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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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durch die Luft wirbelten. Kein Wunder, dass die anderen Feen sie vorher in der Versammlung betreten angesehen hatten, als sie von ihrer Rückkehr zu den Grünen Inseln gesprochen hatte. Kein Wunder, dass sie Timothy leidgetan hatte und …
    Moment, was genau hatte er gesagt? Wenn du etwas brauchst oder wenn du … ich weiß nicht, einfach mal einen Tapetenwechsel brauchst …
    Er hatte nicht gewusst, was Garan mit ihr besprechen wollte. Hatte er sein Angebot vielleicht wörtlicher gemeint, als sie es damals aufgefasst hatte? Schließlich hatte er gesagt, er wisse, wie einem allein in einem fremden Land und krank vor Heimweh zumute sei.
    Rhosmari stand langsam auf, den Blick unverwandt auf das Haus gerichtet. Sie konnte nicht jetzt gleich hingehen, wenigstens nicht unbemerkt. Aber vielleicht später am Abend, wenn alle schliefen …
    Ja, das wollte sie tun. Wenn Timothy wirklich verstand, wie ihr zumute war, dann würde er ihr helfen. Und weil er ein Mensch war und deshalb von Natur aus schöpferisch veranlagt, fiel ihm vielleicht eine Lösung ein, wie sie sicher zu den Grünen Inseln zurückkehren konnte.
    Bei diesem Gedanken ließ der Kummer, der sie bedrückte, ein wenig nach. Von neuer Hoffnung erfüllt, machte sie sich klein und stieg die Wurzelleiter zur Eiche hinunter.
    »Hast du Hasenglöckchen gesehen?«, fragte sie einen Rebellen, der ihr auf dem Weg nach drinnen entgegenkam, aber der schüttelte den Kopf. Auf dem Weg zur Wendeltreppe begegneten ihr drei weitere Feen, doch auch sie konnten ihr nicht helfen. Rhosmari stieg die Treppe zu Hasenglöckchens Zimmer hinauf und klopfte, aber immer noch antwortete niemand, deshalb gab sie schließlich auf, stieg wieder hinunter und schloss sich den anderen Feen an, die zum Abendessen gingen.
    Sie zwang sich, den Becher mit heißem Zichorienkaffee leer zu trinken, obwohl er bitter schmeckte, und kratzte gerade das restliche Wurzelpüree von ihrem Teller, als Holly, eine Fee, der sie auf dem Weg zur Treppe begegnet war, an ihrem Tisch stehen blieb. »Suchst du Hasenglöckchen immer noch?«, fragte sie. »Weil ich sie vorhin gesehen habe. Sie ging am Speisesaal vorbei.«
    Holly sah Rhosmari bedeutungsvoll an und Rhosmari begriff verspätet, dass sie auf ein Angebot ihrerseits wartete. Linde hatte Rhosmari immer alles umsonst erzählt und sie hatte darüber ganz vergessen, dass andere Feen mit ihren Informationen womöglich weniger großzügig umgingen.
    »Ich kann dir im Augenblick nichts bieten«, sagte sie, sorgfältig auf ihre Worte bedacht. »Aber wenn ich später etwas für dich tun kann, gib mir bitte Bescheid.«
    Holly seufzte. »Na gut. Ich habe Hasenglöckchen in dem Gang gesehen, der die östliche Wurzel entlangführt. Wahrscheinlich wollte sie zu einem Lagerraum. Wenn du dich sputest, holst du sie vielleicht noch ein.«
    »Ich weiß deine Hilfe zu würdigen«, sagte Rhosmari. Sie schob hastig Becher und Teller beiseite und eilte hinaus, um Hasenglöckchen zu suchen.
    Je weiter sie sich vom Zentrum der Eiche entfernte, desto feuchter wurde die Luft und desto mehr roch es nach Erde. Über die Decke zog sich ein Geflecht dünner Wurzeln. Die Lampen flackerten matt und machten mehr Schatten als Licht. In Rhosmari stieg wieder die alte Angst davor auf, irgendwo eingeschlossen zu sein, und sie wollte gerade umkehren, da hörte sie jemanden sprechen.
    »… hätte nicht herkommen sollen. Ich habe mit dir nichts zu besprechen. Ich will auch nicht mehr mit dir zusammen gesehen werden.«
    Die Stimme der Fee klang schrill und ein wenig hochnäsig, zugleich aber auch ängstlich. Sie kam von hinter einer geschlossenen Tür auf der rechten Seite. Rhosmaris wollte schon hineingehen und streckte die Hand nach der Klinke aus.
    »Reg dich nicht auf«, sagte eine andere Stimme ausdruckslos und Rhosmari zog die Hand erschrocken zurück. »Ich sage doch nur, du sollst kein Drama machen und mir zuhören. Habe ich nicht immer auf dich aufgepasst? Ich hätte nicht davon angefangen, wenn ich nicht wüsste, dass es sich auch für dich lohnt.«
    »Aber ich habe dir doch schon gesagt, ich bin nicht interessiert. Jetzt lass mich gehen.«
    »Du gehst nirgends hin, solange ich nicht fertig bin«, erwiderte Malve. »Ist dir denn egal, was Baldriana mit uns macht? Es geht doch nicht mehr nur darum, dass mehr Feen in die Eiche kommen oder wir unsere Zauberkraft zurückerhalten. Baldriana will uns zwingen, gegen die Kaiserin zu kämpfen, nur damit ihren über alles geliebten Menschen nichts

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