Rhosmari - Retterin der Feen
Waffen.
»Rebellen und Feen der Eiche, ihr könnt diese Schlacht nicht gewinnen. Legt die Waffen nieder und ergebt euch, oder ich reiße euren geliebten Baum auseinander.«
Mühsam richtete Rhosmari sich auf. Wo war die Kaiserin? Offenbar hatte sie ihre Stimme durch einen Zauber hierherprojiziert, denn sie selber war nirgends zu sehen. Dass eine Fee über eine so gewaltige Zauberkraft verfügte, schien unglaublich – doch nach dem, was Rhosmari soeben erlebt hatte, konnte kein Zweifel daran bestehen, dass Jasmin ihre Drohung wahrmachen würde.
Dagegen schien mit ihren Soldaten etwas nicht zu stimmen. Einige schwankten und mussten sich auf ihre Waffen stützen, andere standen mit gesenkten Köpfen und herunterhängenden Armen da. Nur wenige wie Veronica und die Schwarzen Flügel machten weiter einen wachen Eindruck. Mit einem Mal begriff Rhosmari, was hier vorging. Der Atem stockte ihr.
»Die Kaiserin zieht die Zauberkraft aus ihren Gefolgsleuten, um ihre eigene Kraft zu vergrößern«, sagte Pechnelke bestürzt.
Natürlich. Genauso hatte sie es ja schon in der Vergangenheit gemacht. Sie hatte die Spaltung mithilfe der Zauberkraft der Eichenfeen vollzogen und jetzt benützte sie die Zauberkraft ihrer Soldaten auf dieselbe Weise. Nur deshalb war sie so stark, dass sie sogar die Eiche zerstören konnte.
»Aber das heißt, dass wir sie nicht aufhalten können«, flüsterte Linde. »Dazu müssten wir alle ihre Untertanen töten …«
»Was zögert ihr noch?«, rief die Kaiserin. Sie klang ungeduldig. »Die Entscheidung ist doch nicht schwierig. Wollt ihr die Eiche behalten oder muss ich sie zerstören?« Der Stamm begann wieder zu schwanken, und Rhosmari und ihre Gefährtinnen verloren auf ihrem Ast das Gleichgewicht und fielen hin. Die Wissenskapsel fiel Rhosmari aus den Händen und rollte zum Rand des Astes. Rhosmari warf sich auf den Bauch und bekam sie im letzten Moment noch zu fassen.
»Es würde mich schmerzen, eine so schöne Feenwelt zu zerstören«, fuhr die Kaiserin fort. Sie klang jetzt wieder zuckersüß. »Ich will auch gar nicht euren Tod, sondern nur euren Gehorsam. Können wir diesen törichten Streit nicht beenden und in Frieden zusammenleben? Ich bin bereit, euch alle zu begnadigen – wenn ihr mir dafür Rhosmari, Tochter der Celyn, als Gefangene ausliefert.«
Eine furchtbare Stille kehrte ein. Rhosmari pochte das Blut in den Ohren. War Jasmin deshalb mit ihrer Armee zur Eiche gezogen? Nicht um die Rebellen zu vernichten, sondern um Rhosmari gefangen zu nehmen?«
»Wenn Ihr stark genug seid, uns zu besiegen«, rief Rob, »warum tut Ihr es nicht einfach und holt Euch Rhosmari selbst? Ich glaube, Ihr seid gar nicht so stark, wie Ihr uns glauben machen wollt, Majestät.« Das letzte Wort sagte er mit beißendem Spott. »Die Eiche zu zerstören, wird alle Kraft aufbrauchen, die Ihr noch übrig habt, und Eure Soldaten werden nicht mehr kämpfen können. Und soviel der Sieg heute Abend auch kostet – er gehört uns, nicht Euch.«
Rhosmari umklammerte die Wissenskapsel. Meinte Rob das wirklich so, wie es klang?
»Tatsächlich?«, sagte die Kaiserin. »Ach, mein lieber Robin, du hältst dich ja für so schlau, dabei warst du immer schon ein wenig kurzsichtig. Selbst wenn du meine Streitmacht heute bis auf die letzte Fee töten solltest – und ich weiß ganz genau, dass du diese Drohung nie wahrmachen würdest –, kannst du meine Flucht doch nicht verhindern. Und dann brauche ich nur eine neue Armee aufzustellen und hierher zurückzukehren. Das braucht seine Zeit, aber ich habe Geduld. Schließlich könnt ihr mir meine Gefolgsleute jetzt nicht mehr wegnehmen … und mich auch nicht daran hindern, dass ich euch welche wegnehme.«
Die Eichenfeen wechselten misstrauische Blicke. »Was soll das heißen?«, fragte Rob.
»Das sind doch nur leere Drohungen«, meldete sich Garan zu Wort. Er klang ruhig und zuversichtlich. »Solange wir den Namensstein besitzen, können wir die Sklaven der Kaiserin so schnell befreien, wie sie sich neue zulegen kann.«
»Den Namensstein?«, fragte Jasmin. »Meinst du … diesen Stein?«
Mit einem Blitz nahm die Kaiserin mitten auf dem Rasen Gestalt an. Auf ihrer ausgestreckten Hand lag ein glatter weißer Kiesel.
»Das ist nur eine Täuschung«, rief Linde wütend. »Bestimmt. Garan hat den Stein, die Kaiserin will uns nur durch einen Trick dazu bringen zu verraten, wo er ist.«
»Ich weiß, dass du glaubst, du hättest den Stein noch, Garan, Sohn des Gwylan«, fuhr
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