Rheinsteigmord - Kriminalroman
Ackermann gewesen. Er hatte Fred treffen wollen. Sicher hatte er von dieser Hanna erfahren, dass er zum Golfplatz gefahren war.
Und Hamm, nicht Fred, hatte den McDonald’s vorgeschlagen, in dessen Nähe dann, oh wundersamer Zufall, dieses Haus stand.
Fred erkannte die ganze Wahrheit.
Das Haus, in das Hamm ihn gelockt hatte, gehörte gar nicht Simon Ackermann. Der sammelte wahrscheinlich nicht einmal Oldtimer.
»Das Haus hier gehört Ihnen«, rief Fred nach oben. »Oder stimmt das etwa nicht?«
»Na, dass Sie das endlich verstanden haben. Hat ja eine Weile gedauert.«
»Aber Sie sind doch keiner von diesen Waffenidioten, die Kriegszeug sammeln und sich ein Lager zulegen.«
»Oh nein, Herr Bleikamp. Ich nicht. Aber mein Vater. Er war einer dieser Waffenidioten, wie Sie sie nennen, die auch in ihrer Freizeit nichts anderes tun, als über den Krieg zu lesen, Filme über den Krieg anzusehen, Kriegsschauplätze zu besuchen und sogar Krieg zu spielen. Er war Berufssoldat in Koblenz. Als ich ein kleiner Junge war, gab es hier sogar ein Gelände mit Fahrzeugen. Da hat mein Vater mit Jeeps den Sand durchgepflügt. Er hat Schützengräben ausgehoben und hin und wieder sogar mit einer Panzerfaust geschossen. Das war natürlich alles nicht legal, aber es war so einsam hier, dass sich keiner darum geschert hat. Später ist er dann vorsichtiger geworden, hat alles in diese vier Wände geschafft und ist hier drin seinen Kriegsphantasien nachgegangen. Ich hatte das alles schon fast vergessen. Was heißt vergessen – ich hatte es verdrängt. Bis ich das Gelände erbte. Was hätte ich da machen sollen? Zur Polizei gehen? Ich habe alles so gelassen, wie es war.«
»Bis Sie glaubten, Gesine Ackermanns Erbe schützen zu müssen. Mit Waffengewalt.«
»Allerdings.«
»Und niemand weiß, dass wir hier sind.«
»Auch das ist richtig. Es weiß ja niemand, dass es dieses Lager überhaupt gibt.« Wieder lag Triumph in seiner Stimme.
»Es ist nur so …«, begann Fred. Ihm war eine Idee gekommen. »Es ist nur so, dass viele Leute wissen, dass ich gerade mit Ihnen zusammen bin.«
»Na und? Sie wissen doch nicht, wo wir sind.«
»Das würde ich so nicht sagen. Als ich vor Simon Ackermanns Haus stand, schrieb ich gerade eine SMS . Sie ging an meine Tochter, die mit mir zusammenarbeitet, und an die Polizei. Ich schrieb, dass ich auf der Suche nach einem Waffenlager mit Relikten aus dem Ersten Weltkrieg bin.«
»Klar, Sie glaubten, Herr Ackermann hätte so was. Aber Fehlanzeige. Er hat keins, und man wird auch keins finden, das ihm gehört.«
»Natürlich habe ich mich in meinem Verdacht nicht auf Ackermann beschränkt. In so einem Fall ist jeder verdächtig, Herr Hamm. Und ich habe explizit auch Sie genannt. Es war ein interessanter Zufall, dass Sie in dem Moment, als ich die SMS schickte, gerade die Straße entlanggefahren kamen. Kann durchaus sein, dass ich das auch erwähnt habe.«
»Sie bluffen doch?«
»Warum sollte ich das tun?«
»Und wenn schon. Auch bei mir werden sie nichts finden.«
»Nein? Ist denn dieses Grundstück nicht auf Ihren Namen eingetragen? So was lässt sich doch leicht rauskriegen. Vielleicht ist die Kripo ja schon unterwegs hierher. Übrigens, erinnern Sie sich? Als wir losfuhren, kam uns ein Dienstwagen entgegen. Die Beamten wollten wohl mit mir reden. Sie werden mein Auto inzwischen gefunden haben.«
Hamm lachte, aber es klang gequält. Irrte sich Fred, oder lag da ein Hauch Unsicherheit in der Stimme?
»Nein, Herr Bleikamp, Sie haben diese SMS nicht geschrieben.«
»Sie können es leicht überprüfen.«
»Wollen Sie, dass ich runterkomme und Ihr Handy hole? Das hätten Sie wohl gern.«
»Sie haben mein Handy bereits. Sie haben es mir vorhin abgenommen.«
Eine Pause entstand. Wahrscheinlich musste Hamm nachsehen, wo er das Telefon hingesteckt hatte.
»Also gut«, rief er. »Ich überprüfe das. Ich habe Ihr Telefon in der Hand. Aber es ist ausgeschaltet.«
»Dann stellen Sie es eben an.«
Hamm fragte nach der PIN . Fred diktierte sie ihm. Ein elektronisches Klingeln ertönte. Fred konnte es sogar hier unten hören. Das Handy war hochgefahren.
»Schauen Sie bei den Kurznachrichten nach«, rief Fred.
Wieder verging Zeit.
»Gehen Sie nach oben in die Liste. Da ist eine Nachricht, die ich vorhin bekommen habe. Die ist übrigens auch interessant. Meine Tochter äußert darin den Verdacht, dass Sie hinter alldem stecken. Ich habe die Theorie ja nicht ernst genommen, aber meine Tochter ist
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