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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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setzen, wenn du den Frieden zwischen dir und den Burgundern erhalten möchtest.« Attila schwankte und sah sie böse an, aber dann schob er sein Schwert in die Scheide. Er drehte sich um und ging zu seiner Kammer. Aber an der Tür blieb er stehen. »Folge mir!« befahl er ihr. »Ich möchte heute nacht einen Sohn zeugen.«
    »Nicht mit mir«, erwiderte sie, »der Mond ist gerade voll gewesen, und mein Blut fließt.«
    Der Hunnenkönig spuckte ins Feuer, legte die Hand auf den Adlerkopf seiner Schwertscheide und fluchte zwischen den Zähnen. Dann schloß er die Tür mit einem lauten Knall. Gudrun nahm ihren Mantel ab und legte sich auf eine der Bänke. Sie deckte sich mit dem Wolfsfell zu und hoffte, bald einschlafen zu können.

    *

    Das Wetter blieb beinahe bis zum nächsten Vollmond schön, aber dann kam aus dem Norden ein heftiger Schneesturm. Selbst Hagen war kaum noch draußen. Er lief von seinem Haus zu Gunters Halle und kehrte zurück, wenn er feststellte, daß die anderen seine Gegenwart nicht länger zu ertragen schienen. Von seinen Kindern wollte nur Nibel ihn begleiten, der inzwischen fast zu einem Mann herangewachsen war. Er hüllte sich in seinen wärmsten Mantel und folgte seinem Vater durch die verschneiten Straßen, um mit den anderen Kriegern am Feuer des Königs zu sitzen.
    Und so geschah es, daß Hagen und Nibel in der Halle waren, als es kaum hörbar an das Tor klopfte. Das Geräusch ging im Lachen und Reden der Männer unter. Aber Nibel und Hagen war es nicht entgangen. Es klopfte noch einmal, aber ebenso leise. Nibel stand auf. »Ich öffne«, sagte Hagen und ging zum Tor.
    Draußen stand eine Gestalt, die so dick in Felle gehüllt war, daß Hagen zuerst nicht sagen konnte, ob es ein Mensch oder ein Troll war. Dann sah er, daß die Pelzmütze nach hunnischer Art lang und spitz zulief, obwohl der Mann keinen verlängerten Hinterkopf hatte. Der Fremde machte ein Schutzzeichen, das Hagen kannte. Aber der Mann war nicht der Schamane, er war groß und hatte blaue Augen. »Ich grüße dich, Wingi«, sagte Hagen, »was führt dich so spät im Jahr noch zu uns?«
    »Wieso weißt du, wer ich bin?« fragte Wingi mißtrauisch, »ich war noch nicht zwei Winter alt, als du Attila verlassen hast.«
    »Es ist zu kalt für dich, um hier draußen stehenzubleiben. Komm herein und wärme dich. Wir möchten gerne wissen, wie es unserer Schwester geht.«
    Hagen trat zur Seite und ließ den jungen Mann eintreten.
    »Was hat der Schneesturm uns vor die Schwelle geweht?« rief Gunter durch die Halle. »Das sieht nach einem verirrten Waldgeist aus!«
    Hagen führte den Gast zu seinem Bruder und sagte: »Das ist Wingi. Attila schickt ihn mit einer Nachricht. Soll er hier sprechen, oder wollen wir ihn in deiner Kammer hören, wenn er sich etwas aufgewärmt hat?«
    Gunter überlegte. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und musterte den Boten: »Was ist das für eine Nachricht?«
    »Es geht um ein Fest und um große Ehre«, antwortete Wingi, »wenn ich eine Weile vor dem Feuer stehen kann, werde ich dir alles sagen, aber vermutlich sollten wir allein sein, denn Attilas Botschaft soll nicht allgemein bekannt werden.«
    »Gudrun geht es gut?«
    »Sehr gut. Sie läßt euch grüßen und bedankt sich für den guten Wein, den du am Anfang des Winters geschickt hast.«
    Gunter nickte und strich sich über den kurz geschnittenen Bart. Er war jetzt siebenunddreißig Winter alt, aber seine Haare waren noch nicht grau. »He«, rief er, »legt Holz auf das Feuer!«
    Knechte und Mägde eilten mit Brennholz zu den Feuerstellen, und bald prasselten und knisterten die Flammen. Die plötzliche Wärme war Hagen unangenehm, und er wich etwas zur Wand zurück. Aber Wingi breitete seinen Mantel so dicht vor dem Feuer aus, daß Hagen bereits Ausschau nach Wasser zum Löschen hielt. Gunters Frowe kam mit gefüllten Weinkrügen aus der Küche. »Wir haben einen Gast, den du begrüßen mußt, Gladis«, sagte er zu ihr.
    Gladis erschrak und verschüttete Wein. »Du hast mich erschreckt«, schimpfte sie, »warum kannst du nicht im Licht stehen, wo man dich sieht, und mußt dich immer in den dunklen Ecken herumdrücken?« Die Römerin runzelte ärgerlich die Stirn.
    »Attila hat uns einen Boten geschickt. Ich glaube, er braucht etwas zu essen und zu trinken.«
    »Du weißt doch, wo die Küche ist«, erwiderte sie ungnädig, »sag den Mägden, sie sollen ihm etwas bringen. Ach laß, ich kümmere mich schon selbst darum.«

    *

    Sie hatten mehrere

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