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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ihre Heimat zu verteidigen, und einige würden sterben.
    Die Gärtnerin schütze uns, dachte Rhosmari. Sie suchte nach einer Möglichkeit, zur Treppe zu gelangen. Dorna sah sie und wies ihre Leute an, sie durchzulassen. »Du warst lange weg«, sagte sie. »Die anderen warten schon oben auf dich.«
    Garan trat zu ihnen. Seine Wangen waren gerötet, seine Augen glänzten fiebrig. »Die Abwehrzauber halten«, meldete er. »Aber die Kaiserin bereitet sich zum Angriff vor. Es ist Zeit.« Er fasste Rhosmari an den Schultern und küsste sie auf die Stirn. »Friede sei mit dir, Schwester.« Dann verschwand er wieder in der Menge.
    »Dann los!«, rief Dorna ihren Leuten zu. »Alle nach draußen und auf Position! Marsch!«
    Sofort schlossen die Feen die Reihen und marschierten zu den Ausgängen. Ein Beben erschütterte die Eiche und Rhosmari musste sich am Treppengeländer festhalten. Durch die Fensterschlitze schien trübrot der Schein einer Explosion.
    Die Schlacht um die Eiche hatte begonnen.

SIEBZEHN

    Rhosmari stand mit Pechnelke, Winka und Linde auf dem westlichen Hauptast. Um die Hüften hatte sie sich ein Seil geschlungen, die Wissenskapsel hielt sie fest in der Hand. Der Mond ging soeben über den Bäumen auf, die Sterne funkelten hell. Peri hatte die Lampen an der Rückseite des Hauses eingeschaltet und ihr Schein fiel weich über den Rasen. Im Garten ging eine Armee kleiner Gestalten in Stellung, in den Bäumen des nahen Waldes flatterten rastlos die Vögel. Von der Kaiserin war nichts zu sehen, aber alle wussten, dass sie irgendwo im Dunkeln lauerte.
    Rhosmari öffnete die Finger. Die Wissenskapsel lag auf ihrem Handteller. »Dies ist der Bericht über die Schlacht zwischen den Feen der Eiche und Kaiserin Jasmin«, sagte sie leise, aber deutlich, »aufgezeichnet von Rhosmari, Tochter der Celyn von den Kindern des Rhys. Möge er künftigen Generationen als Zeugnis dessen dienen, was damals wirklich geschah.«
    »Amen«, fügte Linde leise hinzu, als handelte es sich um ein Gebet. Winka hatte sie nach außen hin unsichtbar gemacht, aber nicht füreinander, deshalb konnte Rhosmari ihr Gesicht sehen. Es war bleich und angespannt. Linde ging einige Schritte auf dem Ast entlang, der so breit war, das sechs Feen nebeneinander gehen konnten, ohne sich zu berühren. Dann band sie sich zur Sicherheit an einem stabilen Zweig fest. Winka folgte ihrem Beispiel, nachdem sie Rhosmari ein letztes Mal die Hand gedrückt und »Möge die Gärtnerin dir helfen« geflüstert hatte.
    Zischend und Funken sprühend stieg ein Zauber über den gegnerischen Linien auf und flog in hohem Bogen über die Eichenwelt. Doch statt dahinter ins Gras zu fallen, blieb er über der Eiche stehen und tauchte den Garten in fahles Licht. Und dann brach der äußere Abwehrzauber und die Armee der Kaiserin stürzte den Eichenfeen entgegen.
    »Wie viele das sind«, flüsterte Pechnelke.
    »Jetzt!«, rief Dorna unter ihnen, und augenblicklich wuchsen sie und ihre Bogenschützen zur Größe von Menschen heran und schossen ihre Pfeile in einem weiten Bogen über die Wiese. Treffen würden sie auf diese Weise nicht viel, dachte Rhosmari. Die Bogenschützen hatten kaum Zeit gehabt, die Soldaten der Kaiserin zu sehen, geschweige denn auf sie zu zielen.
    Eine im Sturzflug herabstoßende Fee in Gestalt eines Falken warf einen Zauber, dass die Äste der Eiche krachend aneinanderschlugen. Rhosmari zog an dem Seil, an dem sie hing, um sich zu vergewissern, dass es gut festgebunden war. Von den Bogenschützen unter ihr stieg erneut ein Pfeilhagel auf.
    Diesmal flogen die Pfeile weiter, aber die Armee der Kaiserin ließ sich davon nicht aufhalten. Immer mehr schemenhafte Gestalten glitten zwischen den Bäumen hervor. Schlanke weibliche Feen rannten über die Wiese und waren abwechselnd sichtbar und unsichtbar, während männliche Feen in Gestalt von Hunden und Füchsen neben ihnen herjagten oder als Vögel jeglicher Größe und Gestalt von den Baumkronen aufflogen. Und alle schienen völlig unbekümmert um ihre Sicherheit und wichen den Geschossen nicht einmal aus, die auf sie niederregneten.
    Und sie durchbohrten .
    »Die Soldaten sind nur eine Illusion!«, rief Linde. »Sie existieren gar nicht wirklich!«
    Doch die Feen der Eiche hatten den Trick bereits durchschaut und hoben ihn mit einem Gegenzauber auf. Noch während Linde sprach, lösten sich plötzlich zwei Drittel der über die Wiese eilenden Schatten auf. Nur ein verstreuter Rest blieb übrig. Eine Fee sah sich

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