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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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dir, wohin du willst.«
    »Aber...«, begann Sigfrid. Regin drehte sich wortlos um und stapfte mit schweren Schritten in die Nacht. Sigfrid schloß die Tür. Das Feuer brannte kaum noch; Hildkars magere und Klodwigs bullige Gestalt waren nur schattenhaft erkennbar. Er hörte das leise Geräusch des Wetzsteins, der über Hildkars Dolchschneide glitt. Klodwig hob den Holzbecher und trank einen Schluck Wein.
    »Was wollte der Schmied denn diesmal von dir?« fragte Klodwig. »Bei Donar, man sollte glauben, er würde endlich begreifen, daß du inzwischen alt genug bist und keine Amme mehr brauchst.«
    »Verglichen mit ihm ist niemand alt genug«, sagte Sigfrid leichthin. »Wie auch immer, nachdem er festgestellt hat, daß die Schiffe bereit sind, würde man Donars Hammer brauchen, um in eines von ihnen ein Leck zu schlagen.«
    »Versuche die Götter nicht«, warnte Hildkar düster. »Du weißt nie, ob sie nicht gerade zuhören. Ich habe von den Geschichten gehört, die die Griechen über ihre Götter erzählen ...«
    »Das hast du davon, wenn du auf die Griechen hörst«, unterbrach ihn Klodwig. »Außerdem, was nützen uns fremde Götter?« Er spuckte aus. »Wir sind seit Wochen bereit. Wann werden wir endlich abfahren?«
    »Morgen bei Tagesanbruch«, erwiderte Sigfrid entschlossen. »Ich gehe nur noch einmal hinunter zum Fluß, um mich selbst davon zu überzeugen, daß auf den Schiffen alles in Ordnung ist.«
    »Hat dir Regin nicht gerade gesagt, daß alles in Ordnung ist?« fragte Klodwig.
    »Ja, aber er wird nicht mitfahren. Ich will mich selbst vergewissern, bevor wir uns ihnen anvertrauen.«
    »Du wirst im Alter noch umsichtig, wie?« sagte Hildkar, und seine Stimme verriet eine gewisse Bewunderung. Im Hinausgehen hörte er Klodwig flüstern: » ... gute Fahrt und eine Rückkehr mit reicher Beute.« Er drehte sich noch einmal um und sah, daß Klodwig den letzten Wein vor der kleinen Tonstatue der drei Idisen opferte.
    Die fünf Schiffe an der Mole zerrten an ihren Tauen, als könnten sie es nicht erwarten, rheinabwärts nach Norden zu fahren. Sigfrid sah die Gestalt am Bug seines Flaggschiffes erst, als der dunkle Schatten den gespenstischen drachenähnlichen Kopf hob und sich suchend umschaute. Sigfrid zog das Schwert und lief mit großen Schritten auf das Wesen zu. Als er mit einem Satz auf sein Schiff sprang, verschwand die Gestalt plötzlich, und Sigfrid hörte Gepolter.
    »Verflucht!« schrie Regin. »Was willst du denn hier?« Der Schmied tauchte aus dem Schatten der Bordwand auf. In den Armen trug er etwas, das wie ein langer Balken aussah. Erst als Sigfrid dicht vor ihm stand, sah er den geschnitzten Drachenkopf. Regin lehnte das Holz wortlos an die Bordwand und fuhr mit den Händen behutsam darüber. »Wenn du so wild darauf bist, einen Drachen zu töten...«, begann er, schwieg aber wieder. Er spuckte ins Wasser. »Warum bist du überhaupt hier, Sigfrid?« Sigfrid steckte das Schwert in die Scheide. »Ich will mich zum letzten Mal selbst vergewissern, daß mit den Schiffen alles in Ordnung ist. Was machst du da?«
    »Ich richte die Bugfigur auf. Der Drache wird dich über das Meer leiten und im Land deiner Feinde Schrecken verbreiten. Die Weisheit der Zwerge ist hineingearbeitet, damit du zurückkommst und deinen Schwur erfüllen kannst.«
    Sigfrid beugte sich vor und berührte den Drachenkopf mit der Hand. Dabei lief ihm ein kalter Schauer durch den Körper; einen Augenblick lang sah er eine schwarze Schlange, die sich wie eine Fessel um seinen Arm wand. Er blinzelte, um das Bild zu vertreiben, aber eine Spur von Unbehagen ließ ihn nicht los.
    »Schwörst du, daß der Drache weder mir noch meinen Männern schaden wird?« fragte er leise.
    Regin ließ den Kopf sinken, und Sigfrid hörte, daß er mit den Zähnen knirschte. »All diese Arbeit«, murmelte er. »Was habe ich nicht alles für dich getan? Was hätte ich noch für dich tun können? Jetzt gebe ich dir die Hilfe, die ich dir für dieses närrische Vorhaben geben kann, und du verlangst von mir, ich soll schwören, daß kein Schaden dadurch entsteht. Bei Dwalan und Dawan, hast du nichts Besseres zu tun, als mich zu beleidigen?«
    In Sigfrid stiegen Schuldgefühle auf, als er auf die Narbe in Regins grauem Haar hinunterblickte, die als kahle Stelle hell im Mondlicht glänzte. »Ich wollte dich nicht beleidigen. Aber ich hatte ein merkwürdiges Gefühl, als ich den Drachen berührte - und ich bin nicht länger nur für mich verantwortlich. Regin, die

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