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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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versucht, Krankenwagen zu rufen, aber Telefon geht nicht … Handy auch nicht … muss an der Kaiserin liegen …«
    Dorna drehte sich um und packte Broch am Ellbogen. »Wir müssen sofort zu ihr.«
    »Ich bin kein ausgebildeter Heiler«, protestierte Broch, aber Dorna zog ihn schon den Gang entlang. »Und das Haus ist von Eisen umgeben …«
    »Dann musst du Klinge eben am Leben halten, bis wir das Eisen weggeschafft haben«, erwiderte Dorna kurz angebunden. »Denn ich stehe hier nicht untätig herum und sehe zu, wie Klinge stirbt.« Sie streifte ihm Bogen und Köcher von den Schultern und legte sie auf den Boden, ließ ihre eigenen Waffen danebenfallen und schob ihn zum Eingang des Tunnels. »Genug gejammert! Los!«
    Timothy lehnte sich an die Wand. »Ich muss auch zurück«, sagte er. »Ich muss nur … kurz verschnaufen.« Er sank zu Boden und ließ den Kopf zwischen die Knie fallen.
    Rhosmari blickte von ihm zu den Waffen, die vergessen mitten im Gang lagen. Der Bogen von Broch war zu schwer, aber der von Dorna müsste passen. Verstohlen und ohne Timothy aus den Augen zu lassen, machte sie einen Schritt darauf zu.
    »Okay«, sagte Timothy und rappelte sich wieder auf. »Ich kehre ins Haus zurück.« Er sah Rhosmari bittend an. »Kommst du mit?«
    Rhosmari spürte den Köcher warm auf der Schulter und der Bogen in ihrer Hand fühlte sich stark und zweckmäßig an. Sie hatte ihn unsichtbar gemacht, wäre aber trotzdem fast vor Timothys eindringlichem Blick zurückgewichen. »Ich kann nicht«, sagte sie.
    »Nur ganz kurz. Bitte.«
    Rhosmari kaute auf den Lippen. Ohne nähere Erklärung konnte sie die Bitte nicht ablehnen. Die einzige Alternative wäre zu lügen – aber ihr Theaterbesuch lag so lange zurück, dass sie sich das nicht mehr zutraute.
    Vielleicht konnte sie einige Schritte hinter Timothy zurückbleiben, solange sie durch den breiteren Teil des Tunnels gingen, und Pfeil und Bogen unbemerkt am Eingang der Röhre zurücklassen. Sie würde kurz ins Haus mitkommen und anschließend hierher zurückkehren und die Waffen holen. Timothy brauchte von ihrem Plan nichts zu erfahren.
    »Also gut«, sagte sie. »Geh du voraus.«
    Peri lag auf dem Sofa. Sie trug einen blutgetränkten Verband an der Schulter, ein zweiter Verband war fest um ihre Seite gewickelt. Ihre Augen waren geschlossen, das Gesicht so weiß wie ihre Haare. Sie zuckte nicht einmal zusammen, als Broch mit den Fingern vorsichtig die eine und dann die andere Wunde berührte. Paul saß daneben und hielt die Hand seiner Frau in beiden Händen. In seinen Augen lag eine so schreckliche Angst, dass Rhosmari wegsehen musste.
    »Ich habe die Blutung gestoppt«, sagte Broch und richtete sich auf. Er war inzwischen fast so blass wie Peri und Dorna fasste ihn am Arm, um ihn zu stützen. »Aber sie ganz zu heilen, übersteigt meine Kraft. Sie mag noch einige Stunden leben, aber ihr müsst das Eisen aus dem Haus entfernen und weitere Feen als Heiler hinzuziehen, sonst stirbt sie.«
    »Wie können wir das, solange die Kaiserin vor der Tür wartet?«, wollte Dorna wissen. »Sobald wir das Eisen wegnehmen, brennt sie das Haus nieder oder lässt es einstürzen und dann sind wir alle tot.«
    »Nicht solange der Waffenstillstand andauert«, erwiderte Timothy. »Ich erledige das, am besten gleich.« Er nahm seinen eisernen Anhänger und die Ringe vom Tisch und rannte nach draußen. Klirrend fiel die Glastür hinter ihm zu.
    Paul schloss die Augen. Der Kummer hatte sich tief in sein Gesicht gegraben. Er führte Peris Hand zum Mund, hielt sie einen Moment lang dort, legte sie behutsam wieder hin und entfernte sich mit seinem Rollstuhl vom Bett. »Du hast uns sehr geholfen«, sagte er zu Broch. »Du hast getan, was du konntest, aber jetzt solltest du zur Eiche zurückkehren.«
    In seiner Stimme lag eine Bitterkeit, die Rhosmari nur zu gut kannte: Er stand in diesem Augenblick kurz davor, alle Feen zu hassen. Und wie konnte sie es ihm verdenken, wo er und seine Frau die Eichenfeen doch jahrelang beschützt und versorgt hatten, ohne je einen Lohn dafür zu empfangen? Wenn Peri ihrem früheren Volk nicht so treu gedient hätte, wären sie und Paul – und auch Timothy – nie in diese Schlacht verwickelt worden.
    »Mich wirst du nicht so leicht los«, sagte Dorna zu Paul. »Sobald Timothy das Haus gereinigt hat, kehre ich mit Llinos und Rob und allen Heilern, die ich kriegen kann, zurück, und wenn ich dafür Königin Baldriana persönlich herschleppen muss. Klinge wird

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