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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Das war wenig Zeit – aber es würde reichen. Es musste reichen. »Gut«, sagte Rhosmari, den Blick auf das schwarze Loch gerichtet, das einmal die Treppe gewesen war. »Du hast es mir ausgerichtet und kannst zu den anderen zurückkehren.«
    »Was willst du tun?«, fragte Linde.
    »Das, was ich tun muss«, sagte Rhosmari und trat über den Rand ins Leere.

ACHTZEHN

    Ihre Flügel öffneten sich von selbst, füllten sich mit Luft und verlangsamten ihren Fall. Langsam schwebte Rhosmari in die Tiefe, vorbei an abgerissenen Stegen und geborstenen Böden, den letzten Überresten der großen Treppe. Sie kreiste über den Trümmern, die den Boden der Eiche bedeckten, bis sie einen Platz zum Landen fand.
    Der Staub, den sie aufwirbelte, war so dick, dass sie fast erstickte. Sie musste husten, bis ihr die Augen tränten. Sie hielt sich einen Ärmel vor das Gesicht und stieg über Balken und Bretter in Richtung des östlichen Wurzelgangs. Vielleicht fand sie in einem Lagerraum, was sie brauchte. Andernfalls musste sie sich unsichtbar machen und im Garten suchen.
    »Hilfe!«, rief eine erstickte Stimme. »Bitte hilf uns!«
    Rhosmari glaubte im ersten Moment, die Stimme komme von unter ihr und eine ganze Gruppe von Feen liege unter den Ruinen der Treppe begraben. Doch während sie noch über einige zerbrochene Tritt- und Setzstufen kletterte und sich unter einem umgestürzten Balken hindurchduckte, begriff sie, dass die Rufe von weiter vorn kamen. Mühsam arbeitete sie sich darauf zu. Ein Brett begann unter ihren Füßen zu wackeln und sie wäre fast gestürzt. Endlich stand sie vor der Küchentür.
    »Die Treppe ist eingestürzt«, rief sie den Feen dahinter zu. »Und ich kann das viele Holz, das hier herumliegt, nicht beiseiteschaffen. Ihr müsst warten, bis die anderen euch herausholen.«
    Als erste Antwort kam nur Stöhnen. Doch dann hörte sie Holly energisch sagen: »Wir kommen hier schon zurecht. Schicke uns bitte Hilfe, so schnell du kannst.«
    Rhosmari kletterte über die letzten Trümmer, sprang auf den Boden und wischte sich den Staub von den Händen. Der Gang hinter dem Torbogen war frei. Das Wurzelwerk der Decke und die mit Kieseln verstärkten Wände waren unbeschädigt. Rhosmari entzündete einen Leuchtzauber und machte sich auf den Weg in Richtung Ausgang.
    Sie war erst einige Schritte gegangen, da sprach eine männliche Fee sie aus dem Dunkel an. Seine Stimme klang vor Erschöpfung heiser. »Rhosmari?«
    Das Licht ihres Leuchtzaubers fiel auf ein Gesicht. »Broch«, sagte sie erstaunt, »wie kommst du hierher?«
    »Wir sind durch den Tunnel unter der Hecke gekommen«, sagte er. »Dorna hat ihn mir gezeigt.«
    »Aber Dorna ist …«, begann Rhosmari, da trat die schwarzhaarige Fee auch schon neben Broch und sah sie finster an.
    »Ich bin was?«, wollte sie wissen.
    Rhosmari biss sich auf die Lippen. Sie musste jetzt stark sein. Wenn ihr Plan gelingen sollte, durfte sie keinen Moment die Fassung verlieren. »Wir glaubten, du seist tot«, sagte sie.
    »Verständlich«, meinte Dorna. »Das wäre ich wahrscheinlich auch gewesen, wenn Broch nicht gekommen wäre und mich geheilt hätte. Ich hatte einen Schlag auf den Kopf abbekommen, der mir fast den Schädel zertrümmert hätte.«
    »Der dir den Schädel zertrümmert hat «, verbesserte Broch. Er klang so trocken wie sonst, aber seine Augen flackerten und er hielt Dorna an der Schulter gepackt, als fürchte er, sie loszulassen.
    »Tja, nun.« Dorna räusperte sich. »Wir wollen das jetzt nicht vertiefen. Wohin willst du denn?« Sie sah Rhosmari mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich dachte, du solltest die Schlacht dokumentieren?«
    »Ich …«, setzte Rhosmari an, doch da ging am anderen Ende des Gangs die Tür zum Tunnel auf und der Strahl einer Taschenlampe schnitt durch die Dunkelheit.
    »Ist da jemand?« Timothys Stimme klang vor Verzweiflung brüchig. »Egal wer! Bitte!«
    Broch und Dorna wechselten einen Blick, aber Rhosmari zögerte nicht, drängte an den beiden Feen vorbei und eilte Timothy entgegen.
    »Peri«, keuchte Timothy, als sie vor ihm stand. Er hielt sich die Seite. Offenbar war er, so schnell er konnte, durch die Röhre gekrochen und durch den Tunnel gerannt. »Wir brauchen jemanden, der sie heilt. Sofort.«
    »Klinge?« Dorna war zu ihnen getreten und sah Timothy fassungslos an. »Was ist passiert?«
    »Sie liegt im Sterben«, sagte Timothy schweratmend. »Sie hat so viel Blut verloren, dass wir sie nicht transportieren können … wir haben

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