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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Fernsehkrimis, wo zwei Kommissare herumlaufen und so lange auf die Verdächtigen einreden, bis einer einen Fehler macht.«
    »Daniela Hechts Kontakte sind sicher auf ihrer Festplatte«, überlegte Fred.
    »Die hättest du auf jeden Fall mitnehmen müssen. Frau Friesdorf musst du auch noch mal befragen. Und sprich noch mal mit diesem Haustein.«
    »Wieso gerade mit ihm?«
    »Er gehört doch dem Verein an, der das Mahnmal in Rheinbrohl pflegt. Da sind Leute zugange, die sich mit dem Ersten Weltkrieg befassen. Und wer sich damit befasst, hat vielleicht eine Waffe wie die, aus der deine Kugel stammt.« Ludi schob den Stetson zurück. »Da kommt mir noch ein Gedanke. Wir sind hier immerhin ganz in der Nähe von Koblenz.«
    »Und?«
    »Weißt du nicht, dass Koblenz bis zur Wiedervereinigung die größte Garnisonsstadt Europas war? Keine Ahnung, wie hoch der Anteil der Soldaten an der Gesamtbevölkerung genau war, aber er war auf jeden Fall ziemlich hoch. Hinzu kamen die vielen Zivilangestellten. Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung beschäftigte haufenweise Leute. Viele hatten und haben immer noch ein Faible für diese Kriegsgeschichten. Für Waffensysteme. Es gibt Leute, die das als Hobby betreiben. Die solche Filme haben.«
    »Soll ich jetzt etwa auch noch alle ehemaligen und noch in der Umgebung stationierten Soldaten überprüfen, oder was? Ludi, das ist unmöglich.«
    Der Stetson wanderte wieder nach vorn. »He, immer langsam, mein Freund. Ich wollte dir nur einen Tipp geben. Das ist viel Arbeit, klar. Aber hat die schon mal jemandem geschadet?«
    »Danke für den Kaffee.« Fred schwang die Beine auf die andere Seite der Bank und stand auf.
    Ludi blieb sitzen. »Es tut mir ja leid, dass ich dir nichts anderes sagen kann. Aber es hat mich wirklich gefreut, mit dir zu reden. Man kommt sich direkt wieder zwanzig Jahre jünger vor.«
    »Wenn es mit meiner eigenen Detektei gut läuft, stelle ich dich als Berater ein«, sagte Fred. Ihm fiel auf, dass er schon wie Charly redete. »Oder ich werde Bestsellerautor und beschäftige dich als Recherchehelfer. Nichts für ungut, Ludi. Danke für die Hilfe.«
    »Ob das regelmäßige Arbeiten etwas für mich ist, auf meine alten Tage … Müsste ich mir erst mal überlegen.« Ludi trank den Kaffee aus und zwinkerte Fred zu, der sich verabschiedete und durch das Tor zum Wagen ging. Als er eingestiegen war, suchte er den Innenraum nach der Whiskyflasche ab. Im Blut konnte man die K.-o.-Tropfen nicht mehr nachweisen. Im Whisky wahrscheinlich schon.
    Doch sosehr Fred auch suchte, die Flasche war verschwunden.

20
    Diesmal schwieg die Geige hinter den Fenstern in Ehrenbreitstein. Fred drückte sämtliche Knöpfe auf dem Klingelbrett. Als sich die Haustür öffnete und er durch den Flur gegangen war, wurde ihm klar, dass die fehlende Musik nicht der einzige Unterschied zu seinem letzten Besuch war. Im Hinterhof fehlte die Leiter. Die Mauer strahlte in blendendem Weiß. Die Putzarbeiten waren beendet. Das Loch im Fenster von Daniela Hechts Wohnung war immer noch in der Scheibe.
    Fred erklomm die knarrenden Stufen. Als er an den Türen der beiden Geschwister ankam, donnerte bei Wieland Hecht Musik los. Wagner. Meistersinger-Vorspiel. Sogar hier draußen staunte Fred über die Klangqualität. Hecht musste eine Surround-Anlage besitzen.
    Die schrille Klingel wirkte unter der orchestralen Wucht des Bayreuther Meisters zaghaft und zerbrechlich. Fred ließ sich nicht davon abhalten, die Klingel immer weiter zu malträtieren. Als nach dem machtvollen Anfang eine leisere Stelle kam, schien Hecht endlich zu merken, was los war. Drinnen wurde die Musik heruntergedreht. Fred hörte tapsende Schritte. Dann ging die Tür auf.
    »Tut mir leid, Frau … Oh, Sie sind es.«
    »Wen haben Sie denn erwartet?«, fragte Fred freundlich. Im Hintergrund wogte der gedrosselte Wagner vor sich hin.
    Hecht machte eine wegwerfende Bewegung. »Frau Scheubner, die über mir wohnt, eine ältere Dame. Sie hält gelegentlich Mittagsschlaf und fühlt sich dann von meiner Musik gestört. Ich hatte die Befürchtung, sie sei heruntergekommen, um eine Beschwerde vorzubringen. Selbstverständlich gehe ich auf die Wünsche der Dame ein. Ich war jedoch eigentlich der Ansicht, sie sei auf Besuch bei ihrer Freundin in Vallendar. Und wie ich sehe, habe ich mich nicht getäuscht.«
    Der Geiger war heute nicht in Rosa, sondern in einem blassen Gelb gekleidet. Auch diesmal passten alle Kleidungsstücke Ton in Ton zusammen.

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