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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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Stimme erstarb und die Wut, die sie empfand, richtete sich gegen Hannes. „Was heißt das? Soll das bedeuten, dass ich jetzt jeden Tag Reifen zerstochen kriege, mit Pflastersteinen beworfen werde und irgendeine beschissene Ratte vor der Haustür liegen habe?“ Sie schrie ihn an.
    Gelassen hob er die Hände. „Beruhige dich. Soll ich Caro anrufen?“
    „Nein. Ich will mich nicht beruhigen. Und nein. Du sollst Caro nicht anrufen!“
    Alexandra schubste ihn mit einem heftigen Stoß zur Seite und stürmte an ihm vorbei ins Haus. Sie rannte durch den dunklen Flur in ihr Badezimmer, schmiss die Tür hinter sich zu und setzte sich auf den Toilettendeckel. Nicht heulen. Nur nicht heulen. Wieder ein Mantra. Nicht heulen.
    Zu spät. Die Tränen liefen ihr das Gesicht hinunter. Sie war wütend, dass sie sich so hilflos fühlte. Der Zorn trieb ihr erneut Tränen in die Augen. Wieso tat ihr jemand das an, wer ist hier im Ort so bösartig? Und warum? Leise klopfte es. Die Tür öffnete sich. Hannes stand im Türrahmen, die Hände in die Hosentasche gesteckt.
    „Komm raus. Lass uns was zusammen trinken, dann erzähl ich dir was zur Sache!“
    Alexandra wollte nicht aufstehen und mit Hannes reden. Aber sie war neugierig. Und immer noch zornig darüber, dass irgendjemand an ihr Streiche ausprobierte. Sie schimpfte mit sich, dass sie sich von einer toten Ratte auf ihrer Vordertreppe so aus der Fassung bringen ließ. Was für ein Drama veranstaltete sie hier? Hannes muss sie für völlig bekloppt und hysterisch halten.
    „Ich komme gleich.“ Sie nickte ihm zu und ging zum Waschbecken. Sie wusch sich mit einem nassen Handtuch das Gesicht ab und sah in den Spiegel. Im trüben Licht der alten Badlampe sah sie müde und abgespannt aus. Mit Grund, konstatierte sie und klopfte auf ihre Wangen, um ihnen ein wenig Farbe zu geben. Und folgte Hannes, der auf die Terrasse gegangen war und dort in einem alten Gartensessel von Oma Liesel lümmelte.
    „Entschuldige mein Geschrei. Ich bin sonst nicht so hysterisch.“
    Er nickte. „Schon okay.“
    „Was willst du trinken? Ich habe Wasser. Und Wein.“
    „Hast du einen Rotwein da? Dann trinke ich gern ein Glas.“
    „Ich habe Rotwein da. Auch Weißwein.“ Alexandra seufzte. „So etwa hundert Kisten mit je achtundvierzig Flaschen.“
    Hannes zog die Augenbrauen hoch. „Gut bestückter Weinkeller.“
    „Ja, aber nicht auf meinem Mist gewachsen. Das ist das Vermächtnis von Oma Liesel. Leider ohne Inventarliste. Ich könnte jetzt irgendeine Kiste aufmachen und blind eine Flasche ziehen. Wenn wir Pech haben, ist es eine liebliche Rheinhessen Spätlese.“
    Hannes grinste. „Liebfraumilch? Dann nehme ich doch lieber ein Wasser.“
    Sie holte zwei Gläser und eine Flasche Mineralwasser und setzte sich gegenüber von Hannes auf die alte Hollywoodschaukel. Während sie einschenkte, fragte sie ihn nach den Streichen. Er räusperte sich, etwas verlegen, wie ihr schien.
    „Es sind mehrere Frauen, die ähnliche Erlebnisse hatten. Andi zum Beispiel. Sie hatte zerstochene Autoreifen, ein demoliertes Gartentürchen und noch ein paar andere Kleinigkeiten.“
    Alexandra zog die Augenbrauen hoch. „Zerschnittene Autoreifen und andere Kleinigkeiten. Schöne Definition für Kosten von etwa sechshundert Euro habt ihr hier im Speckgürtel.“
    „Na ja, die Autoreifen sind natürlich keine Kleinigkeit. Aber Andi fährt einen Dienstwagen, also hat die Firma die Reifen bezahlt.“
    „Wer noch?“
    „Was, wer noch?“
    „Wer war noch von diesen komischen Streichen betroffen?“
    „Ich kann mich nicht mehr an alle Frauen erinnern. Carola auf jeden Fall. Die hat damals Anzeige bei der Polizei erstattet.“ Hannes grinste. „Und so ihren Mann kennengelernt.“
    Alexandra machte eine Grimasse. „Ach so, du meinst, mich will jemand von der Polizei kennenlernen und versucht es jetzt auf diesem Weg?“
    „Wieso. Bist du auf der Suche?“
    Täuschte sie sich, oder war da jetzt echtes Interesse in seinem Tonfall zu hören? Vermutlich wollte er sich vergewissern, dass sie keine Ambitionen ihn betreffend hat. Alexandra hob abwehrend die Hände.
    „Nein. Eine Beziehung kann ich gerade so gut brauchen wie einen grippalen Infekt.“ Sie wies auf den Garten und das Haus. „Ich bin momentan mit anderen Dingen voll ausgelastet. Aber da wir davon sprechen: du könntest mir mal den Architekten nennen, mit dem du bei der Renovierung deines Hofes zusammen gearbeitet hast.“
    Hannes antwortete bedächtig. „Das kann

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