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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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nicht.«
    Das sei Unsinn, widersprach sie. »Ich kann mir Lambert einfach nicht als den Mann vorstellen, der einem hilflosen Opfer einen Stein auf den Kopf haut.«
    »Du warst lange genug Polizistin«, sagte Wolfert, »um zu wissen, zu welchen Dingen die lieben Mitmenschen fähig sind. Lambert hat rot gesehen und sich gerächt.«
    »Hat er den kompletten Ablauf gestanden?«
    Es gäbe Lücken, räumte Wolfert ein, was durchaus nachvollziehbar sei. »Lambert war in höchstem Maße erregt. Viele Details blendet er aus. Er will oder kann sich nicht darauf besinnen. Die Erinnerungen werden sich wieder einstellen.« Gedankenverloren betrachtete er die nackte Wand. »Der Sohn tut mir leid. Lenny wirkt reichlich mitgenommen. Der Vater ein Mörder …«
    Der Alkohol machte ihn sentimental – das hatte Norma schon früher erlebt – und er vertrug nicht viel. Milano dagegen wurde mit jedem Glas stiller. Der Wirt servierte persönlich und brachte unaufgefordert eine Karaffe Rotwein und ein weiteres Bier mit. Beim Essen beklagte sich Wolfert über die zunehmende Bürokratie, die den Dienst erschwerte. Milano schwieg und füllte sein Glas auf.
    Auch Norma bestellte einen zweiten Wein. Sie war mit dem Bus gekommen und hatte den Wagen im Hof gelassen. »Könnt ihr mir einen Gefallen tun?«
    Wolfert rückte die Brille zurecht. »Geht es um den Fall Marika? Bist du weiterhin dran an der Sache?«
    Sie nickte stumm, weil sie einen Bissen Panzerotti im Mund hatte. Der Salbei schmeckte köstlich.
    Wolfert legte die Gabel ab. »Lambert kann mit dem Verschwinden der Frau nichts zu tun haben. Er hielt sich nachweislich in Tasmanien auf, als Marika abtauchte.« Er war verdächtig gut mit den Einzelheiten vertraut.
    »Ihr habt euch beide über den Fall informiert?«, fragte sie.
    »Ganz inoffiziell«, stellte Wolfert unwillig klar.
    »Wird der Fall Marika neu aufgenommen?«
    »Das steht zurzeit nicht zur Diskussion«, widersprach er. »Lamberts Vernehmungen haben Vorrang. Noch gibt es viele offene Fragen.«
    »Aber danach!«
    Er bat mit einem Lächeln um Verständnis. »Du kennst unsere Personalausstattung, Norma. Muss ich dir erklären, welcher Rang dieser uralten Geschichte eingeräumt wird? Zumal der Fall als Selbsttötung abgelegt wurde.«
    »Eine Schlussfolgerung, die schon damals an den Haaren herbeigezogen war, wenn ihr mich fragt!« Sie berichtete von dem Gartenhaus und ihrer Annahme, Marika habe sich dort mit ihren Liebhabern verabredet. »Würdet ihr Lambert fragen, ob ich richtig vermute?«
    »Die Hütte wurde unmittelbar nach Marikas Verschwinden durchsucht«, sagte Wolfert. »Das steht in der Akte. Im Gartenhaus gab es keine Auffälligkeiten.«
    »Wie auch, Dirk? Man hat nach einer Vermissten gesucht. Nicht nach den Spuren eines Verbrechens.«
    Schwungvoll wischte er sich den Bierschaum von den Lippen. »Du scheinst davon überzeugt, dass Marika ermordet wurde.«
    »Ihr etwa nicht? Gebt zu, dass euch das Jagdfieber gepackt hat.«
    Ein Rosenverkäufer erschien in der Tür, spähte schüchtern hinein und machte angesichts des dicken Mannes am Tisch auf dem Absatz kehrt. Milano schaute ihm verblüfft hinterher.
    Wolfert lächelte verschmitzt. »Ich empfehle dir, Norma, halte dich an die Statistik. Ich würde den Mörder im nahen Umfeld suchen.«
    »Ob mit oder ohne Statistik«, antwortete Norma. »Darauf bin ich von allein gekommen. Mein Favorit ist der Ehemann. Andererseits hat auch Reber einiges zu bieten.«
    Milano griff mit geröteten Wangen zur Weinkaraffe. Er fand seine Sprache wieder. »Ich tippe auf den Ehemann. Eifersucht ist ein grundehrliches Motiv. Er kommt zur Hütte, sieht die beiden, und – zack – haut zu. Ende, aus.«
    »Unsinn«, widersprach Wolfert eifrig. »Ein Totschlag vor einem Zeugen? Nein, Reber war es! Er hatte die Geliebte satt. Lasst uns den DNA-Vergleich abwarten. Angenommen, er war wirklich Ingas biologischer Vater: Womöglich hat Marika ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Sie und das Kind gegen seine Ehefrau und den sicheren Job. Daraufhin hat er zugeschlagen!«
    Milano musterte den Kollegen mit schiefem Kopf. »Deine Fantasie in allen Ehren, Dirk. Ich glaube, die Männer haben gemeinsame Sache gemacht.«
    »Langsam!«, rief Norma. »Zunächst müssen wir wissen, ob die Hütte tatsächlich der Ort der heimlichen Zusammenkünfte war.«
    »Also gut, ich werde bei Lambert nachhaken«, murmelte Wolfert. Müde stützte er das Kinn auf die Hände. »Ohne Protokoll. Ganz unverbindlich,

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