Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
passiert, und dabei werden wir wahrscheinlich draufgehen.«
    »Aber das ist ihr Recht. Sie ist die Königin.«
    »Die Königin der Eiche vielleicht, das können wir nicht ändern. Aber ich war heute in der Ratsversammlung und hörte Garan sagen, er und seine Leute hätten unweit von hier eine alte Feenwelt gefunden, die nur darauf warte, hergerichtet und wieder besiedelt zu werden. Warum sollen wir also hierbleiben, bis die Kaiserin uns umbringt, wenn wir selbst die Initiative ergreifen und mit ihr Frieden schließen könnten? Ich kenne eine ganze Reihe Eichenfeen und auch Rebellen, denen Baldrianas enges Verhältnis zu den Menschen gar nicht behagt. Wir könnten eine neue Kolonie gründen, Hasenglöckchen – mit dir als Oberhaupt. Überlege doch …«
    »Nein, das will ich nicht!« Hasenglöckchens Stimme wurde auf einmal so laut, dass Rhosmaris Herz zu klopfen begann. »Ich will nicht Königin einer vertrockneten alten Ulme mitten in einem Sumpf sein. Ich habe mein ganzes Leben in der Eiche zugebracht und will nicht woanders hingehen. Und ich habe dir doch schon gesagt, ich will mit dir nichts mehr zu tun haben. Also lass mich in Ruhe oder ich … ich …«
    »Oder was?«, fragte Malve sanft, aber mit einem drohenden Unterton. »Du willst mich an Baldriana verraten? Bist du jetzt schon so schwach? Sie kann sich nicht entfernt mit Königin Amaryllis vergleichen, was gerade du sehr gut weißt. Ich kann nicht glauben, dass es dir nicht zum Hals heraushängt, täglich ihren Befehlen gehorchen zu müssen, wo doch eigentlich du befehlen müsstest.«
    Rhosmari hatte genug gehört. Entschlossen griff sie nach der Klinke und drückte sie hinunter.

VIERZEHN

    Hasenglöckchen war verglichen mit Malve von eher schmächtiger Statur. Sie hatte die Haare zu einer majestätischen Frisur aufgetürmt und trug ein hochgeschnürtes, aus mehreren dünnen Lagen bestehendes Gewand, das ihr bis auf die Füße fiel. Beim Anblick Rhosmaris wurde sie kreideweiß. Malve dagegen starrte Rhosmari nur feindselig an und sagte: »Würdest du bitte wieder gehen? Wir haben etwas zu besprechen.«
    »Nein, Malve«, sagte Hasenglöckchen mit zitternder Stimme, bevor Rhosmari antworten konnte. »Wir beide sind fertig miteinander.« Sie raffte ihre Röcke und rauschte an Rhosmari vorbei nach draußen. Über die Schulter rief sie noch: »Und ich will nie wieder etwas von dir hören.«
    Rhosmari fiel nichts ein, das sie dem hätte hinzufügen können. Sie erwiderte Malves unverschämten Blick einen Augenblick lang, dann folgte sie Hasenglöckchen in den Gang.
    »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe«, sagte sie, als sie die oberste Verwalterin eingeholt hatte. »Aber Linde meinte, ich solle mir von dir ein Zimmer geben lassen.«
    Hasenglöckchen sah sie abwesend an. »Ach so«, sagte sie, »ja natürlich. Ich muss nur in meinem Buch nachsehen.«
    Auf dem zweiten Treppenabsatz musste Rhosmari warten, doch Hasenglöckchen kehrte schon wenige Minuten später mit einem Ring uralt aussehender Schlüssel aus Metall zurück. Sie schloss eine Tür auf und führte Rhosmari in eine kleine Kammer mit einem noch kleineren Fenster. An Möbeln gab es nur ein schmales Bett, das in der Mitte sichtbar durchsackte. Außerdem lag überall Staub.
    »Etwas Besseres kann ich dir leider nicht anbieten«, sagte Hasenglöckchen. »Natürlich lasse ich es noch putzen.«
    »Es geht schon«, sagte Rhosmari. Sie legte keinen Wert auf besondere Annehmlichkeiten, und wenn alles gut ging, würde sie sowieso nicht lange hier bleiben. Doch als Hasenglöckchen sich zum Gehen wandte, fügte sie noch hinzu: »Ich will nicht aufdringlich sein, aber ich habe vorhin gehört, was Malve zu dir gesagt hat.«
    »Ach ja?«, sagte Hasenglöckchen mit ein wenig gerümpfter Nase und Rhosmari spürte plötzlich die Überheblichkeit, von der Linde gesprochen hatte – den Stolz, aufgrund dessen sich Hasenglöckchen damals für die eigentliche Nachfolgerin der Königin gehalten hatte. »Das ist alles nur leeres Geschwätz und hat nichts zu bedeuten. Jedenfalls jetzt nicht mehr, wo Malve weiß, dass ich mit ihren Machenschaften nichts zu tun haben will.«
    »Du hast hoffentlich recht«, sagte Rhosmari. Sie war im Moment zwar nicht gut auf die Eichenfeen zu sprechen, wollte aber natürlich nicht, dass sie durch die Kaiserin zu Schaden kamen. »Es klang allerdings, als seist du nicht die Erste, die Malve anspricht. Wenn sie auch nur einige wenige andere Feen überreden kann, die Eiche zu verlassen,

Weitere Kostenlose Bücher