Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Katastrophe. Dabei war das noch bevor die Kaiserin eine Belohnung auf meinen Kopf aussetzte.«
    Er fuhr mit dem Schuh an einigen Pflastersteinen entlang. »Jedenfalls ging es mir ziemlich dreckig und ich dachte mir, nach allem, was du durchgemacht hast, ist es bei dir bestimmt noch schlimmer. Und ich wollte es dir hier leichter machen, wenigstens bis Garan und die anderen zurückkommen.« Er sah Rhosmari mit seinen graugrünen Augen von der Seite fragend und ein wenig verlegen an. »Das ist der ganze Grund.«
    Rhosmari wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte nicht entfernt damit gerechnet, dass ein Mensch verstehen würde, wie ihr zumute war. Es kam ihr so unwahrscheinlich vor, dass sie geradezu fürchtete, Timothy könnte ein zweiter Martin sein, der sich nur in ihr Vertrauen einschleichen wollte.
    »Das ist … wirklich lieb von dir«, brachte sie schließlich heraus.
    »Ich weiß«, sagte Timothy. »Ich bin ein ganz Lieber.« Er grinste und Rhosmari wusste, dass er sie nur ein wenig neckte. Sie erwiderte sein Lächeln schüchtern und sie gingen den Weg bis zum Ende des Gartens weiter, wo das Licht der Nachmittagssonne in den Schatten der Eiche überging.
    »Wir sind da.« Timothy kniete hin und teilte das Gras am Fuß der Eiche. Zwischen zwei Wurzeln kam eine dunkle Höhlung zum Vorschein. »Das ist das sogenannte Tor der Königin. Hast du dich schon einmal verkleinert? Also ich meine, kleiner gemacht, als die Kinder des Rhys normalerweise sind?«
    Rhosmari nickte. »Und du?«
    »Das geht doch ganz leicht«, sagte Timothy abschätzig, doch war ihm sein Stolz deutlich anzumerken. »Königin Baldriana hat mir einen speziellen Anhänger geschenkt, mit dem ich die Eiche immer besuchen kann, wenn ich will. Pass auf.«
    Er zog einen Anhänger aus Holz aus der Gesäßtasche, hängte ihn sich um den Hals und – schrumpfte auf die Größe einer Eichenfee, die nicht größer war als Rhosmaris Hand. Rhosmari, die nicht allein zurückbleiben wollte, folgte hastig mit einem Zauber seinem Beispiel. Ein Kribbeln durchlief sie, aus ihren Schultern wuchsen Flügel, ihre Umgebung schoss in die Höhe …
    Dann war es geschafft. Sie war jetzt genauso groß wie Timothy, aber der Marienkäfer, der über ihren Stiefel krabbelte, war so groß wie ihre Faust, und die Eiche über ihr verdeckte den ganzen Himmel. Grashalme wickelten sich um ihre Beine und blieben am Saum ihres Rocks hängen. Sie bückte sich, um sie loszumachen, und als sie sich wieder aufrichtete, war Timothy bereits in dem dunklen Loch zu ihren Füßen verschwunden.
    »Komm«, rief er von unten. »Es ist nicht tief.«
    Für Rhosmari, die Timothys Kopf und Schultern im Dunkeln nur mit Mühe erkennen konnte, sah es allerdings ziemlich tief aus. Doch dann bemerkte sie an der Wand des Lochs ein Geflecht dünner Wurzeln, das eine Art Leiter bildete. Sie drehte sich um und stieg hinunter, bis sie Timothys Hand an der Hüfte spürte. Dann ließ sie los und landete mit einem kleinen Sprung auf dem Boden.
    Timothy trat von ihr zurück und starrte sie verblüfft an. »Äh, deine Flügel«, sagte er.
    »Stimmt damit etwas nicht?« Rhosmari drehte den Kopf zur Seite und versuchte sich über die Schulter zu blicken. Sie hatte ihre Flügel noch gar nicht gesehen, denn auf Gruffydds Weg war sie ausschließlich damit beschäftigt gewesen, ihrer Mutter zu entkommen. Sie schimmerten blauschwarz durch das Halbdunkel und waren wie Schmetterlingsflügel geformt, mehr konnte sie nicht erkennen.
    »Nein, überhaupt nicht. Sie sind …« Timothy räusperte sich. »Wirklich toll.« Er bückte sich und verschwand im Dunkeln. Neugierig folgte Rhosmari ihm. In eine Nische unter der Wurzel war eine stabile Holztür eingelassen, die gerade so breit war, dass zwei Feen nebeneinander hindurchgehen konnten. Timothy zog sie auf und sie traten über die Schwelle.
    »Da wären wir«, sagte er. »Wie findest du es?«
    Rhosmari hörte ihn nicht, so sehr war sie damit beschäftigt, sich staunend umzusehen. Auf den ersten Blick hatte die Halle, in der sie standen, wenig mit dem Saal des Gerichts gemein. Statt aus Sandstein und Marmor war sie aus Holz erbaut und ganz schlicht gehalten. In der Mitte stieg eine gewaltige Treppe spiralförmig nach oben und die Decke verlor sich über ihnen im Dämmerlicht. Doch das Gefühl, das die Halle ihr vermittelte, nämlich an einem uralten, würdigen und bedeutsamen Ort zu stehen, war dasselbe. Durch Fensterschlitze strömte Licht herein, das den Boden mit einem

Weitere Kostenlose Bücher