Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
tatsächlich absichtlich hinterlassen. Aber es gibt ein Problem.«
»Welches, Freitag?«
»Die Pflanze im Hotel steht in einer Vase und könnte somit vom Täter hinterlassen worden sein. Aber die im Gewächshaus steckt in der Erde. Der Mörder müsste sie dort eingepflanzt haben.«
Seeberg biss sich auf seine Lippen. Das war ein berechtigter Einwand. Dennoch war er sicher, dass es kein Zufall sein konnte und sie auf der richtigen Spur waren.
»Überprüfen Sie das zusammen mit Ammer. Und finden Sie auch alle weiteren Infos zu der Blume heraus. Ich möchte alles über diese Pflanze wissen. Ich möchte wissen, wo sie herkommt, ob sie alsZierpflanze in Hotels genutzt wird und ob sie dort im Gewächshaus angepflanzt wurde und wann genau.«
»Okay.« Ammer nickte.
»Und fragen Sie auch im Rhön Park Hotel nach, ob man je eine solche Pflanze als Zimmerschmuck genutzt hat.«
»Wird erledigt.«
Seeberg ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl nieder und atmete tief durch, als seine Kollegen die Tür hinter sich schlossen. Sie hatten endlich eine Spur, die sie zum Mörder führen könnte.
12.
»Ich bin es, Klaus.« Kohlers Stimme am Telefon klang gehetzt. »Ich komme gerade aus dem Büro des Staatsanwalts. Wir können Hesse nicht länger in Untersuchungshaft lassen. Sein Alibi ist wasserdicht. Als Pogatetz ermordet wurde, war er nicht im Lande. Und die Indizien für den aktuellen Fall sind auch zu dünn. Die haut uns jeder Strafverteidiger zum Frühstück um die Ohren.«
»Dachte ich mir schon, Reinhard. Dann lass ihn unter Auflagen laufen. Er soll sich aber jeden Tag melden und die Stadt nicht verlassen.«
»Ich denke, das wird er sowieso nicht tun. Aber ich veranlasse alles Nötige.«
»Danke.«
»Kein Problem. Und noch was.« Kohler räusperte sich. »Ich musste zum Rapport bei Bornemann antreten. Du musst aufpassen, was du machst. Ich wollte nur, dass du das weißt.«
»Dachte ich mir schon. Aber danke, dass du mich informiert hast.«
»Danke mir lieber nicht zu früh. Ich habe keine Lust, noch kurz vor meiner Pension rauszufliegen. Wir machen alles schön nach Vorschrift. Und deswegen habe ich für dich einen Termin bei der Hellmich ausgemacht.«
»Ach, komm schon. Das ist nicht dein Ernst.«
»Du wirst mit ihr ein Gespräch führen. Und sie wird darüber eine Beurteilung schreiben, ob du wieder voll dienstfähig bist.«
»Was soll das, Reinhard? Warum schickst du mich zur Psychologin?«
»Weil es Vorschrift ist. Und außerdem sichern wir uns damit ab.«
»Scheiße machen wir.« Seeberg schlug wütend auf die Tischplatte. Er hielt nichts von solchen Beurteilungen. Vielleicht hatte er aber auch nur Bedenken, dass die Psychologin etwas herausfinden könnte, was er nicht wahrhaben wollte. »Das spielt Bornemanndoch nur in die Karten. Wenn sie mich für bekloppt halten, schmeißt er mich raus, und wenn nicht, wird er mich als Schutzschild vor sich halten und mich für alles verantwortlich machen, was diesen Fall betrifft. Das hast du selbst gesagt.«
»Dann müssen wir diesen Fall eben lösen. Ganz einfach.«
»Ja, ganz einfach. Vielen Dank auch.«
Seeberg legte den Hörer auf. Er wusste, dass Kohler nichts anderes übrigblieb. Dennoch war er wütend und griff in seine Manteltasche. Schnell drehte er eines der Plastikdöschen auf und nahm eine Handvoll Tabletten. Dann griff er erneut zum Hörer und wählte die Nummer von Ammer. Er hatte in all der Aufregung vergessen nachzufragen, wie der Besuch bei Karstensens Witwe verlaufen war.
»Ja?«, meldete sich Ammer. Der Kommissar konnte hören, dass der junge Kollege im Auto unterwegs war.
»Seeberg hier. Ich hatte ganz vergessen zu fragen, was die Befragung der Witwe des Toten ergeben hat? Wie hat sie auf den Tod ihres Mannes reagiert.«
»Sagen wir mal so: Ihre Trauerzeit hält sich in sehr überschaubaren Grenzen. Sie konnte ihren Mann nicht ausstehen. Er hat sie offenbar wie eine Leibeigene behandelt.«
»Wie stabil ist ihr Alibi?«
»Ich habe es gleich überprüft. Die Verkäufer in der Marktstraße bestätigen ihre Aussage, ›dass man für Kundinnen wie Frau Karstensen gerne die Öffnungszeiten großzügig ausdehnt‹. Außerdem habe ich bei ihrem Kreditkartenunternehmen nachgefasst. Sie hat zwischen 18:24 und 21:56 Uhr insgesamt 8374,36 Euro ausgegeben.«
»Dennoch hätte sie danach noch genug Zeit gehabt, um den Mord zu begehen.«
»Theoretisch ja. Ein Motiv hätte sie auch. Aber denken Sie wirklich, dass sie zunächst ganz entspannt shoppen
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