg wäre, oder aber Arno das Auto geholt hätte. Arno und Dieter machten eine kleine Runde um den See, um nach einem geeigneten Lagerplatz zu suchen. Sie fanden eine kleine Bucht, die für die Kinder ideal zum Einstieg ins Wasser war, und breiteten ihr Picknick aus. Die Mädchen tobten mit Dieter und Arno lautstark im Wasser, während Caro und Alexandra auf ihren Decken dösten.  Ein lauter Schrei von Caro ließ Alexandra erschrocken in die Höhe springen.
    „Was ist?“
    Sie sah zu ihrer Cousine und musste lauthals lachen. Arno hatte seiner Frau ein klatschnasses Handtuch auf den nackten Bauch geworfen und stand nun vor Freude strahlend über sein Wurftalent im Wasser und feixte zu ihnen herüber.
    „Na warte!“
    Caro nahm sich das Handtuch und stürzte auf Arno im Wasser zu. Dort angekommen, sah man nur noch ein paar Arme und Beine durch die Luft wedeln. Wild spritzendes Wasser schimmerte im Sonnenlicht, während wahlweise Arno oder Caro laut kreischten oder kicherten. Die Töchter hatten sich mit Dieter in sicherer Entfernung zum Kampf ihrer Eltern verzogen und feuerten ihre Mutter lautstark an. Nachdem Caro um Hilfe schrie, eilten ihr Natz und Josie zur Hilfe und nun musste sich Arno mit drei Weibern im Wasser herumschlagen, während Dieter mit Charlotte zu Alexandra ans Ufer kam.
    „Was für eine schöne Wasserschlacht.“ Dieter schmunzelte. Er nahm sich ein trockenes Handtuch und fuhr sich durch die kurzen blonden Haare, die danach fröhlich nach allen Seiten abstanden. Alexandra trocknete Charlotte ab und rieb sie mit Sonnencreme ein.
    „Möchtest du auch etwas?“ Alexandra hielt ihm die Sonnencreme hin und Dieter nickte.
    „Bist du so nett?“
    Er streckte sich neben ihr bäuchlings auf der Decke aus und schloss die Augen. Alexandra verrieb die Sonnencreme auf seinen Schultern und betrachtete seinen kraftvollen und gut geformten Körper versonnen. Sie seufzte versonnen.
    „Du bist ein Verlust für die Damenwelt!“
    Dieter öffnete ein Auge, betrachtete Alexandra einen Moment nachdenklich und sagte dann: „Da bist du nicht die erste Frau, die das bemerkt.“
    „Aber es hilft nicht, oder?“
    „Nein, nicht wirklich. Ich könnte dir noch nicht mal Hoffnung auf doppelte Verwendung machen. Tut mir leid.“ Er zuckte hilflos lächelnd mit den Schultern.
    Alexandra grinste. „Wäre ehrlich gesagt auch nicht mein Fall.“
    Nach einer kleinen Pause fragte sie: „Wie geht es dir wirklich?“
    Dieter blickte zu Charlotte, die ihrer Puppe gerade grünen Wackelpudding zu essen gab, und sagte leise: „Ich leide wie ein Tier. Wenn ich allein bin. Und bitte versteh mich nicht falsch, aber wenn ich unter Menschen bin, dann gerade deshalb, weil ich nicht daran denken möchte, wie ich leide, wenn ich allein bin.“
    „Ich weiß. Mir ging es ähnlich.“ Nach einer kleinen Pause flüsterte sie: „Die Nächte sind das Schlimmste und die Träume,

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