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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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du, ich kann jetzt alle zusammenrufen?«
    Harprecht sah sich um. »Na klar. Natürlich werden ein paar nicht so schnell kommen, denn sie... na du weißt schon.« Er machte eine vielsagende Bewegung und lachte anzüglich. »Vielleicht wartest du noch eine Weile. Es war nicht nur für dich das erste Mal.« Sigfrid ließ noch einige Zeit vergehen, ehe er seine Männer zusammenrief. Er befahl, Frauen und Kinder freizulassen, damit sie zu Lingwe gehen und ihm berichten konnten, was geschehen war. Man verteilte etwas von den Vorräten an die Überlebenden und brachte den Rest, zusammen mit der kärglichen Beute, die Sigfrids Männer gefunden hatten, auf die Schiffe. Als der Trupp wieder am Strand versammelt war, blickte Sigfrid zurück auf die dunklen Rauchwolken über dem brennenden Dorf.
    »Ich hoffe, euch geht es so wie mir! Durch diese paar Übungsschläge haben sich meine Arme kaum gelockert. Ich denke, wir werden versuchen, Sachsen zu finden, die uns vor Sonnenuntergang eine anständige Schlacht liefern. Also zurück auf die Schiffe. Weiter im Osten gibt es auch bessere Beute.«
    »Erst wenn die Flut wieder steigt«, sagte Adalprant und verzog den Mund, als er die Schiffe sah, die jetzt oberhalb des Wassers im Sand lagen.
    Sigfrid lachte und lief zu seinem Flaggschiff. Er hob den Anker hoch, ließ ihn über die Seite ins Schiff gleiten, grub die Zehen in den Sand, stemmte sich mit der Schulter gegen den Kiel und schob das Schiff zum Wasser. »Nun kommt schon!« rief er, »wenn ihr mir nicht
    helfen wollt, dann geht an Bord, und ich schiebe euch!«
    Die Wellen klatschten bereits gegen den Kiel seines Schiffes. Die Krieger stürmten unter begeisterten Rufen zu ihren Schiffen und schoben sie um die Wette ins Meer. Sigfrid schwang sich erst über die Bordwand, als das Wasser ihm bis zur Hüfte reichte und sein Schiff den Grund nicht mehr berührte. Regin saß mit gekreuzten Beinen auf einer Bank, die er inzwischen mit kunstvollen Schnitzereien verziert hatte. Er beobachtete mit mürrischer Miene, wie Sigfrids Männer lachend durch das Wasser wateten und in die Schiffe sprangen. »Hast du das Schwert blank geputzt?« fragte er schließlich. »Ganz gleich, wie gut das Metall deiner Meinung nach auch ist, wenn du es dreckig in die Scheide steckst, wirst du es bereuen.«
    »Ich habe es geputzt«, sagte Sigfrid und zog Gram aus der Scheide. Regin beugte sich vor und begutachtete die Klinge. Er wiegte den Kopf, während er das glänzende Metall untersuchte. Schließlich gab er sich widerwillig mit dem Ergebnis zufrieden, aber dann machte er seinem Zorn doch noch Luft und rief verächtlich: »Ha! Knechte und Bauern töten! Was ist schon dabei? Dafür ist dieses Schwert nicht gemacht. Wenn du deinen Arm üben willst, kannst du ebenso gut Käse damit schneiden.«
    »Wenn wir das nächste Mal an Land gehen, finde ich einen besseren Gegner«, erwiderte Sigfrid ruhig. Er befeuchtete einen Finger, prüfte damit den Wind und rief: »Fertig zum Rudern, Männer?«

    *

    Die Flotte fuhr an der Küste entlang. Sie kamen an ein paar kleinen Weilern vorüber und sahen am späten Nachmittag eine größere Siedlung an einer Flußmündung. Der Klang eines Horns drang über das Wasser, als sie näherruderten. Sonnenstrahlen brachen sich auf den Brustpanzern und Waffen von Männern, die sich am Dorfrand versammelten. »Ungefähr so hatte ich mir das auch vorgestellt«, sagte Hildkar zu Sigfrid. Er hob das Banner hoch und schwenke es durch die Luft. »Diesmal bekommen wir einen richtigen Kampf.«
    »Vielleicht gibt es sogar lohnende Beute«, fügte Harprecht hinzu. »Wenn ich richtig sehe, ist das Gold am Helm des Drichten?« Als Antwort zischte ein Pfeilhagel durch die Luft, und Regin suchte hastig wieder Schutz zwischen den Fässern. Ein paar Pfeile bohrten sich mit einem dumpfen Geräusch in die Schiffsplanken, aber die meisten landeten im Wasser. Sigfrid dachte an Fjölnirs Worte. Die Sonnenstrahlen fielen auf die Feinde. Er durfte also den Kampf wagen! Lachend griff er nach einem Wurfspeer.
    »Für Wotans Rache und den Sieg!« rief er und warf ihn mit ganzer Kraft auf den Hügel. Er flog über die Schar der feindlichen Krieger hinweg. Sigfrid sah, wie sie den Flug des Speers mit ihren Blicken verfolgten, bis er sich in das Tor der großen Halle hinter ihnen bohrte.
    »Die Schilde hoch!« befahl Sigfrid, als er sah, wie die Bogenschützen die Bogen wieder spannten. Die Krieger hielten sich mit einer Hand die Schilde über den Kopf und

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