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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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leibliche Kind war. Aber diese Tatsache war im Grunde unerheblich. »Lambert hat beide Taten gestanden. Den arrangierten Unfall wie den Schlag mit dem Stein.«
    Beide sahen dem Kater zu, der seinen Ausguck verlassen hatte und vom Fenstersims aus einen verhassten Streuner aus der Nachbarschaft ausspähte.
    »Sehen Sie, das ist der Punkt«, sagte Ehlers. »Dieses fixe Geständnis. Ist Ihnen bekannt, dass er seinen Namen geändert hat?«
    »Er nennt sich nach seiner Frau. Das ist nichts Ungewöhnliches mehr.«
    »Lambert hatte besondere Gründe«, widersprach Ehlers. »Die Namensänderung war der Versuch, mit der Vergangenheit abzuschließen. Mein Mandant hat in seinem Leben eine Menge einstecken müssen.«
    »Sie sprechen von der Haftzeit in der DDR?«
    »Von der Haft und von den Verhören. Die Staatssicherheit war dafür bekannt, dass sie nicht zimperlich mit den Leuten umging. Lambert, damals noch Bieler, war ein sensibler junger Mann. Und nun wiederholt sich die Situation. Er fühlt sich der Polizei ausgeliefert.«
    Norma richtete sich auf. »Bei allem Respekt, Herr Ehlers. Wollen Sie die Methoden unserer Polizei mit denen der Stasi auf eine Stufe stellen?«
    »Darum geht es nicht. Ich will unseren Behörden nichts vorwerfen. Die Beamten Milano und Wolfert stehen in dem Ruf, scharf, aber korrekt vorzugehen. Versetzen Sie sich in Lamberts Situation. Er ist traumatisiert wie viele Menschen mit ähnlichem Schicksal. Ein dunkles Kapitel der jüngsten deutschen Geschichte. Das DDR-Regime hat unbescholtene Leute, die nichts anderes wollten, als das Land zu verlassen, als Kriminelle stigmatisiert. Sie wurden während der Untersuchungshaft mit Psychoterror drangsaliert und nach der Verurteilung über viele Jahre mit Mördern und Schwerverbrechern zusammengesperrt. Vielleicht konnte Lambert das nur überstehen, indem er lernte, sich anzupassen und kleinzumachen?«
    »Sie meinen, er gibt Dinge zu, die er nicht getan hat? Aus Furcht vor Repressalien?«
    »Von einer traumatisierten Persönlichkeit wie Lambert dürfen Sie kein Vertrauen zur Polizei erwarten. Obwohl seitdem viele Jahre vergangen sind. Die alten Wunden brechen wieder auf. Der Mann hat sofort aufgegeben und alles gestanden, was man hören wollte.«
    »Will er widerrufen?«
    Ehlers verneinte. »Vorerst bleibt Lambert bei seiner Aussage, befürchte ich. Er kann gar nicht anders und weicht jeder Situation aus, die an ein Verhör erinnert.«
    Sie ließ einen Augenblick verstreichen, bevor sie fragte: »Hat er sein Verhalten Ihnen gegenüber so geschildert?«
    »Zugegeben, die Gespräche mit meinem Mandanten gestalten sich beschwerlich einseitig. Ich bin auf Mutmaßungen angewiesen.«
    »Sie sind sein Anwalt! Hat er kein Vertrauen zu Ihnen? Das ist verrückt.«
    »Traumatisierte Menschen verhalten sich nicht unbedingt vernünftig.«
    Sie bemerkte einen grauen Schimmer in den dunklen Haaren. »Aufgepasst, Herr Rechtsanwalt! Gerade dieses Argument spricht gegen Lambert. Impulsives, nicht rationales Handeln in Verbindung mit dem Verlangen nach Rache kann durchaus zu Totschlag führen. Und das Entscheidende sind die Indizien: die Faserspuren und das Ticket.«
    »Sehen Sie, gerade das macht mich misstrauisch! Finden Sie es nicht reichlich dick aufgetragen? Warum sollte ein intelligenter Mann wie Lambert solche Spuren hinterlassen? Nein! Der wahre Mörder hat ihm eine Falle gestellt.«
    Norma widersprach: »Sie wissen so gut wie ich, dass den Tätern die dümmsten Fehler passieren. Vor allem, wenn sie aufgeregt und planlos vorgehen. Zum Glück für die Polizei. Was macht Sie überhaupt so sicher, dass Lambert unschuldig ist?«
    Absolut überzeugt sei er nicht, gab Ehlers offen zu.
    »Noch einen Kaffee?«
    Sie füllte den Becher auf. Vielleicht war Lambert tatsächlich nicht in der Verfassung, selbst einer korrekt geführten Vernehmung standzuhalten. Zu welchem Irrsinn psychischer Druck einen Menschen verleiten konnte, hatte sie mit Arthur erlebt – ohne auch nur annähernd eine Parallele zwischen den Farc-Rebellen und der deutschen Polizei ziehen zu wollen. Ehlers setzte sich tatkräftig für seine Mandanten ein. Dafür konnte Lambert dem Himmel danken. Und ein anderer ebenso.
    Er nahm den Becher entgegen und wechselte unvermittelt das Thema. »Was macht die Suche nach Marika Inken?«
    »Woher wissen Sie davon? Ich dachte, Lambert redet kaum mit Ihnen?«
    »Das war ein Ausrutscher. Er deutete kurz Unklarheiten wegen Marikas Tochter an.«
    Norma lächelte. »Die Unklarheiten

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