Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
auch einen?«
»Nein.« Der Kommissar winkte ab. »Es wird auch nicht allzu lange dauern. Ich habe nur ein paar Fragen an dich.«
»Vielleicht lieber einen Tee? Malee, mach Klaus doch bitte einen Tee.«
»Wirklich, das ist nicht notwendig«, antwortete Seeberg, doch Pfeifers Ehefrau war schon wieder in die Küche zurückgekehrt. Vielleicht, so schlussfolgerte Seeberg, wollte sein alter Partner auch nur, dass sie aus dem Zimmer verschwand. Vermutete Pfeifer etwa, dass er unangenehme Fragen gestellt bekam? Seeberg sah sich um. Auch das Wohnzimmer war von exquisitem Geschmack und mit wertvollerem Mobiliar eingerichtet, als es sich ein Polizist eigentlich leisten konnte.
»Dir scheint es gutzugehen.«
»Kann nicht klagen.«
»Ja, das sieht man.« Seeberg lachte etwas zu laut.
Pfeifer nahm einen weiteren Schluck und verzog erneut seine Mundwinkel. »Hör mal, Klaus, du hast mir damals nie die Chance gegeben, mich zu erklären.« Pfeifer betrachtete das Glas in seinen Händen. »Wenn du jetzt nach all den Jahren hierherkommst, nur um mich blöd anzumachen, kannst du gleich wieder gehen.«
Seeberg reagierte gereizt. »Es interessiert mich einen Scheißdreck, wie du dir diese Wohnung leisten kannst, Jan. Ich bin nicht deswegen hier, sondern um dir eine Frage zu stellen. Was hast du mit Ferdinand Karstensen zu tun?«
»Ferdi?«, wiederholte Pfeifer. »Wir kennen uns von Kunstauktionen. Ein paar Mal waren wir auch gemeinsam essen oder haben uns auf Partys getroffen.«
»Was für Partys?«
»Worauf willst du hinaus?«
»Dein Partyfreund ist tot. Wir haben ihn ermordet in einem Gewächshaus gefunden.«
Pfeifer zuckte vor Schreck zusammen. »Ferdi ist tot? Ermordet, sagst du? Aber das ist doch unmöglich.«
»Willst du mir jetzt wirklich erzählen, dass du noch nichts davon mitbekommen hast?«
»Nein. Malee und ich sind gerade erst von einem Besuch in München zurückgekommen.«
»Wann genau?«
»Heute Morgen.« Seebergs ehemaliger Kollege ließ sich auf das Sofa sinken.
»Wir wissen, dass du am Abend seiner Ermordung noch mit ihm essen warst.«
»Ja, das stimmt. Aber ich habe doch nichts mit seinem Tod zu tun.«
Pfeifer trank den Rest seines Whiskeys in einem Zug aus.
»Wo warst du vorgestern Abend zwischen zehn und elf Uhr abends? Also direkt nach eurem Essen?«
»Das ist doch nicht dein Ernst, Klaus. Was hätte ich denn für ein Motiv?«
»Sag du es mir. Ging es vielleicht um einen Streit um Kunstobjekte?«
»Du spinnst wohl. Ich bin direkt nach dem Essen nach Hause gefahren. Frag Malee, wir waren den ganzen restlichen Abend über zu Hause.«
»Bist du sicher?«
»Natürlich bin ich mir sicher.«
»Sind Karstensen und du nicht vielleicht doch noch irgendwo hingefahren, um ein wenig Spaß zu haben? Habt ihr dort vielleicht Ärger mit ein paar Nutten bekommen?«
»Jetzt reicht es, Klaus. Ich bitte dich, meine Wohnung zu verlassen. Wenn du irgendwas von mir willst, dann schick mir eine Vorladung.«
»Da kannst du Gift drauf nehmen, Jan. Wir sehen uns bald wieder.«
Seeberg stapfte an Pfeifer vorbei. Und auch an dessen Frau Malee, die gerade mit einem Tablett und dem Tee aus der Küchentür trat.
»Schönen Tag noch, Malee.«
Seeberg trat auf die Straße hinaus. Ein Graupelschauer ging gerade nieder, und ihm wurde schwindelig, als er die kühle Luft in seine Lungen sog. Sein Herz pochte wild, und er musste sich für einen Moment an die Hauswand anlehnen, um durchzuatmen.
»Steckt ihr ehemaliger Kollege Pfeifer etwa auch mit in dieser Sache? Oder haben sie noch eine alte Rechnung zu begleichen? Schuldet er ihnen noch ihren Anteil von damals?«
Der Kommissar schaute auf und erkannte Eckstein neben sich, der ganz entspannt einige Meter entfernt stand und eine Zigarette rauchte. Er war ihm anscheinend bis hierher gefolgt.
»Halten Sie den Mund! Sie haben ja keine Ahnung.«
Der Reporter ließ seine Zigarette zu Boden fallen und trat die Glut mit seiner Schuhspitze auf dem feuchten Teer aus.
»Dann lassen Sie mich Ahnung haben. Vielleicht kann ich Ihnen sogar helfen.«
»Das bezweifele ich.«
Sie schwiegen einen Moment.
»Seien Sie nicht so voreilig«, fuhr Eckstein fort. »Bornemann hat in einer Presseerklärung verlauten lassen, dass es sich um denselben Täter wie damals im Fall des toten Bundeswehroffiziers handeln könnte, stimmt das?«
Seeberg dachte sorgfältig nach, bevor er seine Antwort gab.
»Wenn das der Vizepräsident sagt, werde ich ihm nicht widersprechen. Er hat schließlich
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