Rhosmari - Retterin der Feen
Gangs ein. Die Frau hielt sich die Ellbogen und zitterte.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie. Ihre Stimme bebte. »Sag der Kaiserin bitte nicht, dass du mich so gesehen hast. Ich bin nur eine alte Frau, die ihren kleinen Hund lieb hat, ich kann doch nichts dafür …« Sie verstummte schniefend und wieder traten ihr Tränen in die Augen.
Also gehörte Isadora Sarah. Aber wenn sie so an dem Hund hing, warum behandelte sie ihn dann nicht besser?
Sag der Kaiserin bitte nicht, dass du mich so gesehen hast, hörte Rhosmari Sarah in Gedanken noch einmal sagen, und auf einmal begriff sie, was hier los war. »Hat die Kaiserin gesagt, du dürfest Isadora nicht ins Haus lassen? Hat sie dir befohlen, Isadora verhungern zu lassen?«
Sarah wischte sich die Augen. »Ich weiß, dass ich nicht nach Isadora sehen darf. Es wird nicht wieder passieren. Bitte … verzeih mir …«
»Ich tue dir nichts«, sagte Rhosmari. »Und ich werde der Kaiserin auch nichts sagen.« Solange sie mich nicht dazu zwingt, fügte sie stumm hinzu. »Ich will nur wissen, warum du so unglücklich bist.«
»Aber du … du gehörst doch zu denen. Was kümmere ich dich also?« Sarah wich vor ihr zurück und streckte die Hand suchend nach dem Türgriff aus. »Nach allem, was dein Volk mir angetan hat … und meinem Hund … meinem schönen Haus …«
»Damit habe ich nichts zu tun«, sagte Rhosmari. »Und ich will auch gar nichts damit zu tun haben. Ich bin eine Gefangene, genau wie du.«
»Das glaube ich dir nicht.«
Wie konnte Rhosmari Sarah beweisen, dass sie ihr nichts Böses wollte? Sie blickte zur Bibliothek zurück und der kleine Hund fiel ihr ein, der immer noch mit dem Gesicht zum Fenster geduldig auf seine Besitzerin wartete, die nicht nach draußen kommen wollte oder vielleicht auch gar nicht konnte.
»Wo bewahrst du das Futter für Isadora auf?«, fragte sie.
Rhosmari füllte sorgfältig die Schüssel des Hundes und trug sie zur Haustür. Sie konnte die Schwelle nicht überschreiten, schob aber die Schüssel nach draußen, und als sie leise »Isadora!« rief, kam der Hund keuchend die Treppe hochgewatschelt. Prustend steckte er die Schnauze in die Schüssel.
»Das darfst du nicht«, flüsterte Sarah hinter ihr. »Die Kaiserin wird es erfahren und dann …«
Doch Rhosmari bedeutete ihr mit erhobener Hand zu schweigen und hob die Schüssel wieder auf. Schritt für Schritt lockte sie den Hund durch die Eingangshalle zur Küche. Sarah folgte ihr ängstlich.
»Die Kaiserin weiß nicht alles«, sagte Rhosmari, als sie die Küchentür hinter sich geschlossen hatten. »Kommt sie je hierher? Oder eine andere Fee?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Dann komme ich jetzt herunter und füttere Isadora. Sie hat es nicht verdient zu verhungern, egal was die Kaiserin sagt, und wenn du deshalb Schwierigkeiten bekommst, übernehme ich die Verantwortung.«
Sarah sank auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen. Ihre schmalen Schultern bebten. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte und sprechen konnte. »Isadora wollte mich doch nur beschützen. Sie war immer so brav. Ich habe davor nie erlebt, dass sie jemanden angeknurrt oder gar gebissen hätte.«
»Warum hast du die Kaiserin ins Haus gelassen?«, fragte Rhosmari.
»Sie kam an die Tür«, sagte Sarah mit tränenerstickter Stimme, »und fragte, ob sie hereinkommen und die Bilder ansehen dürfe. Sie hätte gehört, wir besäßen einen Wrenfield, das letzte Porträt, das er gemalt hat, und sie würde es sich zu gerne ansehen. Sie wirkte wie eine nette junge Frau, deshalb ließ ich sie herein. Aber kaum hatte ich ihr das Bild gezeigt, da …« Sarah schluckte. »Sie stürzte sich darauf und fuhr mit der Hand darüber.«
Also hatte die Kaiserin selbst das Porträt Philip Waverleys zerstört. Was hatte sie damit beweisen – oder vertuschen – wollen? »Und dann?«, fragte Rhosmari.
»Dann wurde alles dunkel und ich war wie betäubt«, sagte Sarah. »Mir war, als erlebte ich einen Traum. Bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich ihr schon das schönste Zimmer im Obergeschoss gezeigt, und am Abend hatte ich den Gärtner entlassen und auch dem Reinigungspersonal gekündigt.« Sie zog ein zerknülltes Papiertaschentuch aus dem Ärmel und betupfte sich damit die Augen. »Dann wurde die Kaiserin wütend auf Isadora und sagte, ich dürfe sie nicht mehr füttern und auch nicht ins Haus lassen … seitdem bin ich ganz allein. Mit der Kaiserin.«
Isadora schnüffelte an der
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